Dresden - Ganz normale Bürger? Am Mittwoch mussten die Zwickauer Freunde des verurteilten NSU-Unterstützers André E. (46) und seiner wegen Terrorunterstützung angeklagten Frau Susann E. (44) vor dem Oberlandesgericht Dresden aussagen. Kaum einer will etwas vom Neonazi-Treiben bemerkt haben. Doch an den Aussagen bestehen erhebliche Zweifel.
"Dass sie so offen ist, so quirlig und laut", sagt Doreen B. (41), sei das, was sie an Susann E. schätzt.
"Man kann sich immer auf sie verlassen." Eigentlich habe man sich jeden Freitag getroffen. Doch bei all der Geselligkeit soll das Thema Politik nie angeschnitten worden sein.
Nicht einmal dann, als Susanns Mann André E. verhaftet wurde. Eine rechte Gesinnung bei dem Ehepaar? "Das wüsste ich jetzt nicht", so die Zeugin.
"Da habe ich mir keine Gedanken gemacht. Über irgendwelche schweren Themen haben wir nicht gesprochen." Das Gedenkbild an die beiden verstorbenen Terroristen Uwe Mundlos (†38) und Uwe Böhnhardt (†34), das zentral über dem Fernseher im Wohnzimmer hing, will sie beim Besuch auch nicht gesehen haben.
So wie auch alle anderen vier Zeugen, die am Mittwoch vernommen wurden und die zuvor bei Susann E. zu Besuch waren. "Ich bin gegen Extremismus jeglicher Art", sagt Markus P. (43), der Dutzende Male mit André E. einen Stammtisch veranstaltete und ihn auf dem Metal-Festival "Gößnitz Open Air" auch oberkörperfrei sah.
Unverständnis bei der Richterin
"Die, jew die" ("Stirb, Jude stirb") stand da - Markus P. erinnerte sich am Mittwoch nicht mehr. Auch nicht an "Schwarze Sonnen", die er allerdings als Symbol der rechtsextremen Szene kenne und mit denen er sich selbst in sozialen Medien zeigt.
Auch besuchte er André E. noch nach dem Auffliegen in der Haft.
Lediglich Stefanie S. (43) gibt - nachdem sie das Ehepaar zuerst als "normale Bürger" bezeichnet hatte - zu, dass André E. eine rechte Einstellung hatte, so wie sie auch. Anders ihr Lebensgefährte Manuel W. (44): "Ich bin neutral, war ich damals auch", sagt er zu seiner politischen Einstellung und über das Ehepaar E: "Das gleiche wie bei mir, auch neutral."
Unverständnis bei der Richterin, denn 2012 hatte Manuel W. André E. noch als "stramm rechts" bezeichnet, dieser würde "bis auf die Judenvergasung das Dritte Reich ganz okay" finden - eine Einstellung, die Manuel W. laut seiner Aussage 2012 teile. "Das kann ich jetzt nicht erklären", so der Zeuge. Der Prozess wird fortgesetzt.