"Mit voller Wucht aufs Auge": Wollte Leipziger Boxtrainer mit Lenkerstange töten?

Leipzig - Nach tumultartigen Szenen zum Prozessauftakt ist die Verhandlung wegen versuchten Totschlags gegen Alexander K. (43) am Landgericht Leipzig in die zweite Runde gegangen - mit erhöhter Sicherheit und einem Polizisten als Zeugen.

Der Angeklagte Alexander K. (43) mit seinem Verteidiger Jürgen Kohlen am ersten Verhandlungstag.
Der Angeklagte Alexander K. (43) mit seinem Verteidiger Jürgen Kohlen am ersten Verhandlungstag.  © Christian Grube

Fünf Wachtmeister betraten am Donnerstag den Saal, dann konnte auch Alexander K. Platz nehmen - ein neuer Verhandlungsversuch in Anwesenheit des Angeklagten also. Die durchaus hohe Zahl an Justizbeamten dürfte dem Verhalten des 43-Jährigen am ersten Verhandlungstag geschuldet sein: Mitten im Prozess war er aufgestanden, wollte den Saal verlassen, beschimpfte das Gericht als "Dreckschweine" - und wurde schließlich ausgeschlossen.

Ein Sicherungsverfahren, also ein Prozess, bei dem es für Angeklagte mit einer schweren psychischen Krankheit nicht um eine Strafe, sondern beispielsweise um die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik zum Schutz der Allgemeinheit geht, ist auch ohne den Beschuldigten möglich.

So wies die Vorsitzende Richterin Antje Schiller den Angeklagten gleich zu Beginn des zweiten Verhandlungstages darauf hin, nicht erneut zu stören.

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Rückblick: Laut Anklage soll der 43-Jährige am Nachmittag des 24. März im Eingang des Stadion-Hauptgebäudes Süd Am Sportforum mit einer Lenkerstange auf Boxtrainer Torsten M. eingeschlagen, ihn dabei an der linken Kopfseite getroffen und am Auge verletzt haben. Demnach die Folge: Das Sehvermögen des Opfers sei auf nur noch 60 Prozent eingeschränkt. Der Angeklagte soll zum Tatzeitpunkt unter einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis gelitten haben, er deshalb schuldunfähig gewesen sein.

Polizist erinnert sich an Verletzungen des Opfers: "Das möchte man sich nicht ausmalen"

Zum Prozessauftakt hatte die Vorsitzende Richterin Antje Schiller (M.) den Angeklagten von der Verhandlung ausgeschlossen.
Zum Prozessauftakt hatte die Vorsitzende Richterin Antje Schiller (M.) den Angeklagten von der Verhandlung ausgeschlossen.  © Christian Grube

Ein Polizist (31), der am Tattag als einer der Ersten vor Ort war, sagte nun als Zeuge aus. Demnach habe der Angeklagte ihm gegenüber geäußert, dass er den Boxtrainer totschlagen wollte. Auch habe der Beschuldigte erklärt, er hätte sich einen Baseballschläger gekauft, wäre er nicht Sozialhilfeempfänger.

Der Zeuge sprach von einer "Odyssee an Begründungen" seitens des Angeklagten - so habe dieser unter anderem angegeben, den Mord an einem Kumpel rächen zu wollen. Dass Alexander K. den Boxverein für den Tod eines Freundes verantwortlich mache, hatte eine Polizistin (37) zum Prozessauftakt ebenfalls ausgesagt.

Zudem bezeichnete der Polizist Psyche und Stimmung des 43-Jährigen an besagtem Tag als schwankend. Er habe nach Cannabis gerochen, ein Test außerdem ganz leicht auf Amphetamine reagiert.

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Der Angeklagte selbst widersprach: Er habe nicht gesagt, dass er den Boxtrainer totschlagen wollte - denn das habe er nicht gewollt. Schon am ersten Verhandlungstag hatte Alexander K. erklärt: "Es war kein versuchter Totschlag, es war eine normale Körperverletzung."

An den Anblick jener Verletzung erinnerte sich der Polizist auch am Donnerstag noch: "Ich kann mir nicht vorstellen, eine Aluminiumstange mit voller Wucht aufs Auge zu bekommen, das möchte man sich nicht ausmalen."

Der Prozess wird am 22. Oktober fortgesetzt.

Titelfoto: Christian Grube

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