200.000 Euro für IS-Terroristen in Syrien gesammelt: Vier Männer angeklagt

Hamburg - Sie sollen ein europaweites Spenden-Netzwerk für den IS aufgebaut und Hunderttausende Euro gesammelt haben. Jetzt stehen vier Männer in Hamburg vor Gericht. Die Anklage: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung!

Auch Jahre nach dem militärischen Niedergang des IS in Syrien und im Irak versuchen dessen Unterstützer, gezielt Spendengelder einzusammeln.  © David Hammersen/dpa

Am Montag hat vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg ein aufsehenerregender Terrorprozess begonnen.

Vier Männer im Alter zwischen 35 und 45 Jahren müssen sich wegen mutmaßlicher finanzieller Unterstützung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verantworten, wie ein Pressesprecher gegenüber TAG24 bestätigte.

Laut Bundesanwaltschaft sollen sie ein internationales Spendennetzwerk betrieben und insgesamt rund 200.000 Euro für die Terrormiliz gesammelt haben.

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Die Spendenkampagnen starteten laut Ermittlern ab 2022. Ein besonders brisanter Vorwurf: Einer der Angeklagten soll schon vor der Gründung der mutmaßlichen Vereinigung 65.000 Euro allein an IS-Mitglieder überwiesen haben.

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Spenden via Telegram - Für IS-Kämpfer und inhaftierte Frauen

Im Fall einer Verurteilung drohen den vier Männern im Alter zwischen 35 und 45 Jahren mehrjährige Haftstrafen. (Archivfoto)  © Jonas Walzberg/dpa

Kern der Vorwürfe: Die Angeklagten sollen über das soziale Netzwerk Telegram gezielt Spenden angeworben und weitergeleitet haben - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Belgien und Frankreich.

Die Gelder sollen nach Angaben vor allem weiblichen IS-Anhängerinnen in kurdischen Gefangenenlagern zugutegekommen sein, teilweise aber auch für Kämpfer der Terrorgruppe bestimmt gewesen sein.

Die Bundesanwaltschaft sieht in dem Fall mehr als nur Einzelaktionen: Die Männer hätten sich zu einer kriminellen Vereinigung zusammengeschlossen, um den Fortbestand des IS auch nach dessen militärischer Niederlage zu sichern.

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Alle vier Männer stammen aus Tschetschenien, zwei lebten zuletzt in Berlin, einer in Hamburg und einer im Kreis Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein). Sie wurden bereits 2023 festgenommen und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft, so das Hamburger Abendblatt.

Zum Prozessauftakt äußerten sich die Angeklagten nicht. Ihre Verteidiger kündigten jedoch an, dass im Laufe des Verfahrens mit Aussagen zu rechnen sei.

Einer der Anwälte übte scharfe Kritik an der Anklage. Seiner Auffassung nach wird darin nicht ausreichend belegt, ob es sich bei den Empfängern der Zahlungen tatsächlich um IS-Mitglieder handelte.

Der Staatsschutzsenat hat insgesamt 18 weitere Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird voraussichtlich bis Mitte Oktober 2025 andauern.

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