Prozessauftakt gegen Attentäter von Magdeburg: Taleb A. weint und redet wirr
Magdeburg - Am Montag ist der erste Prozesstag gegen den Amokfahrer des Weihnachtesmarktes in Magdeburg gestartet. In einem extra für das Verfahren gebauten Gerichtsgebäude sitzt Attentäter Taleb A. (51) Hunderten von Klägern gegenüber. Ihm droht Sicherungsverwahrung.
TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Live-Blog vom ersten Prozesstag.
Grundlegende Informationen zu dem Attentat und dem langwierigen Gerichtsverfahren findet Ihr in folgendem Artikel: "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".
15.32 Uhr: Richter unterbricht Taleb A. und zeigt Verständnis
Über eine Stunde lang wurde Attentäter Taleb A. Zeit gewährt, sich zu den Tatvorwürfen zu äußern. Obwohl seine Aussagen kontextlos wirkten, zeigte sich der Vorsitzende Richter verständnisvoll.
"Ich habe verstanden, dass Sie Ihre Hintergründe genauer erklären wollen", sagte dieser. Mit diesem Einwurf und der Unterbrechung ist der heutige erste Prozesstag beendet.
Taleb A. soll am Dienstag für seine Ausführungen weitere Zeit bekommen.
14.46 Uhr: Attentäter weint und redet wirr
Nach der Mittagspause wurde das Wort direkt dem Attentäter überlassen. Er hatte damit die Chance, auf die Anklageschrift zu reagieren. Stattdessen redete er wirr und begann zu weinen.
Während Taleb A. sprach, sorgte er für verstörende Szenen. Er thematisierte "lügende Medien", Voltaire als ersten Islamkritiker in Europa und Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, die "Deutschland verkauft" haben soll.
Gleichzeitig griff er zum Taschentuch und tupfte sich schluchzend Tränen von den Augen, während er eine Familie um Verzeihung bat, denen er während seiner Haft einen Brief geschrieben hatte.
Auch für die im Gerichtssaal befindlichen Nebenkläger ist dies eine harte Situation. So wandte sich eine Frau vom Attentäter ab und schaute bewusst in die entgegengesetzte Richtung.
Als A. die bevorstehende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt zum Thema machte und die CDU, SPD sowie die Grünen als "deutschlandfeindlich" betitelte und dabei die Menschen zum Abwählen der Parteien aufrief, schritt der Vorsitzende Richter ein. Taleb A. wurde ermahnt, dass er sich zur vorher beschriebenen Tat äußern sollte.
Einen Zusammenhang seiner persönlichen Äußerungen und zur Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt kann bisher niemand nachvollziehen. Seine Rede wirkte kontextlos.
13.02 Uhr: Taleb A. will sich zur Tat äußern und verspottet Anwesende
Etwas mehr als zwei Stunden hat das Verlesen der Anklageschrift gedauert. Attentäter Taleb A. wurde anschließend gefragt, ob er sich zur Tat äußern möchte.
Zur Überraschung vieler Anwesenden ließ er verlauten, dass er sich persönlich zu den Tatvorwürfen äußern möchte. Auf die Frage des Vorsitzenden, wie viel Zeit er dafür benötige, antwortete A. spöttisch: "Stunden, Tage, Monate".
Die Verhandlung wurde aufgrund einer Mittagspause unterbrochen. Um 14 Uhr soll es weitergehen.
11.42 Uhr: Staatsanwaltschaft verliest ausführliche Anklageschrift
Nach einer kurzen Unterbrechung des Verfahrens hat die Generalstaatsanwaltschaft mit dem Verlesen der Anklageschrift begonnen.
Oberstaatsanwalt Matthias Boettcher und sein Kollege Staatsanwalt Reinl gehen sehr ausführlich vor. Beide erwähnen jedes Opfer mit vollständigem Namen, den exakten Ort auf dem Weihnachtsmarkt, an dem sie verletzt wurden, welche Verletzungen sie erlitten haben und wie lange sie anschließend in ärztlicher Behandlung waren.
Dabei schilderten sie das Geschehen sehr bildlich. Demnach war eines der ersten Opfer von Taleb A. - ein junger Mann - an der Fußgängerampel Ernst-Reutter-Allee. Dort ist A. am 20. Dezember 2024 gegen 19.02 Uhr mit seinem BMW auf das Gelände des Weihnachtsmarktes gefahren. Das Opfer sei anschließend mitgeschleift worden und hatte an mehreren Stellen seines Körpers Brüche und offene Wunden, die für viel Blutverlust sorgten.
Viele der Verletzten seien allerdings nicht direkt vom Auto getroffen und verletzt worden, sondern eher durch herumfliegende Teile und Personen. A. selbst hörte sich alles in Ruhe an und zeigte währenddessen keinerlei Reaktion.
10.36 Uhr: Verteidiger will "Sicherheitskasten" abschaffen
Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen sitzt der angeklagte Attentäter im Gerichtssaal in einem mit Sicherheitsglas geschützten "Kasten".
Sein Verteidiger versuchte mit mehreren Anträgen, Taleb A. "aus dem Käfig" zu holen. Zum einen sei die Lautstärke des darin verbauten Lüfters zu laut. Zum Anderen sei das Klima darin schlecht und wirke sich negativ auf den Angeklagten aus.
Der vorsitzende Richter lehnte die Anträge ab. Schließlich könne man auch einen Schluck Wasser trinken. Diese Antwort sorgte im Saal und unter den Zuschauern für etwas Gelächter.
Auch ein vor dem Angeklagten platziertes Mikrofon wurde beanstandet. Dieses ist durchgehend eingeschaltet. Der Antrag wurde ebenfalls vom Vorsitzenden abgelehnt, da man jede Äußerung, auch spontane, von Taleb A. hören möchte.
Auf Wunsch einer kleinen Beratung unter den Verteidigern wurde die Sitzung für zehn Minuten unterbrochen. Erst danach soll die Anklageschrift verlesen werden.
9.39 Uhr: Attentäter hält Botschaft in die Kameras
Wenige Minuten vor dem Prozessbeginn wurde Taleb A. mit vermummten und schwer ausgerüsteten Polizisten in das Gerichtsgebäude und anschließend zur Anklagebank begleitet.
Während mehrere Journalisten und Fotografen für einen Augenblick Bildmaterial anfertigen durften, scheute der Attentäter keinen Blickkontakt und schaute direkt in die Kameras.
Dabei nutzte er die Gelegenheit und hielt ein Laptop mit dem Hashtag #MagdeburgGate darauf in die Luft.
8.51 Uhr: Attentäter Taleb A. wird mit Hubschrauber eingeflogen
Etwa eine Stunde vor Prozessbeginn wurde Taleb A. mit einem Polizeihubschrauber nach Magdeburg geflogen.
Dieser landete zunächst auf einem Polizeigelände, ehe es mit einer Fahrzeugkolonne zum Gerichtsgebäude ging.
Im Vorfeld des Verfahrens wurde A. vor wenigen Tagen von Berlin aus in eine Justizanstalt in Sachsen-Anhalt gebracht.
6.22 Uhr: Besucher warten auf Einlass
Am ersten Prozesstag werden Hunderte Besucher erwartet, die die Verhandlung mitverfolgen wollen.
Der offizielle Prozessbeginn ist für 9.30 Uhr geplant. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen muss am Eingang mit längeren Kontrollen gerechnet werden.
Presse und Besucher werden deshalb schon ab 6.30 Uhr Zutritt zum abgesperrten Gelände bekommen. Ihnen stehen jeweils 100 Plätze zur Verfügung.
Prozessbeteiligte wie Nebenkläger werden über einen gesonderten Eingang ins Gerichtsgebäude gelassen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa