Udo Foht vor Gericht: Geständnis gegen Bewährung - endet der MDR-Skandal mit einem Deal?

Leipzig - Elf Jahre nach Bekanntwerden des MDR-Korruptionsskandals begann am Donnerstag in Leipzig der Prozess gegen den einstigen Unterhaltungs-Chef des Senders, Udo Foht (71). Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug in 13 Fällen, Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung vor. Doch der Mammut-Prozess mit Terminen bis Frühjahr 2023 könnte plötzlich schnell enden.

Gewandeltes Erscheinungsbild: Udo Foht hatte bis 2011 eher einen biederen MDR-Look ...
Gewandeltes Erscheinungsbild: Udo Foht hatte bis 2011 eher einen biederen MDR-Look ...  © Thomas Schulze/dpa

Der Prozess startete gleich mit zwei Überraschungen: Der chronisch kranke Foht kam tatsächlich zur Verhandlung. Und sein früher eher biederes Äußeres ist einer Art Rocker-Optik gewichen. Lange, zum Zopf gebundene graue Haare zieren elf Jahre nach seinem Rauswurf den Kopf des einst mächtigsten Unterhaltungs-Chefs der ARD.

Dennoch ist Foht bemüht, nicht zu viel seines neuen Looks preiszugeben. Die FFP2-Maske nahm er weder im noch vor dem Gericht ab.

Eine Schwerhörigkeit plagt den Entdecker von Florian Silbereisen inzwischen. Ohne Kopfhörer kann er dem Verfahren nicht folgen. Die Anklage nahm er mit gesenktem Kopf auf.

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Die von Staatsanwalt Steffen Rahrbach aufgelisteten Fälle beschreiben einen Geld-Verschiebebahnhof, den Foht zwischen 2008 und 2011 betrieben haben soll.

TV-Produzenten, Manager von Künstlern und sogar einen Zeitschriftenverlag soll er permanent um "Darlehen" zwischen jeweils 10.000 und 43.000 Euro angeschnorrt haben. "Für eine notleidende Produktionsfirma", war zumeist die Begründung.

Foht hat einen Tag Bedenkzeit

... vor Gericht erschien er am Donnerstag mit Altrocker-Frisur - langes graues Haar, zum Pferdeschwanz gebunden.
... vor Gericht erschien er am Donnerstag mit Altrocker-Frisur - langes graues Haar, zum Pferdeschwanz gebunden.  © Ralf Seegers

Das Geld floss laut Anklage größtenteils auf das Konto der Firma "Just For Fun" des TV-Moderators Carsten Weidling (55). Einzelne Beträge sollen aber auch direkt auf Fohts Berliner Konto gelandet sein. Zur Rückzahlung war er gar nicht in der Lage, soll den Geldgebern aber den MDR als Sicherheit vorgegaukelt haben.

Schwerster Anklagevorwurf ist ein mutmaßlicher Deal mit dem "Bambi"-Produzenten Werner Kimmig (74). Auch er soll zu Fohts Geldgebern gehört und später für die Produktion der MDR-Schlagershow "Der Sommer war da" (2010) auf Fohts Betreiben hin 50.000 Euro mehr erhalten haben als geplant war.

Doch gerade diesen Punkt sieht die Strafkammer als "beweisintensiv und wackelig", wie es der Vorsitzende Richter Michael Dahms formulierte.

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Es würde darauf hinauslaufen, dass ein Gutachter feststellen müsste, ob Kimmigs Schunkel-Show tatsächlich 150.000 Euro Wert war oder nicht.

Unterbreitete dem Angeklagten Foht einen Geständnis-gegen-Bewährung-Deal: der Vorsitzende Richter Michael Dahms.
Unterbreitete dem Angeklagten Foht einen Geständnis-gegen-Bewährung-Deal: der Vorsitzende Richter Michael Dahms.  © Jan Woithas/dpa

Nach im Vorfeld getätigten „Erörterungsgesprächen“ unterbreitete das Gericht dem Angeklagten ein mit der langen Verfahrensdauer und Fohts Gesundheitszustand begründetes Deal-Angebot:

Bei einem "glaubhaften qualifizierten Geständnis" würden sowohl der Kimmig-Anklagepunkt als auch fünf weitere, die Steuerhinterziehung betreffende Verfahrensteile eingestellt werden. Foht hätte dann eine Bewährungsstrafe zwischen 12 und maximal 21 Monaten zu erwarten.

Das Gericht gab dem Angeklagten einen Tag Bedenkzeit. Am Freitag muss sich Foht entscheiden, ob er den Deal annimmt und aussagt.

Titelfoto: Ralf Seegers

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