Staatsanwalt sicher: Kita-Mitarbeiter missbrauchte reihenweise Kleinkinder

Dresden - Es war schwer zu ertragen, was die Staatsanwältin mit der Anklage gegen Lukas B. (27) verlas. Der pädagogische Mitarbeiter der Dresdner Kita "Abenteuerland" missbrauchte reihenweise Kleinkinder in der Einrichtung. Dabei fotografierte er seine Schandtaten sogar. Nun ist Prozess am Dresdner Landgericht.

Lukas B. (27) verging sich reihenweise an Krippenkindern. Nun ist Prozess am Landgericht Dresden.
Lukas B. (27) verging sich reihenweise an Krippenkindern. Nun ist Prozess am Landgericht Dresden.  © Peter Schulze

Als die Staatsanwältin die Vorwürfe verlas, war Schluchzen im Saal zu hören. Die Mütter der betroffenen Kinder konnten ihre Tränen nicht zurückhalten.

Der pädagogische Mitarbeiter, der seit April 2018 in der Einrichtung im Stadtteil Strehlen arbeitete, missbrauchte die Kleinkinder, während sie schliefen!

Die Opfer waren zwischen einem und drei Jahren alt und ihm schutzlos ausgeliefert.

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Im Oktober 2020 meldeten sich Eltern eines Kindes bei der Polizei.

Ihr Kind, so klein es war, hatte ihnen verständlich gemacht, dass Lukas B. Dinge tat, die ein Kind überhaupt nicht verstehen kann. Diese Schilderungen waren für die Kripo so alarmierend, dass sie sofort in die Kita einrückte, Lukas B. vorläufig festnahm und auch seine Wohnung durchsuchten.

Dort fand sich reichlich Beweismaterial.

Neben 56.000 Kinderporno-Dateien, die den Missbrauch von zum Teil gefesselten Kindern zeigen, auch zahlreiche selbst erstellte Missbrauchsbilder aus der Kita.

Missbrauchte der Angeklagte auch ein Nachbarskind?

In der Kita in Dresden-Strehlen wurde der pädagogische Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz festgenommen.
In der Kita in Dresden-Strehlen wurde der pädagogische Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz festgenommen.  © Steffen Füssel

Allerdings: In der Anklage befinden sich "nur" die sieben Opfer, die auf den zahlreichen Fotos wiedererkannt wurden.

Das Kind der Eltern, die den Fall zur Anzeige brachten, taucht trotz Verdachts nicht in der Anklage auf.

Dagegen wirft die Staatsanwältin Lukas B. auch vor, ein achtjähriges Nachbarskind mehrfach missbraucht zu haben.

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Unter Ausschluss der Öffentlichkeit machte der Angeklagte über Stunden seine Aussage. Ein Urteil soll im November fallen.

Das sagt Dresdens oberste Kita-Chefin

Sabine Bibas (56), Chefin der Dresdner Kindertagesstätten, war zum Prozessauftakt gegen Lukas B. (27) im Landgericht Dresden.
Sabine Bibas (56), Chefin der Dresdner Kindertagesstätten, war zum Prozessauftakt gegen Lukas B. (27) im Landgericht Dresden.  © privat

Kopfschüttelnd nahm auch Sabine Bibas (56) die Anklage zur Kenntnis.

Die Chefin der Dresdner Kindertagesstätten war beim Prozessauftakt dabei: "Mit gesundem Menschenverstand ist das nicht erklärbar", sagt sie. "Ich bin den Eltern dankbar, dass sie zur Polizei gingen und dass alles beendet wurde."

Seither ist Bibas immer wieder zu Gesprächen in der Kita mit Eltern und vor allem Erzieherinnen im "Abenteuerland".

"Sie sind alle schwer betroffen. Das war ein unfassbarer Vertrauensbruch. Es ist furchtbar. Man ist so hilflos, wenn man ein Kind nicht hat schützen können ..."

Bei seiner Einstellung hatte Lukas B. sowohl ein blitzsauberes polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt als auch dafür unterschrieben, dass gegen ihn nichts vorliegt. Als der Vorwurf bekannt wurde, gab es die fristlose Kündigung.

"Doch auf seinem Facebook-Account steht nach wie vor, dass er Erzieher in der Kita wäre. Dagegen gehen wir jetzt juristisch vor", so die Betriebsleiterin, die auf eine "deutliche" Verurteilung hofft.

Titelfoto: Peter Schulze

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