Reine Indizien genügen: Über zehn Jahre Haft für tödliche Schüsse nach Streit

Fulda - In einem reinen Indizienprozess am Landgericht Fulda wurde am Donnerstag ein 38-jähriger Mann wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Die Verteidigung will in Revision gehen.

Am Landgericht Fulda wurde am Donnerstag ein reiner Indizienprozess hinsichtlich eines Tötungsdelikts verhandelt. (Symbolfoto)
Am Landgericht Fulda wurde am Donnerstag ein reiner Indizienprozess hinsichtlich eines Tötungsdelikts verhandelt. (Symbolfoto)  © Arne Dedert/dpa

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte im April 2023 im Fuldaer Stadtbezirk Aschenberg nach einem Streit seinen Gegner erschossen hatte. Der Mann verblutete noch am Tatort auf einem Fußweg.

Zum Motiv sagte der Richter, der Angeklagte habe sich nach einer Auseinandersetzung mit seinem Bekannten erniedrigt und in seinem Stolz verletzt gefühlt. Er sei bei der Tat zwar angetrunken gewesen, habe aber nicht seine Steuerungsfähigkeit verloren.

Es war ein reiner Indizienprozess: Es gab kein Geständnis, keine unmittelbaren Tatzeugen und auch die Tatwaffe konnte nicht sichergestellt werden.

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Allerdings seien die von der Staatsanwaltschaft zusammengetragenen Indizien von "so hoher Qualität und Dichte", dass an der Täterschaft des in Lettland geborenen Angeklagten keine Zweifel bestünden, sagte der Richter. In diesem Zusammenhang verwies er in der Urteilsbegründung auf das Geständnis des Angeklagten gegenüber seiner Ex-Freundin, auf Chat-Protokolle, Handydaten und Schmauchspuren an der Hand und der Kleidung des Mannes.

Verteidigung will Urteil nicht anerkennen und in Revision gehen

Ob noch andere Personen dabei gewesen seien, als die tödlichen Schüsse in der Nacht auf den 12. April 2023 fielen, habe nicht geklärt werden können. Es gebe aber keinen Zweifel, dass der Angeklagte Alleintäter sei, sagte der Richter.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung kündigte an, Revision einlegen zu wollen.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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