Ein Prozess wie eine Netflix-Serie: DHL-Manager als Serienvergewaltiger vor Gericht

Leipzig - Mehr als acht Jahre nach einer Reihe brutaler Sex-Überfälle in Leipziger Parkanlagen begann am Donnerstag der Prozess gegen den mutmaßlichen Serien-Vergewaltiger. Angeklagt ist ein DHL-Manager, der offenbar ein unheimliches Doppelleben führte.

Soll ein kriminelles Doppelleben geführt haben: Logistik-Manager Marcus L. (33) ist als Serienvergewaltiger angeklagt.
Soll ein kriminelles Doppelleben geführt haben: Logistik-Manager Marcus L. (33) ist als Serienvergewaltiger angeklagt.  © privat

Es begann im April 2016. Am Cospudener See wurde morgens eine Nacktbaderin (38) überfallen und vergewaltigt. Im März 2017 schlug dann ein damals Unbekannter eine 59-Jährige in Eutritzsch brutal zu Boden, riss ihr Hose und Slip herunter.

Fünf Monate später wurden gleich zwei Frauen (43, 82) an einem Morgen Opfer von Sex-Überfällen im Leipziger Rosental.

Zwei Wochen später die wohl brutalste Tat: An der Hundewiese im Rosental wurde eine Joggerin (69) von hinten zu Boden gerissen. Der Täter schlug ihr das Gesicht ein und vergewaltigte die Frau wortlos.

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Das durch mehrere Schädelbrüche lebensgefährlich verletzte Opfer ließ er blutend liegen und rannte davon.

Die Vergewaltigungs-Serie löste in Leipzig eine riesige Sicherheitsdebatte aus. Die Polizei bestreifte fortan Parkanlagen. Nur vom Täter fehlte jahrelang jede Spur. Bis zum Februar dieses Jahres, als ein Mann beim Einbruch in einen Baumarkt erwischt wurde. Schon damals wunderten sich die Beamten, warum der gut verdienende DHL-Manager und Familienvater Marcus L. (33) nachts in einen Baumarkt einsteigt, um Grillreiniger und Küchenmesser zu stehlen.

Die richtige Überraschung gab es dann aber Wochen später. Beim Abgleich der DNA-Spuren kamen zwar keine weiteren Einbrüche zutage, dafür stimmten die Spuren mit jenen der Vergewaltigungs-Serie überein.

Das Gesicht in einen Aktenordner vergraben, wurde Marcus L. (33) in den Gerichtssaal geführt. Er möchte möglichst bald freigelassen werden.
Das Gesicht in einen Aktenordner vergraben, wurde Marcus L. (33) in den Gerichtssaal geführt. Er möchte möglichst bald freigelassen werden.  © Ralf Seegers

Angeklagter arbeitete zum Tatzeitpunkten als Schichtleiter bei BMW

Nach der brutalen Tat patrouillierten Polizisten wochenlang durchs Rosental. Frauen wurden damals aufgefordert, hier nicht allein zu joggen.
Nach der brutalen Tat patrouillierten Polizisten wochenlang durchs Rosental. Frauen wurden damals aufgefordert, hier nicht allein zu joggen.  © Alexander Bischoff

Seit Donnerstag nun steht Marcus L. vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Wirtschaftsfachwirt, der zum Zeitpunkt der angeklagten Taten als Leitstand-Schichtleiter im Leipziger BMW-Werk arbeitete, besonders schwere Vergewaltigung und sexuelle Nötigung sowie gefährliche Körperverletzung vor.

Zum Prozessauftakt schwieg der Manager. Sein Anwalt kündigte eine Erklärung für den 13. November an - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Bis dahin will der mutmaßliche Serien-Vergewaltiger allerdings wieder in Freiheit sein. Sein Verteidiger beantragte am Donnerstag die Aussetzung des Haftbefehls.

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Begründung: Wegen der Presseberichterstattung über die vorgeworfenen Taten sei für Markus L. die Situation im Gefängnis schwierig geworden. Zudem sei sein Vater sehr krank.

Das Gericht will in den nächsten Tagen entscheiden.

Titelfoto: Bildmontage/Ralf Seegers/privat

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