Block-Prozess: Vater der Kinder hatte "Todesangst"

Hamburg - Am neunten Tag des Kindesentführungs-Prozesses gegen Christina Block (52) rückte Ex-Sportmoderator Gerhard Delling (66) in den Fokus. Der Lebensgefährte der Unternehmerin war als Nächster an der Reihe, sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zu äußern. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Gerhard Delling (66) zusammen mit Block-Anwalt Ingo Bott (42, l.) vor dem Hamburger Landgericht.
Gerhard Delling (66) zusammen mit Block-Anwalt Ingo Bott (42, l.) vor dem Hamburger Landgericht.  © Marcus Brandt/dpa

Der Anwalt von Delling hatte bereits zu Beginn des Prozesses angekündigt, dass sich sein Mandant einlassen wolle.

Dem 66-Jährigen wird Beihilfe zur schweren Entziehung Minderjähriger, zur gefährlichen Körperverletzung, zur Freiheitsberaubung und zur Misshandlung Schutzbefohlener vorgeworfen.

Die zuständige Jugendschutzkammer hat allerdings bereits vor Prozessbeginn darauf hingewiesen, dass bei Delling auch eine "mittäterschaftliche Verurteilung in Betracht kommt".

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Dieser soll unter anderem die Anreise von Block nach Baden‑Württemberg organisiert und anschließend die Rückkehr der Kinder nach Hamburg koordiniert haben.

Zusätzlich wird er laut Ermittlungsberichten verdächtigt, nach der Entführung der Kinder gegenüber der Polizei falsche Angaben zum Verbleib von Blocks Handy gemacht zu haben.

Update, 16.28 Uhr: Hensel hoffte, dass die Familie Block hinter der Entführung steckt

Er habe sich daraufhin humpelnd nach Hause geschleppt und dort sowohl seine Frau als auch seinen Anwalt von der Meden informiert. Er erinnert sich an den Gedanken: "Ich weiß noch, wie ich dachte: 'Hoffentlich war es die Familie Block'."

Zur Rolle der Polizei äußert sich Hensel zwiespältig: Die Polizei sei zu spät gekommen – "aber vielleicht auch nicht", denn es handelte sich laut ihm um eine "Militäroperation, die generalstabsmäßig vorbereitet war". Und weiter: "Wenn die Polizei sie [die Entführer] angehalten hätte, dann weiß ich nicht, ob sie nicht auch bewaffnet gewesen wären und was dann mit den Kindern passiert wäre."

Der Prozess wird am morgigen Mittwoch mit der Vernehmung Hensels fortgesetzt.

Update, 16.22 Uhr: Hensel: "Ich hatte Todesangst"

Schon auf dem Weg zum rund 150 Meter entfernten Hafen seien zwei "sehr schnelle" Autos mit deutschen Kennzeichen an der Familie vorbeigefahren – damals habe Hensel das noch als Zufall in der Touristengegend gewertet. "Im Nachhinein muss ich sagen: Man hat vermutlich unser Haus beobachtet", so der 51-Jährige.

Am Hafen angekommen sei das "Geböllere" für die gemeinsame Tochter von Hensel und seiner Frau zu laut gewesen, weshalb A. mit dem kleinen Kind nach Hause ging und Hensel mit seinen Kindern auf eine ruhigere Terrasse eines geschlossenen Restaurants auswich. Dort, kurz vor Mitternacht, sei es dann zu einem Überfall gekommen. "Ich drehte mich um und sah fünf maskierte Männer auf uns zurennen", schildert Hensel. Er sei zu Boden geworfen, seine Kapuze ihm ins Gesicht gezogen worden, um ihn am Schreien zu hindern.

Währenddessen habe er die immer wieder Kinder schreien hören. "Ich hatte Todesangst", sagt Hensel. Einer der Angreifer habe ihn mit dem Knie fixiert, andere hätten ihn getreten – in den Unterleib und gegen den Kopf. "Es fühlte sich an, als wolle man mich mit Draht oder einer Schnur wegziehen. Ich bekam permanent Schläge."

Irgendwann seien die Kinder verstummt und man habe von ihm abgelassen. Um seinen Kindern zu zeigen, dass er nicht tot ist, richtete Hensel sich nach eigener Aussage auf und versuchte, eines der zwei Fluchtautos der Entführer mit einem Schloss zu treffen.

Ohne Erfolg. Er habe noch mitbekommen, wie eines der Autos ein "Hupzeichen" gegeben habe, "als wären noch andere Teams im Einsatz".

Update, 16.14 Uhr: "Wir hatten ein schlechtes Bauchgefühl"

Nun zur eigentlichen Silvesternacht: Am Vormittag des 31. Dezember sei seine Tochter Klara (14) zunächst bei einer Freundin gewesen, später habe er sie dort wieder abgeholt. Sein Sohn Theo (11) habe bis etwa 19 Uhr Besuch von einem Freund gehabt. Die älteste Tochter, Johanna, sei am Abend auf eine Silvesterparty gegangen.

Hensel selbst habe den Abend gemeinsam mit seiner Frau und den jüngeren Kindern zu Hause verbracht. "Wir haben Raclette gemacht. Die Kinder hatten sich das gewünscht – genauso wie einen Marzipankuchen", erzählt er. Um 18 Uhr habe man die Neujahrsansprache des Königs im Fernsehen verfolgt. Doch trotz der festlichen Stimmung sei ein mulmiges Gefühl geblieben – zurückzuführen auf die Ereignisse rund um den 21. Dezember und die mutmaßliche Überwachung seines Hauses.

"Wir hatten ein schlechtes Bauchgefühl", so Hensel. Gegen 23.30 Uhr habe die Familie überlegt, nach draußen zu gehen, um das Feuerwerk anzuschauen. Mit dabei waren Theo, Klara, seine Frau Astrid, die gemeinsame Tochter und Hensel selbst.

Update, 16.04 Uhr: Hensel spricht über die Silvesternacht

Stephan Hensel wurde zur Silvesternacht befragt, allerdings nur kurz. Der 60-Jährige wurde von der Richterin gefragt, wie er die Silvesternacht 2023/24 erlebt habe. Seine Antwort: "Für mich hat die Silvesternacht bereits am 21. Dezember 2023 begonnen."

Zunächst ging es in seiner Aussage um eine Paketübergabe, die bereits am Vormittag von dem Chef der Sicherheitsfirma thematisiert worden war. Dabei sollen Mitarbeiterinnen der Sicherheitsfirma vor Hensels Wohnhaus in Dänemark gestanden haben. Hensel erklärt: "Am Weihnachtsabend war ich selbst nicht zu Hause [...] nur meine Frau Astrid war anwesend."

Er berichtete, sein Haus sei mit Überwachungskameras ausgestattet – aus gutem Grund, wie er betont: "Wir hatten ständig das Gefühl, beobachtet zu werden." Die zwei Frauen hätten sich demnach auffällig um das Haus herumbewegt. "Es wurde permanent geklingelt", so Hensel.

Brisant: Hensel verweist auf Videoaufzeichnungen der Kameras. Darauf sei zu hören gewesen: "Wollen wir Feuer machen?" Für ihn stehe fest: "Man hat ganz eindeutig das Haus überprüft."

Während seiner Schilderungen wurde Christina Blocks Ex-Mann immer wieder von der Anwältin des Sicherheitsunternehmens unterbrochen.

Update, 15.38 Uhr: Hensel wird keine Einleitung gestattet

Hensel möchte Angaben machen und gibt unter anderem als Beruf "Berater einer Lebensmittelfirma" an. Ihm wird keine Einleitung von der Richterin gestattet, als Zeuge müsse er nur die Fragen beantworten.

Stephan Hensel (60, l.), Ex-Mann von Christina Block (52) und Vater ihrer Kinder, möchte vor Gericht Angaben machen.
Stephan Hensel (60, l.), Ex-Mann von Christina Block (52) und Vater ihrer Kinder, möchte vor Gericht Angaben machen.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 15.23 Uhr: Der Prozess wird mit der Befragung von Hensel fortgesetzt

Die Pause war länger als angekündigt, nun geht es aber weiter. Mit dem Beschluss, das Vorgehen der Richterin zu bestätigen. Man dürfe in die Beweisaufnahme eintreten, wenn der oder die Angeklagte zuvor Gelegenheit hatte, sich zur Sache einzulassen.

Dafür habe Frau Block sowohl an den letzten als auch am heutigen Prozesstag genug Zeit gehabt. Ein Angeklagter habe nicht das Recht, sich auf Fragen vorzubereiten und so den "Eintritt in die Beweisaufnahme" beliebig hinauszuzögern.

Nun beginnt die Befragung von Stephan Hensel.

Update, 14.44 Uhr: Die Kammer berät sich, der Prozess pausiert

Der Anwalt von S. lobt das "stringente Durchsetzen" der Richterin. Er sehe keinen "Rechtsverlust" und pocht noch mal auf die "dringende Beantwortung" seiner Fragen, nachdem er sich schon auf das "Novum" eingelassen habe, die Fragen doch schriftlich einzureichen.

Er bekomme "Kopfschmerzen", wenn er noch an all die Wochen ohne Termine denke.

Die Kammer zieht sich nach der Beanstandung mehrerer Verteidiger zur Beratung zurück: 15 Minuten Pause.

Richterin Isabel Hildebrandt gerät immer wieder in Diskussionen mit Block-Verteidiger Ingo Bott (42).
Richterin Isabel Hildebrandt gerät immer wieder in Diskussionen mit Block-Verteidiger Ingo Bott (42).  © Marcus Brandt/dpa-Pool/dpa

Update, 14.40 Uhr: Bott will Unterbrechung, Richterin lehnt ab

Frau Block könne sich jederzeit während des Verfahrens immer wieder einlassen, so die Richterin. Bott stört daran, dass man mit der Vernehmung von Herrn Hensel in die Beweisaufnahme rutsche. So habe man ein "prozedurales Durcheinander".

Er bietet an, dass Frau Block Mittwochvormittag die Fragen beantwortet. Die Richterin lehnt das ab und verweist auf den in U-Haft sitzenden Israeli S. "Eine Unterbrechung der Hauptverhandlung ist nicht vertretbar vor dem Hintergrund des Beschleunigungsgebots, was in Haftsachen gilt."

Die Staatsanwaltschaft schließt sich der Richterin an, die Verteidigung habe nicht die Reihenfolge zu bestimmen, wann sich wer äußert. Herr Bott habe zudem schon "rechtsmissbräuchlich erzwungen", dass die Fragen schriftlich eingereicht wurden, so die Staatsanwaltschaft.

Update, 14.21 Uhr: Diskussion zwischen Richterin und Block-Verteidiger

Die Pause ist vorüber. "Sollen die Fragen beantwortet werden?", fragt die Richterin. "Das kann ich noch nicht sagen, weil wir keine Zeit für eine Besprechung hatten", erwidert Bott.

Der Block-Anwalt erklärt, dass die Verteidigung noch keine Gelegenheit hatte, sich mit den erst am gestrigen Montag verschickten Fragen zu beschäftigen. Demnach sei die Einlassung von Frau Block auch noch nicht abgeschlossen.

Dem widerspricht die Richterin. Die Einlassung sei zu dem Zeitpunkt abgeschlossen gewesen, als diese meinte, erstmal keine weiteren Fragen zu beantworten.

Update, 14.08 Uhr: Zeugenvernehmung von Hensel erstmal verhindert

Eigentlich wollte die Richterin mit der Zeugenvernehmung von Stephan Hensel beginnen. Der Anwalt von C. und Bott beanstandet allerdings, mit der Beweisführung zu starten - ohne zuvor die Befragung von Frau Block abgeschlossen zu haben.

Die Richterin erwidert, sie habe nicht gewusst, dass diese sich jetzt doch einlassen will und in Richtung des Anwalts von C. ironisch: "Ich wusste gar nicht, dass sie jetzt auch Verteidiger von Frau Block sind?"

Es folgt eine zehnminütige Pause, in der Bott sich mit Block beraten kann, ob sie die Fragen jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet. Block bleibt allerdings sitzen, nur die Anwälte ziehen sich zur Beratung zurück.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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