Block-Prozess: Tochter wünsche sich, dass "endlich alles auf den Tisch" kommt

Hamburg - Mit neuen Entwicklungen wurde am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) fortgesetzt. Im Fokus des 23. Verhandlungstags stand die Zeugenaussage von Astrid Have (39) und ein Antrag von Anwalt Ingo Bott (42), der schlussendlich zur Unterbrechung der Hauptverhandlung führte. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) mit ihrem Anwalt Ingo Bott (42) am Mittwoch auf dem Weg in Gerichtssaal 237.  © Marcus Brandt/dpa

Die Ehefrau von Blocks Ex-Mann Stephan Hensel (51) ließ über ihren Zeugenbeistand gleich zu Beginn ihrer Zeugenbefragung mitteilen, dass sie zu sämtlichen Ereignissen vor dem 5. Januar 2024 keine Angaben machen werde – also auch nicht zur Silvesternacht 2023/24.

Have berichtete vor allem von den physischen und psychischen Auswirkungen der Entführung auf Theo und Klara. Beide leiden demnach bis heute unter Albträumen. Theo sei seitdem "anders als andere Kinder".

Besonders Klara, die die Berichterstattung über den Prozess aufmerksam verfolge, wünsche sich, dass "endlich die Wahrheit auf den Tisch" komme, sagte die Zeugin direkt an Christina Block gerichtet.

Gerichtsprozesse Hamburg Wendung im Block-Prozess: Entführter Sohn wird nicht aussagen

Block-Anwalt Ingo Bott hatte zu Beginn des Verhandlungstags die Aussetzung des Verfahrens beantragt, nachdem am Dienstag die umfangreiche Vernehmung des mutmaßlichen Entführers David B. durch die Staatsanwaltschaft bekannt geworden war. Dem Antrag stimmte die Kammer zu.

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Update, 15.46 Uhr: Hauptverhandlung wird unterbrochen

Nach ein paar wenigen Nachfragen der anderen Verteidiger ist die Zeugenbefragung von Astrid Have beendet.

Jetzt geht es wieder um den Antrag von Block-Anwalt Ingo Bott, das Verfahren aufgrund der Vernehmung des mutmaßlichen Entführers David B. drei Wochen auszusetzen. Dem kommt die Richterin tatsächlich nach, so wird die Hauptverhandlung bis zum 10. Dezember 2025 unterbrochen.

Eigentlich wäre der Prozess am Donnerstag fortgesetzt worden. Insgesamt fallen fünf bereits angesetzte Termine aus.

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Update, 15.36 Uhr: Bott hat keine weitere Fragen mehr

Nach der Beratung der Kammer bleibt die Richterin bei ihrer Entscheidung, die Frage von Bott bezüglich eines aktuellen Medienvertrags zurückzuweisen. Danach hat der Verteidiger keiner weiteren Fragen mehr.

Jetzt befragt die Rechtsanwältin Gül Pinar die Zeugin, die Verteidigerin des angeklagten Sicherheitsunternehmerin.

Update, 15 Uhr: Auf einmal fällt der Name des Hamburger Bürgermeisters

Nach einer rund 15-minütigen Unterbrechung wird die Befragung der Zeugin Have durch Bott fortgesetzt. Der Verteidiger insistiert auf einer Frage zu einem 50-minütigen Gespräch von Have und Hensel mit einer Polizeibeamtin. Obwohl die Zeugin wiederholt erklärt, sich daran nicht zu erinnern, konfrontiert Bott sie weiter mit Details daraus.

Dabei fallen auch die Namen von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (59), Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz (67) und des ehemaligen LKA-Chefs August Hanning (79). Doch auch daran erinnert sich Have nicht.

Es folgt eine weitere Unterbrechung, weil die Kammer über die Zulässigkeit einer weiteren Frage entscheidet. Bott hatte Have gefragt, ob sie einen bestehenden Vertrag mit einem Medium in Bezug auf den laufenden Prozess habe. Wenn ja, könnte dies die Glaubwürdigkeit der Zeugen beeinflussen, so der Block-Anwalt.

Update, 14.18 Uhr: Zeugin konfrontiert Christina Block

Die Befragung geht mit hitziger Stimmung zwischen Bott und der Zeugin weiter. Auf die Frage, ob sie und die Kinder die Medienberichterstattung verfolgen, betont Have: "Ich kann dir versprechen, dass Klara heute die Liveticker verfolgt!"

Gerade sie und Johanna (die älteste Tochter von Block und Hensel) verfolgten den Prozess auch in den sozialen Medien.

Bott: "Und was sagt Klara dazu?"

Have: "Das kann ich beantworten: Sie wünscht sich, dass endlich die Wahrheit auf den Tisch kommt! Denn hier lügt jemand" Und direkt an die Steakhouse-Erbin gerichtet: "Wäre gut, wenn die Wahrheit herauskommt, für deine Kinder, Christina!"

Die Aussage des Angeklagten Tal S. habe Klara dagegen sehr geholfen, weil er in großen Teilen die Geschehnisse so geschildert habe, wie auch die Block-Tochter diese in Erinnerung hat, so Have: "Das hat ihr gutgetan, das hat ihrer Heilung geholfen!"

Die vorsitzende Isabel Hildebrandt ermahnte am Mittwoch das Publikum.  © Marcus Brandt/dpa-Pool/dpa

Update, 14.02 Uhr: Richterin: "Das hier ist kein Mitmach-Theater!"

Eine konkrete Lösung scheint – zumindest für juristische Laien – nicht gefunden worden zu sein. Auch direkt die nächste Frage von Bott – "Wie lange wohnt ihr Sohn schon bei Ihnen?" – führt wieder zu einer Beanstandung durch von der Meden. "Das ist ein unzulässiges Eindringen in die Intimsphäre der Familie", so der Nebenklagevertreter.

Gelächter im Saal, woraufhin die Richterin lautstark das Publikum ermahnt: "Das hier ist kein Mitmach-Theater!"

Haves' Sohn war während des Prozesses bereits mehrfach Thema. Block deutete in ihrer Einlassung an, dass die 39-Jährige das Kind möglicherweise widerrechtlich von seinem Vater weggenommen haben könnte, bei dem der Minderjährige zuvor gelebt haben soll. Er sei am selben Tag "entführt" worden wie ihre eigenen Kinder. Die Unternehmerin bezog sich damit auf den Sommer 2021, als ihr Ex-Mann Klara und Theo nach einem Umgangswochenende nicht zurückgebracht hatte.

Update, 13.50 Uhr: Erneut Diskussionen im Gerichtssaal

Jetzt ist Block-Anwalt Ingo Bott mit der Befragung dran: Direkt seine Frage – "Wie liefen die Umgangswochenenden mit den Kindern ab?" – beanstandet Nebenklagevertreter Philip von der Meden. Ebenso die Frage, wie Have die Kinder von Block und Hensel kennengelernt habe. Beide Fragen lässt die Richterin zu.

Auf die Frage von Bott, wann Have und Hensel zusammengekommen sind, entgegnet sie: "Das geht sie gar nichts an". Doch die Richterin lässt auch die Frage zu: "2014, das wissen sie doch schon!"

Erneut Diskussionen unter den Verteidigern mit der Richterin, welche Fragen zulässig sind und welche nicht. Die Zeugin wird kurz herausgeschickt, um diese Sache endgültig zu klären.

Update, 13.30 Uhr: Prozess geht weiter

Die Hauptverhandlung geht weiter. Die Richterin hat keine weiteren Fragen an Astrid Have. Auf Nachfrage von Familienanwalt Gerd Uecker gibt die Zeugin an, dass Klara und Theo bis heute "wöchentlich und nach Bedarf" in Therapie sind. Das seien Anweisungen der dänischen Kommune, nicht die von ihr und Stephan Hensel.

Zudem habe Theo "Angstanfälle", die seien eine Zeit lang besonders schlimm bei der Grenzüberschreitung von Dänemark nach Deutschland und in Hamburg aufgetreten. Er habe dann nichts gegessen, nicht geschlafen und viel gezittert. Auf Raten von Theos Psychologin übe die Familie seitdem Ausflüge nach Hamburg und nach Deutschland.

Update, 12.27 Uhr: "Das sitzt so tief, dass das kein Psychologe mehr reparieren kann"

Zudem leide die gesamte Familie bis heute unter Albträumen. "Erst vorgestern habe ich Klara gefragt, wie es ihr geht, weil ich hier heute über sie aussage. Sie meinte, erst vor ein paar Tagen habe sie wieder einen Albtraum gehabt, entführt zu werden. Das sitzt so tief, dass kein Psychologe das mehr reparieren kann", sagt Have.

Die Zeugenvernehmung wird für die Mittagspause unterbrochen und um 13.20 Uhr fortgesetzt.

Update, 12 Uhr: So leiden Theo und Klara bis heute

"Wie geht es den Kindern heute?", will die Richterin wissen. Have erzählt, dass beide große Probleme mit Männern mit Mützen oder auch nur Personen mit dunklen Haaren und dunklen Augen haben. "Klara wechselt dann die Straßenseite und Theo drängt einen weg", so die Zeugin.

Bei Theo – der heute seinen 12. Geburtstag feiert – gehe es sogar so weit, dass er bis heute nicht alleine das Haus verlassen könne. "Er reagiert ganz anders als andere Kinder", sagt Have. In der Schule mussten neue Lehrkräfte oder auch Praktikanten ausdrücklich vorgestellt werden. Mehrere Hobbys habe er abbrechen müssen, weil er beispielsweise den "härteren Ton" eines Trainers nicht ertragen konnte.

"Fußball hat im Sommer gut funktioniert, aber im Winter ging es nicht mehr – weil sich dann jemand im Dunkeln hätte verstecken können." Er müsse immer überall hingebracht werden und könne nur mit großer Überwindung gelegentlich alleine mit Freunden ohne erwachsene Begleitung von der Schule nach Hause gehen.

Klara hingegen habe Strategien entwickelt, um wieder alleine nach draußen oder abends mit ihren Freundinnen weggehen zu können: "Sie filmt sich immer, wenn sie unterwegs ist, oder ruft eine Freundin an – damit es, falls etwas passiert, wenigstens einen Beweis gibt. Und wenn niemand Zeit hat, telefoniert sie mit mir", so Have.

Aus einem der Häuser, in denen die Familie nach der Entführung lebte, mussten sie wegen der bodentiefen Fenster ausziehen. Die Kinder hätten Angst gehabt, beobachtet zu werden oder "dass Stephan erschossen wird".

Astrid Have (39) sagt heute vor dem Hamburger Landgericht als Zeugin aus.  © Georg Wendt/dpa

Update, 11.33 Uhr: Kinder machten Fluchtpläne

Nach Angaben von Astrid Have haben Theo und Klara ihrer Mutter gesagt, dass sie wieder nach Hause wollen. Die Unternehmerin habe daraufhin erwidert: "Euer Zuhause ist hier in Hamburg".

In Hamburg und auch schon auf dem Bauernhof sollen die beiden Fluchtpläne geschmiedet haben, nachdem ihre Schwester Greta – die bei Frau Block lebt – ihnen untersagt haben soll, via eines "Geräts" Hilfe zu holen. Diese beinhalteten Bahntickets und ein Fenster im Keller, wo die Kinder wussten, dass dieses nicht an die Alarmanlage angeschlossen war. Sie wollten zunächst zu einer Tante flüchten, die um die Ecke wohne und der man vertrauen könne, so Have.

Wenn sie über ihre Pläne gesprochen haben, sollen Theo und Klara auf Dänisch miteinander geredet haben.

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