Block-Prozess: Richterin liest aus Entführer-Notizbuch, "Einschleusen der Kämpfer"

Hamburg - Am Montag wurde der Kindesentführungs-Prozess gegen Christina Block (52) mit der Zeugenaussage des Hamburger Hafenchefs fortgesetzt. Laut Aussage der Steakhouse-Erbin soll er den Kontakt zu den späteren Entführern hergestellt haben – er selbst bestreitet das am jedoch entschieden. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) wird vorgeworfen, die Entführung ihrer Kinder Theo und Klara in Auftrag gegeben zu haben. Ihr Partner Gerhard Delling (66) ist wegen Beihilfe angeklagt. Beide bestreiten die Vorwürfe.
Christina Block (52) wird vorgeworfen, die Entführung ihrer Kinder Theo und Klara in Auftrag gegeben zu haben. Ihr Partner Gerhard Delling (66) ist wegen Beihilfe angeklagt. Beide bestreiten die Vorwürfe.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 15.47 Uhr: Selbstbeauftragung von "Cyber Cupula" ausgeschlossen

Die Verlesung des Notizbuches ist beendet. Anschließend bezogen die Verteidiger und die Nebenklage Stellung.

Zuerst äußerte sich Dr. Sascha Böttner, der Verteidiger des Israelis Tal S., der die Entführung der Kinder gestanden hat. Er wies darauf hin, dass der Verfasser des Notizbuchs "zahlreiche Leistungen erbracht hat, die nicht Gegenstand einer offiziellen Beauftragung waren". Daraus ergebe sich eindeutig, dass es sich nicht um ein Unternehmen handle, das sich selbst und unentgeltlich beauftragt habe. Eine Selbstbeauftragung könne somit ausgeschlossen werden.

Aus Sicht von Philip von der Meden, dem Anwalt des Nebenklägers Stephan Hensel, belegen die Notizen klar, dass es sich um eine geplante und bezahlte Entführung gehandelt habe. Darüber hinaus deute vieles darauf hin, dass auch eine gezielte Medienkampagne gegen seinen Mandanten vorbereitet worden sei.

Besonderes Augenmerk legte von der Meden auf die Verbindungen zu Eugen Block, die seiner Einschätzung nach vor allem für die Staatsanwaltschaft von großem Interesse sein dürften.

Die Verteidiger von Delling und des mitangeklagten Sicherheitsunternehmens äußerten Zweifel an der Authentizität des Dokuments. Es sei unklar, wem das Notizbuch tatsächlich gehöre.

Der Prozess wird am 15. Oktober 2025 um 9.30 Uhr fortgesetzt.

Update, 15.32 Uhr: Auslagenlisten der Gäste aufgetaucht

Im August 2023 ging es um "Auslagenlisten der Gäste", die dem Familienanwalt Andreas C. übermittelt worden seien. Dabei handelte es sich offenbar um eine konkrete Liste der Mitarbeitenden von "Cyber-Cupula", die weiterhin im Grand Elysée untergebracht waren.

Block hatte in ihrer Aussage erklärt, sie habe keinen genauen Überblick über die Hotelbuchungen gehabt. C. selbst äußerte sich zu den Vorwürfen nicht.

Update, 15.06 Uhr: "Wir werden einen Vertrag vorschlagen und ein langfristiges Gehalt"

Nach der Pause wird die Verlesung des über hundert Seiten umfassenden Notizbuchs fortgesetzt. Im Mai 2023 findet man Einträge wie "Geld von Januar erhalten", "Was läuft bei dem Team?", auch von der Agentin Olga alias Keren T. ist die Rede: "Wir [B. und Olga] werden einen Vertrag vorschlagen und ein langfristiges Gehalt".

Am 5. Mai 2023 ist von einem Anwaltswechsel bei Eugen Block die Rede: "Verlorener Prozess in Dänemark, Herr Block hat sich einen neuen Anwalt genommen. Im Moment ist überhaupt nicht klar, was er überhaupt möchte. Treffen mit dem Alten im Hotel."

Update, 14.49 Uhr: "Es ist wichtiger zu gewinnen, als den Feind zu demütigen"

In den Einträgen im März 2023 findet man auch den Plan, einen als Journalisten getarnten Mitarbeiter ("Uzi") bei Stephan Hensel einzuschleusen.

Der Vater der vier Block-Kinder hatte vor Gericht ausgesagt, im März 2023 von einem angeblichen "Wall Street Journal"-Journalisten kontaktiert worden zu sein. Seinen Recherchen zufolge soll dieser Mann aber eigentlich für den israelischen Geheimdienst gearbeitet haben. In David Bs. Notizen finden sich Formulierungen wie "Uzi öffnet Tür, interviewt als Journalist", "Fallen lassen und beibehalten" sowie den Gedanken: "Es ist wichtiger zu gewinnen, als den Feind zu demütigen."

Es folgen zehn Minuten Pause.

Update, 14.21 Uhr: "Stephan könnte mit Albanern in Kontakt stehen"

Es geht stetig weiter, das Notizbuch scheint die gesamte Planung abzubilden.

Unter anderem liest man dort "Stephan [Hensel] könnte mit Albanern in Kontakt stehen" mit einem Verweis auf "Geldwäsche", ein Verdacht der Firma "360 Grad", wie im Notizbuch vermerkt ist.

Ebenso ist die Rede von dem "Deutschen", der zum Kreis der Entführer gehört haben soll, dazu steht im Notizbuch: "Er ist im Kontakt mit Christina [Block] und dem Richter". Dieser sei für die "Koordinierung der Entführer" zuständig gewesen.

Auch ausgearbeitete Umgangspläne für Theo und Klara sind dort vermerkt.

Stephan Hensel (51) am Montag vor dem Hamburger Landgericht.
Stephan Hensel (51) am Montag vor dem Hamburger Landgericht.  © Daniel Bockwoldt/dpa Pool/dpa

Update, 14.06 Uhr: "Kosten Auftraggeber 30.000 Dollar"

Immer wieder tauchen Einträge auf, die auf eine Bezahlung und eine Instruktion der Entführer schließen lassen wie "Kosten Auftraggeber 30.000", "Vorauszahlung für vier Stunden", "Absprache mit C. [der mitangeklagte Familienanwalt]" oder "Jeder bekommt 2000 Schekel". Auch von einer Bank in Lettland und dessen Inhaber ist die Rede.

Mehrfach werden auch Decknamen wie "Waschbär", "Oktopus", "Herr M. und Frau X" und "Nemo" aufgelistet. Aber auch die Namen von Hensels Lebensgefährtin, deren Sohn und der Name der ältesten Tochter von Block und Hensel – Johanna – tauchen auf.

Update, 13.30 Uhr: Prozess wird fortgesetzt

Nach der Mittagspause wird der Prozess mit Verlesung aus einem Notizbuch fortgesetzt. Dieses gehört mutmaßlich dem Entführer David B., dieses war schon einmal während der Befragung der Unternehmerin zur Sprache gekommen.

Vieles ist nicht lesbar, oft werden Geldbeträge und Zahlen sowie Abkürzungen aufgelistet. Einzelnen Textfetzen wie "Einschleusung einer geheimen Person ins Haus", "Sichtkontakt mit dem Ziel", "Wurde er von der Ehefrau gefragt, warum er dort ist", "Waschbär ging vor dem Objekt vorbei", "Der Ex der Ehefrau", "Methoden testen mit Honda 1" sowie "Einschleusen der Kämpfer" lassen auf die Überwachung von Hensel und den Kindern in Dänemark schließen sowie einer Planung einer möglichen Entführung.

Interessant: die ersten Einträge stammen von Januar 2023.

Update, 12.06 Uhr: Jetzt ist Mittagspause

Es folgt die obligatorische Mittagspause bis 13.25 Uhr.

Update, 12 Uhr: Verteidiger spricht von "Qual" für seine Mandantin

Laut Nebenklagevertreter Philip von der Meden hat die Aussage "Sagen Sie den Blocks, sie kriegen die Kinder nicht" nie stattgefunden. Ein Video, das die Szene dokumentiert, soll dies belegen.

Hintergrund ist eine Begegnung zwischen dem Zeugen und der Lebensgefährtin von Hensel auf einem Parkplatz. Dort habe die Frau den Sicherheitsberater sofort mit dem Handy gefilmt.

Rechtsanwalt Daum, der die angeklagte Uta B., die Cousine von Christina Block, vertritt, erinnerte die Richterin in dem Zuge erneut an seinen Antrag, das Verfahren seiner Mandantin vom Hauptverfahren abzutrennen. Das lange Schweigen des Gerichts zu diesem Antrag sei für seine Mandantin eine zusätzliche Belastung und "eine Qual".

Update, 11.48 Uhr: "Sagen Sie den Blocks, sie kriegen die Kinder nicht"

Es folgen mehrere Erklärungen zu der Zeugenaussage eines Sicherheitsberaters vom 8. Oktober. Blocks Verteidiger erklärt, dass der Zeuge die Steakhaus-Erbin entlastet habe. Dieser habe die Unternehmerin nur zweimal getroffen – bei einem Besuch an der dänischen Schule und im Hotel Grand Elysée. Sein Auftrag sei eine Hintergrundrecherche gewesen.

Der Sicherheitsberater hatte geschildert, dass Block ihre Kinder sehen wollte. Er habe vorgeschlagen, dies während einer großen Schulpause zu ermöglichen. Begleitet wurde sie dabei von Gerhard Delling. Beide hätten die Schule nach wenigen Minuten wieder verlassen. Block habe dabei einen sehr aufgelösten Eindruck gemacht, eines der Kinder habe distanziert reagiert. Laut Zeuge sei Block offenbar mit der Hoffnung gekommen, die Kinder würden sich freuen.

Im Gegensatz dazu hatte Hensel den Vorfall als "verstörend" beschrieben und von einem gewaltsamen Entziehungsversuch gesprochen. Dellings Verteidiger David Rieks zweifelt nun Hensels Darstellung an – insbesondere wegen einer mutmaßlichen Aussage seiner neuen Lebensgefährtin gegenüber dem Zeugen: "Sagen Sie den Blocks, sie kriegen die Kinder nicht." Diese Bemerkung sei, so der Anwalt, "krass" und schicke die "teils abenteuerlichen Schilderungen Hensels in das Reich der Fabeln."

Zudem zweifelt Rieks auch die Glaubwürdigkeit des Zeugen an, da dieser sich zuvor mit der Nebenklage getroffen habe.

Titelfoto: Montage: Marcus Brandt/dpa (2)

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