Mann sabotiert ICE-Strecke: Sachverständige sagen aus

Wiesbaden - Der Prozess um Sabotage auf der ICE-Schnellstrecke zwischen Frankfurt und Köln geht in die entscheidende Phase.

Mit Handschellen wird der Angeklagte in einen provisorischen Verhandlungssaal vom Landgericht Wiesbaden geführt (Archivfoto).
Mit Handschellen wird der Angeklagte in einen provisorischen Verhandlungssaal vom Landgericht Wiesbaden geführt (Archivfoto).  © Boris Roessler/dpa

An diesem Montag (ab 9 Uhr) sind vor dem Landgericht Wiesbaden unter anderem zwei Sachverständige geladen.

Einer soll sich laut Gericht zur "Leistungsfähigkeit" des 52 Jahre alten Angeklagten äußern, ein Technik-Experte soll sich zu möglichen Folgen einer Entgleisung eines Zuges wegen der Sabotage äußern. Eine Woche später (22. März) könnten die Plädoyers gehalten werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten heimtückischen Mord vor, als weitere Mordmerkmale sieht sie niedere Beweggründe sowie den Einsatz gemeingefährlicher Mittel.

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Der Mann soll im März 2020 nahe der Theißtalbrücke bei Niedernhausen im Taunus Schienenbefestigungen abmontiert haben. Laut Anklage war es das Ziel, einen Zug entgleisen zu lassen. Mehr als 400 Züge passierten an mehreren Tagen in hohem Tempo die gefährliche Stelle, bis zwei ICE-Lokführer am 20. März aufmerksam wurden. Sie hörten bei Tempo 300 ein verändertes Fahrverhalten und hörten Schläge, wenig später wurden auf einer Strecke von rund 80 Metern lose Gleise entdeckt.

Laut Staatsanwaltschaft war die Gefahr einer Entgleisung hoch. Der Angeklagte soll in den Jahren zuvor mehrmals unter anderem an das Bundeskanzleramt Briefe geschrieben und darin behauptet haben, eine Terrorzelle bereite Anschläge auf den Bahnverkehr vor.

Nur er könne die Terroristen ermitteln und die Anschläge verhindern, dafür soll er Geld verlangt haben. Er wurde nach Entdeckung der losen Gleise bei Köln festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Update, 13.20 Uhr: Rechtsmediziner hält Angeklagten für "fit genug"

Ein Rechtsmediziner hält den vor dem Landgericht Wiesbaden angeklagten Mann, der die ICE-Schnellstrecke zwischen Frankfurt und Köln sabotiert haben soll, für körperlich fit genug für die mutmaßliche Tat.

Seine gesundheitlichen Einschränkungen seien "nicht ausreichend, als dass er nicht ein paar Schrauben lösen könnte", sagte der Sachverständige am Montag bei der Vorstellung seines Gutachtens vor dem Landgericht Wiesbaden. Ein ebenfalls vor Gericht geladener Technik-Experte sagte, die Folgen bei Entgleisungen von Schnellzügen seien "immer unabsehbar".

Entgleise ein Zug bei einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde, könne ein "katastrophaler Ausgang mit einer Vielzahl von Toten" nicht ausgeschlossen werden.

Titelfoto: Boris Roessler/dpa

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