Schockierender Prozess in Leipzig: Staatliche Kontrolle hat versagt, Kinderschänder nicht zu stoppen

Leipzig - Seit 2008 gibt es in Sachsen das "Informationssystem zur Intensivüberwachung besonders rückfallgefährdeter Sexualstraftäter" (ISIS). Dessen vordringlichste Aufgabe: gefährliche Vergewaltiger und Kinderschänder überwachen, damit es keine neuen Opfer gibt. Dass das Programm dem Anspruch nicht gerecht wird, zeigt ein dramatischer Fall, der aktuell das Leipziger Landgericht beschäftigt.

Wollte nicht erkannt werden: Kinderschänder Frank T. (65) auf dem Weg in den Gerichtssaal.
Wollte nicht erkannt werden: Kinderschänder Frank T. (65) auf dem Weg in den Gerichtssaal.  © Ralf Seegers

Nach Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft gibt es in Sachsen aktuell 165 besonders rückfallgefährdete Sexualverbrecher, die im ISIS-Programm überwacht werden.

Einer davon ist Frank T. (65) aus Pegau bei Leipzig. Seit Jahrzehnten missbraucht der Gießerei-Facharbeiter Kinder, ist mehrfach verurteilt, saß Jahre im Gefängnis.

Seit seiner letzten Freilassung 2016 steht er unter Führungsaufsicht und hat ein absolutes Kontaktverbot zu Personen unter 16 Jahren.

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Mit regelmäßigen Gefährderansprachen und engmaschigen Kontrollen sollte das ISIS-Programm verhindern, dass er wieder zuschlägt.

Sollte. Denn während der heutige Rentner gegenüber den Behörden den geläuterten Bürger gab, verging er sich im Privaten wieder an kleinen Mädchen. Und es waren nicht Beamte, die ihm 2021 das Handwerk legten, sondern die Mutter eines Missbrauchsopfers.

Sexueller Missbrauch unter staatlicher Aufsicht

Zu wenig Personal: Im Landeskriminalamt kümmern sich zwei Beamte um die Kontrolle der 165 ISIS-Probanden, in den Polizeidirektionen je einer.
Zu wenig Personal: Im Landeskriminalamt kümmern sich zwei Beamte um die Kontrolle der 165 ISIS-Probanden, in den Polizeidirektionen je einer.  © Holm Helis

Über seine damals elfjährige Enkelin, die er ebenfalls missbraucht haben soll, kam der Perverse an neue Opfer. Aktuell angeklagt sind 25 Fälle des teils schweren Missbrauchs zweier 2010 geborener Mädchen.

Die Anklageschrift listet unter anderem ekelhafteste Vergewaltigungen mit Finger und Vibrator auf. Der Missbrauch geschah entweder in der Pegauer Wohnung des Sexualverbrechers oder in seinem Leipziger Garten. Und alles unter staatlicher Führungsaufsicht!

Nachdem ihm das Gericht am gestrigen Weltkindertag ein Deal-Angebot einer Maximalstrafe von 7 Jahren und 9 Monaten gemacht hatte, um auf die Vernehmung der Opfer verzichten zu können, gestand Frank T. per Verteidiger-Erklärung sämtliche Anklagevorwürfe. Ihm droht nun Sicherungsverwahrung.

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Dass das ISIS-Programm in der Praxis nicht verhindern kann, dass Vergewaltiger und Kinderschänder wieder aktiv werden, liegt vor allem an dessen stiefmütterlicher Ausstattung durch das sächsische Innenministerium. So kümmern sich um die Überwachung der 165 ISIS-Probanden im Freistaat gerade mal sieben (!) Polizisten - zwei Beamte im LKA und jeweils einer in den fünf Polizeidirektionen.

Titelfoto: Ralf Seegers

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