Prozess gegen Magdeburg-Attentäter - Taleb A. schreit vor Gericht: "Lachnummer!"

Magdeburg - Am Dienstag steht der siebte Prozesstag gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt an. Dieses Mal steht sein persönliches Umfeld im Zentrum.

Der siebte Prozesstag gegen den Magdeburg-Attentäter steht an.
Der siebte Prozesstag gegen den Magdeburg-Attentäter steht an.  © Jan Woitas/dpa

Der Prozess gegen den Attentäter findet in einem extra für das Verfahren erbauten Gerichtsgebäude in Magdeburg statt.

Weitere Informationen zum Bau und zum Gerichtsverfahren lest Ihr im Artikel "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".

TAG24 ist wieder für Euch vor Ort und berichtet live.

13.15 Uhr: Taleb A. war am Abend vor dem Anschlag "wie immer"

Nach der Mittagspause wird zunächst geklärt, dass Taleb A. weiterhin verhandlungsfähig ist. Jetzt ist ein Gastronom aus Bernburg als Zeuge geladen, bei dem der Angeklagte zwei Jahre lang öfter zu Gast war.

Ein Tag vor dem Anschlag aß der Attentäter noch in dem Lokal. "Er war freundlich wie immer, hat zwei Flaschen Bier genommen und Essen bestellt. Er war mit seinem Handy beschäftigt", erinnert sich der Zeuge.

Er betont, dass Taleb A. immer allein vor Ort war. Jedes Mal, wenn der Gastronom oder seine Angestellten mit ihm gesprochen haben, wehrte er den Kontakt ab. Er wollte immer für sich sein, heißt es.

12.21 Uhr: Ist Taleb A. noch verhandlungsfähig?

Der Angeklagte Taleb A. verrennt sich nach der Zeugenaussage eines Polizisten in Erläuterungen zu seinem Attentat.

"Es ging darum, dass ich gemerkt habe, dass alle deutschen Behörden etwas hinter den Kulissen spielen", behauptet er, "Das ist ein enormes Verbrechen. Nicht nur gegen mich, sondern auch die Magdeburger und die Opfer. Sie sind eine Lachnummer!".

Richter Sternberg unterbricht den Angeklagten und ordnet eine 40-minütige Pause an. Kurz zuvor fordert einer der Anwälte zu prüfen, ob Taleb A. noch verhandlungsfähig ist.

12.15 Uhr: Aussage von Polizist macht Taleb A. wütend

Ein Stendaler Polizist, der nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt als Teil der Sonderkommission gegen den Angeklagten in seinem privaten und häuslichen Umfeld ermittelte, sagt im Prozess aus, dass Taleb A.'s Nachbarn ihn als ruhigen Einzelgänger beschrieben hätten.

Auch war der Beamte dafür zuständig, die Internetpräsenz des Attentäters auszuwerten. Taleb A. pflegte seine Sozialkontakte fast ausschließlich über die sozialen Medien und hatte Kontakt zu anderen Saudi-Arabern, sagt der Zeuge.

Dann gibt Taleb A. zu: Die Bilder, die er auf der Plattform X geteilt hat, seien der Grund für seinen Anschlag gewesen. "Ich bringe sechs Leute um und dann kommt ein Ermittler und macht eine komische Analyse", redet Taleb A. wirr. Der Zeuge soll demnach die Quellen der Bilder unterschlagen und die Fotos grafisch verändert haben.

Taleb A. redet sich in Rage und schreit den Richter an.
Taleb A. redet sich in Rage und schreit den Richter an.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

11.34 Uhr: Zweiter Rechtsanwalt sagt aus

Ein weiterer Rechtsanwalt, der für Taleb A. im Verfahren gegen das Landgericht Köln agierte, sagt am Dienstag als zweiter Zeuge aus.

Der Anwalt beschreibt, wie er den Angeklagten damals darauf hingewiesen hat, dass das Verfahren schlechte Aussichten für ihn haben würde. Der Zeuge bat A. schließlich sogar darum, sich einen anderen Rechtsbeistand zu suchen.

Auch bei diesem Zeugen stellt Taleb A. wieder seltsame Fragen und wirft dem Anwalt vor, Akten und Beweise gelöscht zu haben.

Der Richter greift durch: "Sie dürfen Fragen stellen, nicht mehr und nicht weniger. Sonst entziehe ich Ihnen das Wort."

10.46 Uhr: Taleb A. wirft dem Zeugen falsche Identität vor

Der Angeklagte stellt dem Zeugen viele wirre Fragen, wann er Telefonate oder E-Mails erhalten habe. Taleb A. stellt dann aufbrausend die Identität des Rechtsanwalts in Frage: Es sei nicht der "Herr H." gewesen, mit dem er Kontakt gehabt hatte.

"Das ist definitiv nicht Herr H. mit dem ich gesprochen habe, er hat keine Ahnung!", schimpft Taleb A., "ich fordere das Gericht auf, eine ausführliche Ermittlung gegen ihn zu führen!"

Taleb A. hält einen Laptop mit einem Foto hoch, um zu beweisen, dass es sich bei dem Zeugen nicht um den "echten Herr H." handelt. Der Zeuge schüttelt nur den Kopf: "Was soll man dazu sagen." In seiner Kanzlei gibt es niemanden mit dem gleichen Nachnamen.

"Was ist los hier in Deutschland!", schreit Taleb A. abschließend. Richter Sternberg nimmt die Anschuldigungen kühl entgegen und entlässt den Zeugen.

10.24 Uhr: Taleb A. beschimpft ehemaligen Rechtsanwalt

Unter dem Vorwand, Fragen stellen zu wollen, wirft Taleb A. dem Zeugen vor "Keine Ahnung" zu haben. Richter Dirk Sternberg geht augenblicklich dazwischen und weist den Angeklagten daraufhin, seine Sprechzeit nicht für Beleidigungen zu nutzen.

Der 51-Jährige redet wirr und spricht von Akten, die der Zeuge ihm angeblich vorenthalten habe und über vermeintliche Telefonate, die er mit dem Zeugen geführt haben will. Auch nutzt Taleb A. die Zeit, um willkürliche Erklärungen zum Anschlag abzugeben.

Richter Sternberg unterbindet dies.

Der Angeklagte Taleb A. nutzt seine Redezeit, um Zeugen zu beleidigen.
Der Angeklagte Taleb A. nutzt seine Redezeit, um Zeugen zu beleidigen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

9.56 Uhr: Taleb A. soll Rechtsanwalt schlimm gedroht haben

Der Zeuge beschreibt, dass er den Angeklagten in einem Berufungsverfahren gegen das Landgericht Köln vertreten hat. Im Juli 2024 kündigte Taleb A. schließlich das Mandat.

"Damit war es eigentlich für uns gegessen", so der Anwalt. Über einen Monat später erhielt er schockierende Drohungen von Taleb A. Er soll gedroht haben, ihn "30 Jahre zu jagen und abzuschlachten", erklärt der Zeuge, "diese Drohungs-E-Mail hätte ich von ihm nicht erwartet, das war schon schockierend." Die Drohungen habe er ernst genommen.

Der Anwalt packt aus, dass er nicht einmal der eigenen Familie von dem Vorfall erzählt hatte - bis zum 20. Dezember. "Was er damit bezwecken wollte war mir zu dem Zeitpunkt vollkommen unklar."

9.50 Uhr: Ehemaliger Rechtsanwalt von Taleb A. als Zeugen

Der Angeklagte Taleb A. wird um kurz vor halb 10 überpünktlich in den Saal geführt. Auch an diesem siebten Prozesstag sind wieder zahlreiche Besucher und Pressevertreter gekommen, um die Verhandlung in dem extra dafür gebauten Gerichtsgebäude zu verfolgen.

Mit einer Viertelstunde Verspätung beginnt der Prozess mit dem ersten Zeugen: Ein Rechtsanwalt, der von 2023 bis 2024 für den Angeklagten tätig war.

Der Prozess beginnt um 9.45 Uhr.
Der Prozess beginnt um 9.45 Uhr.  © Jan Woitas/dpa

6.30 Uhr: Bekannte von Taleb A. erwartet

Nachdem am sechsten Prozesstag die Ansichten von Attentäter Taleb A. (51) weiter in den Fokus gerückt sind, geht es am siebten Prozesstag um sein persönliches Umfeld.

Das Landgericht kündigte an, dass am Dienstag neben einem Polizisten, der gegen den Angeklagten ermittelt, auch zwei Bekannte des Attentäters erwartet werden. Darüber hinaus geht es um eine Auseinandersetzung des Angeklagten mit der Flüchtlingshilfe in Köln.

Der Prozess soll regulär um 9.30 Uhr beginnen.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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