Prozess gegen Magdeburg-Attentäter: Sitzungsende nach "Ausraster" von Taleb A.

Magdeburg - Am Dienstag steht der siebte Prozesstag gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt an. Dieses Mal steht sein persönliches Umfeld im Zentrum.

Der siebte Prozesstag gegen den Magdeburg-Attentäter steht an.  © Jan Woitas/dpa

Der Prozess gegen den Attentäter findet in einem extra für das Verfahren erbauten Gerichtsgebäude in Magdeburg statt.

Weitere Informationen zum Bau und zum Gerichtsverfahren lest Ihr im Artikel "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".

TAG24 ist wieder für Euch vor Ort und berichtet live.

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15.38 Uhr: Kurzes Gespräch mit Taleb A., dann Prozessende

Nach einer 15-minütigen Pause wird der Angeklagte wieder in den Raum geführt und der Prozess fortgesetzt.

Richter Sternberg kommentiert Taleb A.'s "Ausraster", zeigt aber auch Verständnis. "Ich verstehe, dass Sie dieses Thema mitnimmt", so der Vorsitzende.

Sternberg entlässt den Zeugen und gibt das Wort an den Angeklagten, mahnt aber auch, dass er nicht erneut abschweifen soll: "ich will nicht, dass sie wieder aufspringen und erneut zu Boden gekämpft werden müssen."

Doch der 51-Jährige nutzt seine Redezeit allerdings erneut dafür, dem Zeugen und weiteren Mitgliedern der Organisation Betrug vorzuwerfen. Der Vorsitzende beendet damit den Prozesstag.

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15.05 Uhr: Richter entzieht Taleb A. das Fragerecht, Angeklagter aus Saal geführt

Richter Sternberg weist Taleb A. erneut mehrfach daraufhin, sich auf relevante Fragen zu konzentrieren. Der Attentäter stellt dem Zeugen wirre Fragen zu dem Zivilverfahren gegen die Säkulare Flüchtlingshilfe.

Der Richter entzieht dem Angeklagten daraufhin das Fragerecht und stellt endgültig sein Mikrofon ab.

Daraufhin erhebt sich der Angeklagte plötzlich wütend und wird umgehend von den Polizeibeamten überwältigt. Was genau der 51-Jährige bezwecken wollte ist unklar. Er wurde aus dem Verhandlungsraum geführt und der Prozess für einige Minuten unterbrochen.

Der Vorsitzende Dirk Sternberg entzieht Taleb A. das Fragerecht, daraufhin wird der Angeklagte abgeführt.  © Jan Woitas/dpa

14.36 Uhr: Taleb A. startete "Defamierungskampagne" gegen Flüchtlingshilfe

Ein weiteres Mitglied der Säkularen Flüchtlingshilfe ist jetzt im Zeugenstand und erinnert sich an seinen Kontakt zu Taleb A.

Demnach engagierte sich der Angeklagte für eine kurze Zeit in der Organisation und half wohl auch einigen Flüchtlingen. Der Zeuge schildert, dass der Attentäter sich jedoch über die Flüchtlingshilfe beschwerte und eine "Defamierungskampagne gestartet" habe, erklärt er, woraufhin die Zusammenarbeit mit dem 51-Jährigen beendet wurde.

"Das waren seine Mittel um uns zu diskreditieren", so das Organisations-Mitglied.

Er erläutert, nicht weiter auf A.'s Provokationen eingegangen zu sein, "um den Troll nicht zu füttern". Auch bezeichnet er den Angeklagten allgemein als "skurril im Umgang".

14.13 Uhr: Richter stellt Mikrofon von Taleb A. ab

Richter Dirk Sternberg fordert den Angeklagten auf, sich abschließend zu den Zeugenaussagen zu äußern. Doch dabei schweift Taleb A. immer wieder in seine Erzählungen ab.

"Er ist deutlich psychisch krank, er ist wirr", behauptet Taleb A. über seinen Bekannten, "ich bin Psychiater, ich weiß das."

Sternberg stellt zwischenzeitlich A.'s Mikrofon aus und fordert ihn erneut auf, bei der Sache zu bleiben.

14 Uhr: Taleb A. stellt dreiste Fragen

Nach der Aussage seines Bekannten stellt Taleb A. eine ganzen Reihe unzusammenhängender Fragen. So fragt der Angeklagte, ob der Zeuge aus psychischen Gründen Frührentner sei.

Der Zeuge möchte sich dazu nicht äußern, worüber der Attentäter nur lacht. Richter Sternberg unterbindet die Frage.

Doch das hält Taleb A. nicht auf und er bombardiert seinen Bekannten mit weiteren wirren Anschuldigungen, beispielsweise ob er Teil eines Geheimdienstes sei, welche politische Orientierung er verfolge und oder ob er für die Polizei gearbeitet habe.

Taleb A. bombardiert Zeugen mit wirren Fragen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

13.30 Uhr: Zeuge hielt Taleb A. für saudi-arabischen Spion

Taleb A.'s Auseinandersetzung mit der Säkularen Flüchtlingshilfe in Köln rückt weiter in den Fokus. Der inzwischen fünfte Zeuge an diesem Prozesstag und Mitglied der Organisation beschreibt, wie der Angeklagte wilde Anschuldigungen gegen ihn und die Flüchtlingshilfe tätigte.

So warf Taleb A. der Flüchtlingshilfe vor, Frauen sexuell zu misshandeln. A.'s Vorwürfe wurden wirrer und richteten sich auch gegen den Zeugen. "Er steigerte sich so lange in Dinge hinein, bis ich [...] nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und es nicht mehr für mich normal war", berichtet der Mann.

Er zweifle daran, dass Taleb A. aus dem Islam ausgetreten sei und dachte sogar zeitweise, dass er ein saudi-arabischer Spion sein könnte, behauptet der Zeuge.

13.15 Uhr: Taleb A. war am Abend vor dem Anschlag "wie immer"

Nach der Mittagspause wird zunächst geklärt, dass Taleb A. weiterhin verhandlungsfähig ist. Jetzt ist ein Gastronom aus Bernburg als Zeuge geladen, bei dem der Angeklagte zwei Jahre lang öfter zu Gast war.

Ein Tag vor dem Anschlag aß der Attentäter noch in dem Lokal. "Er war freundlich wie immer, hat zwei Flaschen Bier genommen und Essen bestellt. Er war mit seinem Handy beschäftigt", erinnert sich der Zeuge.

Er betont, dass Taleb A. immer allein vor Ort war. Jedes Mal, wenn der Gastronom oder seine Angestellten mit ihm gesprochen haben, wehrte er den Kontakt ab. Er wollte immer für sich sein, heißt es.

12.21 Uhr: Ist Taleb A. noch verhandlungsfähig?

Der Angeklagte Taleb A. verrennt sich nach der Zeugenaussage eines Polizisten in Erläuterungen zu seinem Attentat.

"Es ging darum, dass ich gemerkt habe, dass alle deutschen Behörden etwas hinter den Kulissen spielen", behauptet er, "Das ist ein enormes Verbrechen. Nicht nur gegen mich, sondern auch die Magdeburger und die Opfer. Sie sind eine Lachnummer!".

Richter Sternberg unterbricht den Angeklagten und ordnet eine 40-minütige Pause an. Kurz zuvor fordert einer der Anwälte zu prüfen, ob Taleb A. noch verhandlungsfähig ist.

12.15 Uhr: Aussage von Polizist macht Taleb A. wütend

Ein Stendaler Polizist, der nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt als Teil der Sonderkommission gegen den Angeklagten in seinem privaten und häuslichen Umfeld ermittelte, sagt im Prozess aus, dass Taleb A.'s Nachbarn ihn als ruhigen Einzelgänger beschrieben hätten.

Auch war der Beamte dafür zuständig, die Internetpräsenz des Attentäters auszuwerten. Taleb A. pflegte seine Sozialkontakte fast ausschließlich über die sozialen Medien und hatte Kontakt zu anderen Saudi-Arabern, sagt der Zeuge.

Dann gibt Taleb A. zu: Die Bilder, die er auf der Plattform X geteilt hat, seien der Grund für seinen Anschlag gewesen. "Ich bringe sechs Leute um und dann kommt ein Ermittler und macht eine komische Analyse", redet Taleb A. wirr. Der Zeuge soll demnach die Quellen der Bilder unterschlagen und die Fotos grafisch verändert haben.

Taleb A. redet sich in Rage und schreit den Richter an.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

11.34 Uhr: Zweiter Rechtsanwalt sagt aus

Ein weiterer Rechtsanwalt, der für Taleb A. im Verfahren gegen das Landgericht Köln agierte, sagt am Dienstag als zweiter Zeuge aus.

Der Anwalt beschreibt, wie er den Angeklagten damals darauf hingewiesen hat, dass das Verfahren schlechte Aussichten für ihn haben würde. Der Zeuge bat A. schließlich sogar darum, sich einen anderen Rechtsbeistand zu suchen.

Auch bei diesem Zeugen stellt Taleb A. wieder seltsame Fragen und wirft dem Anwalt vor, Akten und Beweise gelöscht zu haben.

Der Richter greift durch: "Sie dürfen Fragen stellen, nicht mehr und nicht weniger. Sonst entziehe ich Ihnen das Wort."

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