Limo für Tausende Euro: So übel zockt Chef von Lieferdienst Senioren ab

Leipzig - Er nutzte ihr Alter und ihre Gebrechen gnadenlos aus: Im Großraum Leipzig hat der Eigentümer eines Getränke-Lieferdienstes seine betagte Kundschaft mit miesen Tricks übers Ohr gehauen und deren Konten geplündert. Schaden: fast 115.000 Euro! Vor Gericht lässt er seinen Anwalt um Milde bitten.

Gab sich vor Gericht diesmal geständig und reumütig: Mirco M. (39), der als Getränke-Lieferant Dutzende Rentner abzockte.  © Ralf Seegers

Dass Mirco M. (39) mit dieser Nummer fast drei Jahre durchkam, ist verwunderlich.

Mit seinem Getränke-Heimdienst belieferte er Kunden im Großraum Leipzig-Halle mit Mineralwasser, Limonaden, Bier und Saft. Vor allem Seniorinnen ließen sich von dem gelernten Postboten versorgen.

Mit seiner Eloquenz gewann er schnell ihr Vertrauen. Was die Damen heute bereuen dürften.

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Denn in mindestens 93 Fällen zockte der gebürtige Duisburger seine Kundinnen übel ab. Masche 1: Bei der Kartenzahlung gab er gerade bei sehbehinderten Seniorinnen ein Vielfaches des Rechnungsbetrages ins Lesegerät ein, was diese dann unwissend mit ihrer PIN bestätigten.

Masche 2: Mirco M. behauptete, dass das Kartenlesegerät kaputt sei, und ließ die unbedarften Omas Blanko-Überweisungsträger unterschreiben. Später fügte er dort Fantasiesummen zwischen 1680 und 7863 Euro ein, die dann seinem Konto gutgeschrieben wurden.

Wohlgemerkt, für einfache Getränkelieferungen im Wert von meistens um die 100 Euro!

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Er schweigt, sein Anwalt spricht von Geständnis und Bedauern

Im Berufungsprozess am Landgericht Leipzig hofft der nunmehr geständige Großbetrüger auf eine Bewährungsstrafe.  © Ralf Seegers

Die betagten Damen, die offenbar wohlhabend waren und ihre Konten nicht kontrollierten, wurden so laut Anklage um insgesamt 114.955,20 Euro abgezockt.

Vor Gericht ließ der adrett wirkende Betrüger, der noch immer im Liefer-Business unterwegs ist, sämtliche Vorwürfe von seinem Verteidiger "in vollem Umfang" einräumen und sein Handeln bedauern.

Der Anwalt berichtete von wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die der Mandant seiner Familie verschwiegen habe, um nicht als Versager dazustehen.

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Mirco M. selbst fand keine Worte. Ein Rührstück, mit dem der Abzocker das Berufungsgericht überzeugen möchte, von einer echten Haftstrafe abzusehen.

In erster Instanz, wo er die Vorwürfe noch empört von sich gewiesen hatte, war er wegen Betruges in 78, Untreue in 15 Fällen und Urkundenfälschung zu zwei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Jetzt möchte er gern eine bewährungsfähige Strafe haben. Das dürfte trotz Geständnis schwer werden.

Denn bei der Staatsanwaltschaft ist schon das nächste Verfahren anhängig - wieder wegen des Verdachts des Betruges. Der Prozess wird fortgesetzt.

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