Block-Prozess: Geheimagenten spionierten die Kinder über das WLAN aus

Hamburg - Am 26. Verhandlungstag im Prozess wegen der Kindesentführung gegen Unternehmerin Christina Block (52) wurde die Zeugenbefragung des mutmaßlichen Chef-Entführers David B. (68) fortgesetzt. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Sie bestreitet die Vorwürfe.
Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Sie bestreitet die Vorwürfe.  © Christian Charisius/dpa-Pool/dpa

IIm Mittelpunkt der Befragung standen das Notizbuch des 68-Jährigen sowie die Chatgruppe "BKH" (deutsch: "Bring Kids Home"), die von Februar bis März 2023 aktiv gewesen sein soll.

Mitglieder der Gruppe waren demnach unter anderem Christina Block, B. und der Familienanwalt Dr. Andreas C.

Mit ihren Fragen wollte die Richterin vor allem Punkte klären, die dem Gericht bislang unverständlich geblieben waren – insbesondere Namen, Abkürzungen und interne Vermerke.

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Darüber hinaus ging es um die Art der Informationsbeschaffung über die Kinder, mit der B. und sein Team nach eigenen Angaben von Christina Block und Dr. C. beauftragt worden sein sollen.

Dabei habe sich die Observierung nicht nur auf die jüngsten Kinder von Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel bezogen, sondern auch auf den Vater selbst, dessen neue Ehefrau Astrid Have sowie auf das Wohnhaus der Familie in Dänemark.

Zur Informationsgewinnung seien sogar zwei weiterhin aktive Geheimdienstmitarbeiter des israelischen Geheimdienstes engagiert worden. Diese sollten über das WLAN des Wohnhauses Erkenntnisse darüber sammeln, wie die Kinder lebten und wie es ihnen gehe.

Über allem habe von Anfang an das Ziel gestanden, "die Kinder nach Hause zu bringen", so B. Gewalt sei dabei jedoch nicht vorgesehen gewesen: "Wenn wir es wirklich gewollt hätten, hätten wir die Kinder schon deutlich früher zurückbringen können".

Update, 16 Uhr: Der 26. Verhandlungstag ist zu Ende

Der Prozess wird am 18. Dezember 2025 überraschenderweise nur mit einem 30-minütigen Termin und nicht mit der Zeugenbefragung von David B. fortgesetzt, da dessen Anwalt am kommenden Donnerstag verhindert ist und auch aufgrund eines "wichtigen Termins" eines Mitgliedes der Kammer.

Wann genau die Vernehmung von David B. fortgesetzt wird, ist derzeit noch offen. Fest steht jedoch, dass der nächste Termin erst im Januar stattfinden kann, da nach dem Termin am Donnerstag weitere Verhandlungstage erst ab dem 8. Januar 2026 angesetzt sind.

Update, 15.20 Uhr: "Dr. C ist ein Anwalt mit einem guten Ruf und ich hatte keine Zweifel an ihm"

"Haben Sie angenommen, dass es in Dänemark legal sei aus einem Versteck und aus der Luft heraus, Menschen in ihrer Privatsphäre zu observieren?", fragt die Richterin.

B. dazu: "Mir wurde von Dr. Andreas C. mehrfach gesagt, dass diese Kinder sich illegal in Dänemark aufhalten und dass alles was wir tun, um die Kinder zurückzuholen, von der deutschen Seite aus legal ist. Herr Dr. C ist ein Anwalt mit einem guten Ruf und ich hatte keine Zweifel daran, was er gesagt hat".

"Ist das nicht ein Widerspruch zu der Polizei, die das Haus in Dänemark bewacht hat?", will die Vorsitzende wissen. "Nein, für mich überhaupt", betont der 68-Jährige. Ihm sei auch gesagt wurden, dass Dänemark das einzige europäische Land sei, was sich nicht an die EU-Verordnung zur Rückführung von Kindern angeschlossen hat.

Update, 14.55 Uhr: "Was meinen Sie eigentlich immer mit Kämpfern?"

Die Richterin geht weiter das Notizbuch durch und klärt Verständnisfragen über Namen und Abkürzungen.

"Was meinen Sie eigentlich immer mit Kämpfern [unter anderem steht dort "Kämpfer einschleusen"?" B.: "Das sind die Begriffe, die wir im Geheimdienst verwenden, um Leute zu beschreiben, die irgendwelche Tätigkeiten durchführen."

Unter anderem ist auch des Öfteren von der "Polizei" im Notizbuch zu lesen. "Was meinen Sie damit?", fragt die Richterin.

"Die Polizei ist die Polizei. Streifenwagen waren die ganze Zeit um das Haus von Hensel herum", so B. "Warum war die dänische Polizei denn da , wissen Sie das?", fragt die Richterin.

Der Zeuge: "Ich weiß es nicht, aber ich kann raten", so B. Die Richterin erwidert schroff: "Raten brauche ich nicht".

B. gibt (ironischerweise) an, aufgrund des "missglückten Versuchs der deutschen Firma, die Kinder nach Hause zu bringen" vermutet zu haben, dass "die Polizei da war, um jemand daran zu hindern, die Kinder wegzunehmen".

Es folgt eine Pause von zehn Minuten.

Update, 14.12 Uhr: Aktive Geheimagenten im Einsatz

Die Richterin will wissen, wie lange die Observierung geplant gewesen wäre, wenn die Kamera nicht am 5. März 2023 entdeckt worden wäre. B. antwortete: "Vier bis sechs Wochen."

Die Bilder seien mindestens einmal im Hamburger Hauptquartier gesichtet worden; anwesend gewesen seien Frau Block, Dr. Andreas C. sowie der Zeuge Alon S. Da seien unter anderem Aufzeichnungen von den Sicherheitsvorkehrungen von Hensels Haus gezeigt worden.

B. gibt an, das zusätzlich zu seinem Team noch zwei immer noch aktive Agenten des israelischen Geheimdienstes mit der Informationsbeschaffung über das "Wi-Fi des Hauses" von Hensel und seiner Familie beauftragt worden seien. "Wenn ich ihre Namen jetzt sage, kann es sein, dass ich israelische Gesetze breche", so der Zeuge.

Update, 13.46 Uhr: B. beobachtete Hensels Haus aus dem Auto heraus

Die Richterin fragt B., ob er auch mal in Dänemark gewesen sei und wenn, was er dort gemacht habe. "Ich habe das Haus [von Stephan Hensel in Gråsten] aus dem Auto observiert und bin auch mal vorbeigegangen". Meistens sei er in Begleitung von Keren T. dort gewesen.

Einmal sei auch jemand dabei gewesen, der das Haus mit einer Drohne überwacht habe. Zusätzlich waren im Februar 2023 zwei GoPros "am Boden" installiert worden (deren Live-Bilder dann direkt in die Hauptquartiere in Hamburg und Israel übertragen worden sind).

Die Richterin zeigt die von der Polizei dokumentierten Bilder der Fundorte der Kameras: "Kommt mir bekannt vor", so B.

Stephans Hensel (51, l.) mit seinem Anwalt Philip von der Meden.
Stephans Hensel (51, l.) mit seinem Anwalt Philip von der Meden.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 13.41 Uhr: Chat-Gruppe "BKH" ging nur bis März 2023

Die Richterin fragt, warum die Chat-Gruppe "BKH" nur von Februar bis März 2023 aktiv war. Zu dieser Zeit sei er noch oft in Israel gewesen, nach März 2023 habe er sich hauptsächlich in Hamburg aufgehalten: "Deswegen war die Gruppe nicht mehr notwendig", so B.

Update, 13.40 Uhr: Es geht weiter

Trotz der Bitte der Richterin, pünktlich beginnen zu können, verzögerte sich die Fortsetzung nach der Mittagspause erneut aufgrund der Sicherheitskontrollen.

Update, 11.55 Uhr: Mittagspause

Nach der Frage zu einer geplanten mutmaßlichen Medienbeeinflussung – nachdem mehrere Pressekontakte auf einem Zettel in dem Notizbuch des Zeugen gefunden worden waren, der mutmaßlich von Christian Block stammt – sowie einem weiteren "Ich erinnere mich nicht" seitens B. folgt die obligatorische Mittagspause bis 13.30 Uhr.

Update, 11.38 Uhr: "Christina war wütend auf eine Richterin"

Die Richterin kehrt zur Chat-Gruppe zurück und hält B. seine Aussage über ein angebliches Treffen mit Gerhard Delling, Dr. Andreas C. und Frau Block während seiner Vernehmung durch die Hamburger Staatsanwaltschaft im November 2025 vor.

Dabei soll es um eine Familienrichterin am Amtsgericht Hamburg gegangen sei, auf die "Christina wütend war" und über die B. Nachforschungen anstellen sollte, um die Richterin zu "diskreditieren" und eventuell wegen "Befangenheit abzulehnen". B. soll dann Keren T. mit einer solchen Recherche beauftragt haben. "Was war der Sinn und Zweck einer solchen Recherche?", so die Richterin.

"Ich nehme an, dass wir den Kunden ein Gefallen tun wollten und wenn wir nicht mehr getan haben, als einen Namen bei Google einzugeben", so B.

Es folgt eine Diskussion über richtige Übersetzungen seitens der Verteidiger und der Richterin. So oder so erinnere sich B. aber nicht mehr an ein mögliches Treffen mit C., Delling und Block zu der Familienrichterin, wohl aber daran von der Staatsanwaltschaft diesbezüglich befragt worden zu sein.

Update, 11.28 Uhr: "Das ist nicht meine Handschrift"

Jetzt geht um eine Auflistung der Adressen jener Schulen in Dänemark, die Klara und Theo besucht haben sollen. Die Liste fand sich in B.s Notizbuch, das auf einem Bauernhof in Süddeutschland entdeckt wurde. Dorthin waren Theo und Klara nach ihrer Entführung zunächst gebracht worden.

"Wissen Sie noch, wie es zu dieser Auflistung kam?", fragt Hildebrandt.

"Wir wollten sehen, ob sie zur Schule gehen", sagt B., nachdem er zunächst erneut erklärt hat, dass er sich an die genauen Umstände nicht mehr erinnere. "Ich selbst habe das nicht gemacht, das muss Olga gewesen sein, sagt er und meint damit noch flüchtige Keren T. "Das ist nicht meine Handschrift."

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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