NSU-Terroristin im Zeugenstand: Über die Morde spricht Zschäpe nicht so gerne

Dresden - Eigentlich geht es im vorerst letzten NSU-Prozess um Susann E. (44): Sie soll das NSU-Trio im Untergrund unterstützt haben. Zur Anklage kam das durch eine Aussage der verurteilten Terroristin Beate Zschäpe (50). Diese sagte am Mittwoch erstmals in freier Rede und öffentlich über mehrere Stunden vor Gericht aus.

Beate Zschäpe (50) musste gestern als Zeugin gegen ihre Freundin aussagen. (Archivfoto)
Beate Zschäpe (50) musste gestern als Zeugin gegen ihre Freundin aussagen. (Archivfoto)  © DPA

Ein wenig Tönung in den Haaren, ein wenig älter, auf Mode bedacht und voller Selbstbewusstsein: "Ich fühle mich gut", sagt die Terroristin, lächelt und beschwert sich anschließend, dass sie nochmal über die Morde reden solle.

Schließlich ginge es doch um Susann E. Ihr Urteil habe sie angenommen, bei anderen sei sie etwas verwundert: "Ich hätte eigentlich gedacht, dass er mehr bekommt", sagt sie über André E. (46), Ehemann der letzten Angeklagten.

Denn sie bestätigt in ihrer Aussage immer wieder, wie wichtig das Ehepaar für das Trio im Untergrund war. So sei der Umzug der beiden von Chemnitz nach Zwickau mitentscheidend gewesen, dass auch das Trio dorthin zog. Da habe man aber nur Kontakt zu André E. gehabt. Erst ein Wasserschaden in der Wohnung Polenzstraße habe das geändert.

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Denn da stand die Polizei plötzlich vor Zschäpes Tür: "Ich wurde gefragt, ob ich Lise Dienelt bin", sagt sie in Bezug auf ihren Tarnnamen. "Die gab's ja aber nicht. Da habe ich auf die Daten von Frau E. geswitcht."

Der Senat muss darüber entscheiden, was Susann E. von dem Naziterror wusste.
Der Senat muss darüber entscheiden, was Susann E. von dem Naziterror wusste.  © Sebastian Kahnert/dpa
Vor dem Gericht gab es Protest.
Vor dem Gericht gab es Protest.  © Sebastian Kahnert/dpa

Susann E. laut Beate Zschäpe "lustige, zuvorkommende Person"

Susann E. (44) muss sich wegen Unterstützung des NSU in Dresden verantworten.
Susann E. (44) muss sich wegen Unterstützung des NSU in Dresden verantworten.  © Sebastian Kahnert/dpa

Persönlich gekannt haben, will sie sie da aber noch nicht. Kurz darauf habe sie das Paar aber zusammen mit Uwe Böhnhardt (†34) und Uwe Mundlos (†38) in deren Wohnung besucht. Schnell sollen beide Frauen beste Freundinnen geworden sein:

"Ich kenne sie als sehr lustige Person, zuvorkommende Person, empathisch, sie kann aufbrausend sein", so Zschäpe. "Sie ist eine sehr gute Mutter für die Kinder." Über Politik habe man angeblich kaum gesprochen, doch von den Banküberfällen wusste Susann E. laut Zschäpe.

Allerdings machte sie widersprüchliche Angaben, ob sie oder André E. ihr zuerst davon erzählt haben. Von den Morden, die Zschäpe nur als "die anderen Sachen" beschreibt, habe Susann E. nichts gewusst.

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Am Tag ihrer Selbstenttarnung habe sie diese lediglich André E. gegenüber gestanden. Offenbar ein Thema, mit dem sich Zschäpe auch nach über 14 Jahren Haft nicht auseinandersetzen will: "Ich meine, dass ich mich ein bisschen unwohl fühle", beschwert sie sich. "Ich habe das Gefühl, dass ich auf der Anklagebank sitze."

Sie habe das ja mitgetragen, aber hier ginge es doch um Susann E. Erst nach einer Prozesspause beantwortet sie Fragen zu den Morden, will aber dort kaum Details gewusst haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Montage: Sebastian Kahnert/dpa

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