Verteidiger kritisiert Strategie der Block-Anwälte: "Kann in einer Katastrophe enden"

Hamburg - Strafverteidiger Dr. Sascha Böttner, Anwalt des geständigen Israeli Tal S. (36), hat in einem NDR-Interview die Strategie der Anwälte von Christina Block (52) rund um Verteidiger Ingo Bott (42) kritisiert. Dieser setzt weiterhin auf einen Freispruch der Unternehmerin. Block wird vorgeworfen, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben zu haben. Sie selbst streitet diese Vorwürfe vehement ab.

Dr. Sascha Böttner (r.) verteidigt den bereits geständigen Tal S. (auf dem Bild nicht zu sehen) im Entführungs-Prozess gegen Christina Block.
Dr. Sascha Böttner (r.) verteidigt den bereits geständigen Tal S. (auf dem Bild nicht zu sehen) im Entführungs-Prozess gegen Christina Block.  © Marcus Brandt/dpa Pool

"Wenn jetzt die Verteidigungsstrategie weiter fortgeführt wird, kann das in einer Katastrophe enden. Das ist wirklich brandgefährlich", so Böttner gegenüber dem NDR. Bei einer Verurteilung drohen Christina Block bis zu zehn Jahre Haft.

Ingo Bott (42) nannte die Anklage zu Prozessbeginn Mitte Juli "dünn, verkürzt" und "fehlerhaft", da sie zentrale Fragen "ausblendet" und "erhebliche Zweifel" lasse.

Der Anwalt kritisiert die "verzerrte" öffentliche Wahrnehmung, zeigte sich damals aber zuversichtlich, dass durch die Einlassung seiner Mandantin "eine richtige, eine nachvollziehbare Geschichte geschildert wird".

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Dass diese manche Fragen nicht beantworten könne, liege daran, dass diese grundsätzlich offenblieben: "Das führt dazu, dass Frau Block am Ende freigesprochen wird."

Der Anwalt von Tal S. hingegen ist überzeugt, dass die "jetzige Beweissituation" nach über 20 Verhandlungstagen bereits für eine Verurteilung ausreiche: "Was haben wir an entlastenden Beweismitteln? Was haben wir an entlastenden Zeugen für Frau Block? Da ergibt sich momentan nicht viel."

Mutmaßlicher Kopf der Entführer soll Darstellung von Christina Block widersprechen

Christina Block (52) mit ihrem Verteidiger Ingo Bott (42).
Christina Block (52) mit ihrem Verteidiger Ingo Bott (42).  © Marcus Brandt/dpa-Pool/dpa

Im Gegenteil: Die überraschende Aussage des zunächst flüchtigen David B. (66) gegenüber der Hamburger Staatsanwaltschaft soll die Steakhouse-Erbin schwer belasten.

Unter anderem widersprach der mutmaßlich ehemalige Mossad-Agent der Darstellung von Christina Block, er und seine Sicherheitsfirma "Cyber Cupula" hätten die Entführung eigenmächtig durchgeführt.

Laut der Aussage der Unternehmerin war B.s Firma für die IT-Sicherheit im Hotel "Grand Elysée" der Familie Block engagiert worden.

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B. sagte jedoch Anfang November aus, er und sein Team - darunter auch der Angeklagte Tal S. - hätten stets nach Anweisungen der Steakhaus-Erbin gehandelt.

Diese seien ihm über den mitangeklagten Familienanwalt Dr. Andreas C. übermittelt worden. Block soll B. zudem noch drei Tage vor der Entführung versichert haben, die Rückholaktion ihrer Kinder aus Dänemark sei legal.

Nach einer dreiwöchigen Unterbrechung, die Ingo Bott beantragt hatte, damit die Verteidigung die nach der Aussage von David B. um Hunderte Seiten angewachsene Aktenlage sichten kann, wird der Prozess am 10. Dezember fortgesetzt.

Ob und wann David B. als Zeuge geladen wird, werde das Gericht aus Rücksicht auf die Sicherheitslage des Israelis nicht öffentlich verkünden, erklärte Gerichtssprecherin Marayke Frantzen bereits an Prozesstag 23.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa Pool

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