Sachsens gefährlichster Jugendhäftling: Platzangst soll Angriff auf Wärter ausgelöst haben
Leipzig - Nach der Schöffen-Pleite vergangene Woche begann am Montag in Leipzig der Prozess gegen Sachsens gefährlichsten Jugendhäftling. Pierre B. (20), dem versuchter Mord an einem Justizbeamten vorgeworfen wird, legte ein Geständnis ab. Und dieses warf kein gutes Licht auf Sachsens Jugendstrafanstalt (JSA) Regis-Breitingen.

Wenn man den Ausführungen des Angeklagten glauben darf, dann lässt sich in der modernen JSA so ziemlich alles kaufen. Unter der Hand diverse Drogen und ganz offiziell gefährliche Gegenstände. Wie jene spitze Schere, die der verurteilte Räuber nach eigener Auskunft legal im Knast-Shop erwarb.
Und das, obwohl er als impulsiver Gewalttäter bekannt war, der deshalb schon aus einer anderen Haftanstalt verlegt werden musste.
So kam es, wie es offenbar kommen musste: Mit jener Schere ging Pierre B. am 4. Dezember 2023 auf eine Gruppe Wärter los, die den gefährlichen Häftling nach einer Schlägerei am Vortag in eine besonders gesicherte Zelle verbracht hatten.
Da die Beamten dabei Schutzausrüstung mit Helm und Brustpanzer trugen, ging der Angriff glimpflich aus. Die Schere traf das Helmvisier eines Beamten und brach dort ab.
Weil der Angriff für die Justizmitarbeiter überraschend kam, B. zudem in Richtung Kopf zustach, wertet die Staatsanwaltschaft die Attacke als versuchten Mord.
Prozess in Leipzig: Pierre N. wird versuchter Mord vorgeworfen

Während der Angeklagte die äußeren Tatumstände am Montag gestand und um Entschuldigung bat, wies er eine Tötungsabsicht strikt zurück. "Es war eine Stresssituation, ich hatte dort Platzangst und Panik", sagte Pierre B. Dem Gericht erklärte der schon mehrfach verurteilte Jungkriminelle, dass er unter Panikattacken leidet, seitdem er in der JSA angefangen habe, "Spice" zu rauchen.
Dabei handelt es sich um eine Modedroge, die auf synthetischen Cannabinoiden basiert, die weit stärker wirken als normales Cannabis. Und Psychosen können tatsächlich als Nebenwirkungen dieses Giftes auftreten.
Allerdings wurde im Prozess bekannt, dass Pierre B. schon seit Kindestagen immer wieder impulsiv und aggressiv reagiert, deshalb nach mehreren Klinikaufenthalten und Inobhutnahmen sogar zu einer Auslandstherapie nach Kirgisistan geschickt wurde.
Nach seinem Geständnis versprach der inzwischen medikamentös eingestellte Heißsporn, in Haft an einem Anti-Gewalttraining teilnehmen und eine Ausbildung absolvieren zu wollen.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Silvio Bürger