Betroffener schildert im Prozess gegen Magdeburg-Todesfahrer: "Wir hätten alle drei tot sein können"
Magdeburg - Der Prozess um den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde am Donnerstag fortgesetzt. Es war ein höchst emotionaler Tag.
Am elften Prozesstag sagte zunächst die Mutter des kleinen André (†9) aus. Sie schilderte ihre Erinnerungen an den Anschlagsabend und die letzten Momente im Leben des Jungen.
Im Tagesverlauf standen insgesamt sechs weitere Geschädigte vor Gericht. Darunter eine Ersthelferin, die am Tag des Vorfalls ein verletztes Mädchen betreute und ein Mann, der durch die Todesfahrt lebensbedrohlich verletzt worden war.
Ein Zeuge zeigte sich wütend gegenüber dem Angeklagten und sprach ihn direkt an. Ein weiterer Betroffener sagte aus, dass er sich vom Staat alleingelassen fühlte.
Der Angeklagte Taleb A. (51) zeigte sich während der Verhandlung teilnahmslos und lag überwiegend mit dem Gesicht auf dem Tisch oder starrte nach unten. Zeitweise hielt er sich ein Taschentuch vor das Gesicht.
TAG24 war vor Ort und berichtete live. In diesem Artikel könnt Ihr den kompletten Verhandlungstag nachlesen.
14.29 Uhr: Elfter Prozesstag beendet
Richter Dirk Sternberg verabschiedet die letzte Zeugin des Tages und beendet damit den Verhandlungstag.
Der Prozess wird erst am 15. Dezember fortgesetzt.
14.10 Uhr: Verletzte kämpft bis heute mit Folgen des Anschlags
Die 60-Jährige wurde von einen Arzt überwacht. Es dauerte allerdings mehrere Stunden, bis sie ins Krankenhaus gebracht werden konnte, erinnert sie sich.
Schließlich kam sie in ein Krankenhaus in Schönebeck, wo sie sofort operiert werden musste: Ihre Milz war verletzt und mehrere Rippen gebrochen. "Ich war froh, dass ich am Leben war", erklärt die Zeugin, die anschließend zu Hause von ihrem 23-jährigen Sohn betreut werden musste.
Bis vor Kurzem war die Geschädigte in psychologischer Betreuung, nimmt bis heute an Selbsthilfegruppen teil und ist weiterhin krank geschrieben.
"Ich war eine kerngesunde Frau, für die das Alter nur eine Zahl war", erklärt sie, während sie sichtbar um Fassung ringt, "meine Belastbarkeit hat nachgelassen und ich ermüde schnell." Auch leidet sie unter Schlafstörungen und hat Angst vor Dunkelheit und Autogeräuschen.
13.58 Uhr: Geschädigte wurde gegen eine Bude geschleudert
Als letzte Zeugin des Verhandlungstages sagt nun eine 60-jährige medizinische Fachangestellte aus. Am 20. Dezember machte sie Erledigungen in der Innenstadt und schlenderte spontan über den Weihnachtsmarkt.
Sie war gerade auf dem Heimweg, als sie laute Geräusche hörte. "Als ich das Auto gesehen haben, hat er mich schon durch diese Schlenkerfahrt getroffen und gegen eine Bude geschleudert", schildert sie. Sie erlitt dadurch eine Kopfwunde und erinnert sich an starke Schmerzen im Brustkorb.
"Vor mir wurde ein Mann reanimiert, daneben saß seine hochschwangere Freundin. Hinter mir wurde ein Kind reanimiert", schildert sie ihre Beobachtungen vom Anschlagsabend.
13.47 Uhr: Zeuge ist "extrem wütend auf den Angeklagten"
Alle drei erlitten Kopfprellungen, der Zeuge eine Platzwunde. Seinem neunjährigen Sohn wurde zusätzlich ein Zahn abgebrochen, seine Frau wurde am Rücken und an den Knien verletzt.
Dennoch: "Wir haben extremes Glück gehabt", berichtet der 57-Jährige, "wir hatten dreimal einen Schutzengel. Das hätte wesentlich schlimmer enden können." Der Familienvater ringt mit der Fassung, als er sich an die positiven Dinge des Abends erinnert. Die Anteilnahme und der Einsatz der Rettungskräfte habe ihn schwer beeindruckt.
Abschließend stellt er klar: "Ich bin extrem wütend auf den Angeklagten." Er kritisiert die Gründe, die der Angeklagte Taleb A. für seine Taten hervorgebracht hat. "Das ist alles kein Grund in einem Land, was Sie aufgenommen hat, Menschen umzubringen oder schwer zu verletzten", sagt er an den Todesfahrer gerichtet.
13.29 Uhr - Betroffener: "Wir hätten alle drei tot sein können"
Jetzt sagt ein 57-jähriger Schulleiter aus Magdeburg aus. Er habe zunächst nicht geplant, vor Gericht auszusagen, wolle mit seiner Aussage aber bezwecken, den Fokus vom Angeklagten weg und wieder auf die Geschädigten zu rücken, erläutert er.
Am Anschlagsabend war er mit Frau und Kind auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Sie spazierten über die Hauptstraße, als sie das Tatauto erblickten, was "mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit" auf sie zusteuerte. "Wir hätten alle drei tot sein können", erläutert der 57-Jährige.
Der Magdeburger riss seinen Sohn aus dem Weg. "Er hat angefangen zu weinen. Und ein weinendes Kind ist nichts Schönes, aber in dem Moment dachte ich nur 'das heißt, er lebt'", erinnert sich der Schulleiter.
13.20 Uhr: Betroffener fühlt sich vom Staat allein gelassen
Der 49-jährige Selbstständige ist bis heute krankgeschrieben, was für ihn massive finanzielle Einbuße nach sich zieht.
Die Politik habe versprochen, die Betroffene nicht allein zu lassen: "Wir Selbstständigen flogen unter dem Radar", erläutert er. Ihm wurde demnach von einem Behördenmitarbeiter gesagt, er solle seine Firmen abmelden und sich arbeitslos melden, weil dann "der Staat für ihn sorgen" würde.
Der Geschädigte schildert, dass er selbst im Krankenbett versucht habe, weiterzuarbeiten. "Es gab nirgends eine Möglichkeit, mir zu helfen." Er musste schließlich auf zinsfreie Kredite von Freunden und Geschäftspartnern zurückgreifen, um über die Runden zu kommen.
13.10 Uhr: Verletzter zog nach Anschlag aus Magdeburg weg
Der Mann wurde nach eigenen Angaben als lebensbedrohlich verletzt eingestuft.
Im Krankenhaus wurde der sechsfache Vater operiert und schon zwei Tage nach dem Anschlag entlassen. Eigentlich hätte er länger bleiben müssen, schildert der 49-Jährige, wollte aber Weihnachten mit seiner Familie feiern. Seine Lebensgefährtin übernahm die Intensivpflege.
Der Zeuge erlitt ein Schleuder- sowie ein Schädel-Hirn-Trauma und ist bis heute in physiotherapeutischer und psychologischer Behandlung.
"Mir wurde eingetrichtert, ein Mann kennt keinen Schmerz. Ich dachte, ich schaffe das schon alleine", erklärt er unter Tränen. Erst im Sommer habe er sich Hilfe gesucht.
Der Mann lebte viele Jahre in Magdeburg, zog nach dem Ereignis aber wieder in seine Heimat nach Sachsen. "Ich hab es hier nicht mehr ausgehalten."
12.59 Uhr: Verletzter schildert schockierende Details vom Anschlag
Der 49-Jährige war am Anschlagsabend mit Kollegen vor Ort. Er wollte zwei indischen Mitarbeitern einen typisch deutschen Weihnachtsmarkt zeigen, erläutert er.
Die Gruppe stand neben einer Bude um einen Stehtisch, doch der Geschädigte etwas von seinen Kollegen entfernt, da er rauchen wollte. Er vernahm dann "Krawall und Knalle".
Der Mann sah das Tatauto nur für einen Bruchteil, bevor der Wagen ihn erfasste, schildert der Zeuge unter Tränen. "Ich vergleiche das mit einem Schneepflug. Statt Schnee schob er aber Menschen vor sich her."
Der Geschädigte wurde sofort bewusstlos und kam erst wieder zu sich, als er auf dem Boden lag. Ein Trümmerteil hatte ihm eine schwer blutende Kopfwunde zugefügt.
12.51 Uhr: Prozess wird fortgesetzt
Nach der einstündigen Mittagspause wird der Prozess am elften Verhandlungstag fortgesetzt.
Als erster Geladener nach der Pause sagt ein 49-jähriger Zeuge aus. Gleich zu Beginn seiner Aussage bedankt er sich bei den Ersthelfern.
11.46 Uhr: Prozess pausiert
Richter Dirk Sternberg spricht der Zeugin seinen höchsten Respekt aus, bevor er sie entlässt. Es wird eine einstündige Mittagspause angekündigt.
Der Verhandlungstag pausiert bis 12.45 Uhr.
11.36 Uhr: Augenzeugin ist nach Anschlag "emotional kalt geworden"
Der Vorfall beschäftigt die Zeugin bis heute. "Ich habe für mich nicht so wahrgenommen, dass ich da war, dass ich das erlebt habe", erklärt die Wissenschaftlerin.
Sie habe bis heute mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen und sei emotional sehr kalt geworden. Die Magdeburgerin weint vor Gericht und erklärt, dass dies das erste Mal sei, dass sie diese Emotionen zulassen würde. "Es ist manchmal schwierig, so weiterzumachen, als ob nichts passiert wäre", schildert die 30-Jährige.
Der Angeklagte verdeckt während der Aussage sein Gesicht nicht mehr, sitzt aber teilnahmslos auf seinem Stuhl und lässt den Kopf hängen.
11.24 Uhr: Todeswagen verfehlte Augenzeugin nur knapp
Jetzt sagt eine 30 Jahre alte Magdeburgerin vor Gericht aus. Sie war mit ihrer Volleyball-Gruppe an dem Anschlagsabend auf dem Weihnachtsmarkt.
Die Gruppe hielt sich an einem Essensstand auf, als der Anschlag begann. "Irgendwas hat hinter uns ganz fürchterlich gerumpelt", erinnert sich die 30-Jährige. Das Tatauto habe sie und ihre Bekannte dann nur knapp verfehlt.
"Ich habe mir gar nichts Schlimmes gedacht im ersten Moment." Die Magdeburgerin nahm zunächst an, dass der Autofahrer möglicherweise einen Schlaganfall erlitten habe.
Sie flüchtete mit Freunden in das Lager einer Bude. Sie erläutert unter Tränen, wie sie vor Ort überlegte, eine Glühweinflasche zu zerschlagen, um sich gegebenenfalls wehren zu können. "Wir wussten ja gar nicht, was passiert."
Die Angst, die sie in dem Moment erfüllte, vergleicht die 30-Jährige mit "Stacheldraht, der sich in einen reinfrisst". Dennoch verließ sie die Hütte, um den Verletzten zu helfen und eine Bekannte zu suchen.
11.11 Uhr: Taleb A. verdeckt plötzlich Gesicht
Während der Zeugenaussage der Ersthelferin hält der Angeklagte Taleb A. dauerhaft ein Taschentuch vor sein Gesicht. Der Grund dafür ist unklar.
Rechtsanwalt von Rüden kritisiert den Todesfahrer, woraufhin er das Tuch vom Gesicht nimmt.
11.08 Uhr: Zeugin lobt Einsatzkräfte
Die 45-Jährige war nach dem Anschlag im Kontakt mit dem Mädchen und durfte die Familie kennenlernen. "Es hat uns automatisch eine Freundschaft verbunden, die hoffentlich lebenslang hält."
Das Mädchen ist inzwischen genesen, könne sich nach Aussagen der Zeugin aber nicht an den Vorfall erinnern.
Zum Schluss ihrer Aussage lobt die 45-Jährige alle Einsatzkräfte und Ersthelfer des Abends. "Unsere Gruppe ist stellvertretend für ganz viele auf dem Weihnachtsmarkt", erklärt sie. Deswegen sagt sie freiwillig vor Gericht aus. Sie bewundert auch den Zusammenhalt der Menschen "nach so einem hinterhältigen Anschlag".
Die Krankenschwester kann bis heute auf keine öffentlichen Feste gehen und ist bis heute in psychologischer Betreuung. "Es gibt ein Leben vor dem Weihnachtsmarkt und ein Leben nach dem Weihnachtsmarkt."
10.57 Uhr: Krankenschwester eilte Kind zur Hilfe
Die 45-Jährige schildert, wie sie an dem Anschlagsabend einem 12-jährigen Mädchen half. Das Kind war schwer am Kopf verletzt worden.
Sie lief mit dem Kind über den Weihnachtsmarkt. "Da lag noch alles voller Menschen", beschreibt die Ersthelferin, "ich hab zu [dem Mädchen] gesagt, 'guck da nicht hin, guck da nicht hin'." Der Kreislauf der kleinen Verletzten war instabil und sie habe stark gefroren.
Es dauerte laut der Zeugin lange, bis Rettungswagen und Hilfsmittel vor Ort eintrafen. Sie konnte dem Mädchen eine Infusion legen und sie betreuen.
Erst knapp zwei Stunden nach dem Anschlag konnte das Kind endlich in einem Versorgungszelt behandelt werden. Der 12-Jährigen ging es dann wieder besser, sodass die Zeugin mit ihrem Mann und Vater schließlich nach Hause gehen konnte.
10.47 Uhr: Ersthelferin sagt vor Gericht aus
Nun sagt eine 45-jährige Krankenschwester aus. Sie war mit Kollegen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Zwei ihrer Kollegen sagten in den vergangenen Verhandlungstagen bereits vor Gericht aus.
Die Augenzeugin unterhielt sich mit einem Kollegen, als der Anschlag begann. "Für mich hat es sich angehört wie ein dumpfes Maschinengewehr", erinnert sich die 45-Jährige. Sie flüchtete mit vielen anderen Menschen hinter die Weihnachtsmarktbuden und rief ihren Ehemann an.
Wie auch ihre Kollegen agierte sie an diesem Abend als Ersthelferin.
10.40 Uhr: Zeugin konnte ihrem "Job als Mutter nicht nachgehen"
Die Zeugin beschreibt, wie sehr sie bis heute unter dem Vorfall leidet. "Ich konnte meinem Job als Mutter nicht nachgehen", schildert sie. Der Vater der Kinder habe sich überwiegend allein gekümmert. "Ich hab vor mich hinvegetiert."
Es sei für sie belastend, etwas mit Kindern zu unternehmen. Zu groß ist die Angst vor der Außenwelt und fremden Menschen. "Jeder ist unberechenbar", heißt es.
Zwar befindet sich die Pflegerin bis 2027 in Elternzeit und hofft, anschließend wieder arbeiten gehen zu können. "Ich könnte es mir derzeit aber nicht vorstellen."
Richter Sternberg spricht der Zeugin viel Kraft aus und entlässt sie.
10.34 Uhr: Augenzeugin war mit neugeborenem Mädchen auf dem Weihnachtsmarkt
Nach einer kurzen Pause steht jetzt eine Kinderpflegerin (34) vor Gericht. Sie war am Anschlagsabend mit ihrem ehemaligen Partner und zwei Kindern auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Die 34-Jährige stand mit ihrem nur 12 Tage alten Mädchen an einem Schmalzkuchenstand. "Dann hat es plötzlich ganz, ganz laut geknallt", erinnert sich die junge Frau, "dann habe ich zur Seite geguckt und sah dort die ganzen Menschen fliehen und dann das Auto."
Der Todeswagen des Angeklagten fuhr an ihr vorbei. Die Augenzeugin habe demnach "sofort verstanden, dass es ein Anschlag war". Sie riss ihr Baby aus dem Kinderwagen und war zunächst davongerannt, drehte aber erneut um, um ihren Partner und den Sohn zu suchen.
Glücklicherweise war die gesamte Familie wohlauf, sie fanden einander wieder und konnten nach Hause fahren. "Von da an war alles anders."
Die zweifache Mutter ist bis heute in psychologischer Behandlung.
10.10: Taleb A. liegt bei Aussage mit Kopf auf dem Tisch
Zum Schluss ihrer Aussage schildert die Mutter die letzten Minuten des kleinen Kindes.
Sie hat ihren beiden Söhnen einen 50-Euro-Schein in die Hand gedrückt, "was der André ganz stolz in sein Portemonnaie gesteckt hat", erinnert sie sich. Die Brüder zogen gemeinsam los, tranken heiße Schokolade, aßen Süßigkeiten und waren auf dem Weg, sich einen Burger zu holen. "Dann kam das Auto."
Während der Aussage der 39-Jährigen liegt der Angeklagte Taleb A. (51) mit dem Gesicht regungslos auf dem Tisch.
Die Zeugin wird jetzt entlassen und der Verhandlungstag für kurze Zeit unterbrochen.
10 Uhr: André (†9) war ein "herzliches Kind"
Die 39-Jährige beschreibt ihr getötetes Kind als "kleinen Chaoten, der alle mit seinen großen Augen verzaubert hat". André war ein sehr herzliches, liebevolles Kind.
Richter Sternberg spricht behutsam auf die Mutter ein und betont, dass sie sich nichts vorwerfen muss. Es sei "das normalste der Welt", zwei Kinder auf dem Weihnachtsmarkt allein rumlaufen zu lassen.
Ihr ältester Sohn wurde an dem Abend leicht verletzt, erlitt Schürfwunden und Prellungen. Der 20-Jährige ist, wie auch seine Mutter und ihr Lebensgefährte, bis heute in psychologischer Betreuung.
9.55 Uhr - Mutter: "Die Bilder kriegen wir nie wieder los"
Die 39-Jährige schildert, wie sie panisch nach ihren beiden Kindern gesucht hat. Ihr ältester Sohn kam schließlich schreiend auf sie zu gerannt und habe nur auf den Fußboden gezeigt.
"Dann lag er da, blutverströmt", erklärt die zweifache Mutter, "die Bilder kriegen wir nie wieder los."
Ihr 20-jähriger Sohn versuchte sie von der Szene fernzuhalten, während ihr Lebensgefährte bei André blieb. "Dann haben sie André unter laufender Reanimation weggebracht", erinnert sie sich. Eine Ärztin kniete über dem Neunjährigen - das war das Letzte, was die Mutter von ihrem Kind an dem Abend sah.
Der Stiefvater des Kindes fuhr im Krankenwagen mit, die Zeugin und ihr älterer Sohn fuhren mit Auto hinterher. Als sie vor Ort in der Uniklinik eintrafen, sahen sie ihren Lebensgefährten "und er schüttelte nur mit dem Kopf", erläutert sie unter Tränen.
9.48 Uhr: Andrés (†9) Mutter völlig aufgelöst vor Gericht
Die 39-jährige Mutter ringt schon zu Beginn ihrer Aussage mit der Fassung. Das Reden fällt ihr sichtlich schwer. Sie hat ein kleines Wolfplüschtier auf dem Arm. Sie will ihrem Kind eine Stimme geben, erklärt sie.
Am Anschlagsabend war sie mit ihrer Familie auf dem Weihnachtsmarkt und erinnert sich, wie sehr sich ihr André über die Gestaltung des Weihnachtsmarkts gefreut hat und wie fasziniert er von der großen Pyramide war.
"Dann haben wir den größten Fehler überhaupt gemacht", schildert sie unter Tränen. Sie hat die beiden Kinder im Alter von 20 und 9 Jahren allein losgeschickt, um sich umzusehen.
Die Zeugin stand in der Schlange vom Riesenrad, als der Anschlag stattfand. "Ich hab da schon so ein komisches Gefühl gehabt", erklärt die 39-Jährige.
9.37 Uhr: Sichtschutz vor Angeklagten aufgebaut
Der Angeklagte Taleb A. (51) sitzt zwar in seiner Sicherheitszelle, vor dem Eintreffen der Betroffenen wird aber ein Sichtschutz vor ihm aufgebaut, sodass die Geladene ihn beim Eintreten in den Saal nicht sehen muss.
Richter Dirk Sternberg weist den Angeklagten auch daraufhin, dass er in ihrer Anwesenheit keine Fragen stellen darf.
Die Mutter des getöteten André wird im Zeugenstand von ihrem Lebensgefährten, Anwalt sowie Zeugenbetreuern unterstützt. Sobald sie am Tisch Platz genommen hat, wird der Sichtschutz wieder abgebaut.
9.33 Uhr: Prozess beginnt
Wie üblich wird wenige Minuten vor Prozessbeginn der Angeklagte Taleb A. (51) unter schwerem Personenschutz in seine Sicherheitszelle geführt. Die Presse darf in diesen Augenblicken kurz Fotos von ihm schießen.
Um kurz nach halb zehn betreten die Richter den Saal und der Prozess beginnt.
9.20 Uhr: Andrang am elften Prozesstag groß
Das Interesse der Öffentlichkeit am elften Prozesstag ist noch größer als zuvor: Der Besucherraum ist bis auf den letzten Platz besetzt, auch sind mehr Pressevertreter vor Ort als üblich.
Das liegt vermutlich daran, dass gleich zu Beginn die Mutter des getöteten Jungen aussagen will. Sie hält sich schon viele Minuten vor Beginn im Saal auf.
6.15 Uhr: Geschädigte vor Gericht erwartet
Am elften Verhandlungstag im Prozess gegen Taleb A. (51) wird die Mutter des kleinen André erwartet, der bei der Todesfahrt am 20. Dezember getötet wurde.
Zudem möchten insgesamt sechs Menschen aussagen, die beim Anschlag verletzt wurden. Sie tun dies freiwillig.
Der Prozess beginnt voraussichtlich um 9.30 Uhr.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
