Zweiter Prozesstag gegen Attentäter von Magdeburg: Taleb A. spricht plötzlich von Durchfall
Magdeburg - Am Dienstag steht der zweite Prozesstag zur Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt an. Attentäter Taleb A. (51) hat zum Auftakt bereits gestanden, am Steuer des Autos gesessen zu haben.
Auch heute ist TAG24 wieder vor Ort und berichtet live von den Verhandlungen.
Weitere Informationen und Hintergründe zu dem Attentat und dem langwierigen Gerichtsverfahren findet Ihr in folgendem Artikel: "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".
14.51 Uhr: Erst Blut auf der Scheibe habe ihn beeindruckt
Nachdem er am 20. Dezember 2024 um 19.02 Uhr mit seinem Mietwagen auf den Weihnachtsmarkt eingebogen war, hätte er nicht mehr anhalten können.
Grund dafür waren seine von den Behörden dokumentierten früheren Straftaten und Auffälligkeiten. Diese hätten ihn schlecht aussehen lassen, auch wenn er die Tat mittendrin abgebrochen hätte.
Gleichzeitig schildert er vor den Augen aller Nebenkläger, der Staatsanwaltschaft und dem Richter bildlich, was er während der Amokfahrt empfunden hatte. So kann er sich auch heute noch an einige Personen erinnern, die ihm vor das Auto gelaufen sind.
Erst als er das Blut einer Frau auf der Windschutzscheibe entdeckt hatte, realisierte er, dass durch seine Tat Menschen verletzt wurden. Dass sie zuvor auf seiner Motorhaube lag, habe ihn nicht auf den Gedanken gebracht.
14.35 Uhr: Taleb A. äußert sich endlich konkreter zum Anschlag
Nach der Mittagspause ermahnt der Vorsitzende noch einmal Taleb A., dass dieser bitte inhaltlich zum Anschlag des Weihnachtsmarktes aussagen soll. Offenbar mit Erfolg.
Laut eigener Aussage wurde der Attentäter jahrelang von den Behörden missverstanden. Er habe immer einen friedlichen Umgang gesucht, doch die Situationen seien immer weiter eskaliert.
Bis 17 Uhr am Tattag sei er unsicher gewesen, ob er das Attentat auch wirklich durchführen wollte. Kurz darauf hatte er sich von der "Welt verabschiedet" sagt er. "Dieses Universum ist nicht mein Universum."
Zudem hätte er Angst vor Durchfall gehabt, weil er bis zu diesem Zeitpunkt nur einen Obstteller am Morgen gegessen hatte. Weshalb er diese Aussage tätigt, sorgt unter Zuschauern und den Nebenklägern für Verwunderung.
12.30 Uhr: Keine Konzentration mehr, Richter ordnet Pause an
Seit mehr als zwei Stunden hält Attentäter Taleb A. einen regelrechten Monolog.
Nur durch kurze Verständnisfragen und Hinweise wird er selten vom Richter unterbrochen. Dieser bemerkte im Laufe der Anhörung nicht nur bei sich selbst, dass die Konzentration nachlässt.
"Herr A., die Konzentration aller Personen hier im Saal nimmt ab." Mit diesen Worten hat der Richter die Sitzung zur Mittagspause unterbrochen.
Um 13.20 Uhr soll sie wieder aufgenommen werden und Taleb A. mit seiner Aussage fortfahren.
12.04 Uhr: Angriff auch auf Café "Alex" geplant
Taleb A. habe laut eigener Aussage mehrmals die Polizei auf fehlende Sicherheitspoller in der Nähe des Cafés "Alex" in der Magdeburger Innenstadt am Ulrichplatz hingewiesen.
Das Kuriose: An dieser Stelle sind Poller verbaut. Nur einer von Ihnen ist für den Lieferverkehr im Boden absenkbar. Für Taleb A. sei das nicht sicher genug gewesen, weil Autos zwischen den Pollern hindurchfahren könnten. Neue Poller aufzustellen, sei nicht geplant gewesen.
Aus Frust und Verärgerung habe der Attentäter schließlich im Oktober 2024 geplant, die Kunden des Cafés anzugreifen. Bekanntlich kam es allerdings nicht dazu.
11.13 Uhr: Taleb A. spricht von Taxifahrt als Ausgangspunkt
Zwischen all den wirren Aussagen von Taleb A. kommen ein paar Details ans Licht.
Laut seiner Aussage sei eine Situation an einem Taxistand entscheidend für den Anschlag gewesen. Hätte ein Taxifahrer eine Frau vor ihm als Kundin akzeptiert, wäre Taleb A. nicht zur Autovermietung gelangt und hätte damit auch den Plan vom Angriff auf den Weihnachtsmarkt verworfen.
In einem Nebensatz erwähnt er, dass auch die Staatsanwaltschaft Magdeburg von ihm als Anschlagsziel auserkoren worden sei. Dafür habe er in der Vergangenheit die Einrichtung zunächst einmal besucht. Sein Vorhaben sollte entweder harmlos mit einer Sprayattacke oder härter mit Gaszylinder durchgeführt werden.
Taleb A. selbst springt bei seinen Erzählungen wahllos zwischen verschiedenen Geschehnissen, Orten und Themen. Ihm zu folgen bereitet den Zuschauern und Journalisten vor Ort offenkundig Probleme.
10.38 Uhr: Attentäter soll auf den Punkt kommen
Taleb A. bestätigt, dass er am ersten Prozesstag in einen Hungerstreik getreten ist. Dies habe er jedoch schon im Februar und März gemacht, während er im JVA-Krankenhaus Leipzig untergebracht war.
Gleichzeitig versucht er den Richter zu beruhigen, dass bei der damaligen ärztlichen Untersuchung keine gefährlichen Körperwerte herausgekommen sind. Dennoch ermahnt der Vorsitzende, dass darauf geachtet wird, dass A. verhandlungsfähig bleiben soll.
Anschließend erklärt der Richter, dass sich der Attentäter während seiner weiteren Ausführungen auf den Tattag des 20. Dezembers 2024 konzentrieren oder seine Erzählungen wenigstens in Kapitel einteilen solle.
Taleb A. lehnt ab und beginnt seine Aussage mit wirren Geschichten wie bereits am Vortag.
9.59 Uhr: Will Taleb A. in Hungerstreik treten?
Mit knapp 20 Minuten Verspätung ist die Verhandlung fortgesetzt worden. Der Vorsitzende richtet seine ersten Worte direkt an den Angeklagten.
Ihm sei zu Ohren gekommen, dass der Attentäter bis zu heutigem Verhandlungsbeginn noch nichts gegessen habe. Lediglich ein Glas Wasser soll er zu sich genommen haben.
Weil A. allerdings verhandlungsfähig erscheine, würde es die heutige Verhandlung erst einmal nicht einschränken, so der Richter.
Gleichzeitig wurde der Angeklagte ermahnt, dass wenn er in den Hunger- und Durststreik eintreten möchte, die Verhandlungen auch ohne ihn stattfinden können.
7.11 Uhr: Weniger Andrang als zum Auftakt
Auch zum zweiten Prozesstag öffnen die Türen für Besucher und Journalisten bereits ab 6.30 Uhr, obwohl die Verhandlung erst um 9.30 Uhr fortgesetzt wird.
Anders als zum Prozessauftakt sind zum frühen Einlass am Dienstagmorgen keine größeren Menschenmengen gekommen. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen mit Taschenkontrollen und Metalldetektoren hatten die Organisatoren im Vorfeld viel Zeit bei den Einlasskontrollen eingeplant.
Die Verhandlung ist öffentlich und kann auch von den Bürgern live mitverfolgt werden. Für Zuschauer und Pressemitarbeiter stehen jeweils 100 Plätze zur Verfügung.
Ab 9.30 Uhr darf der angeklagte Taleb A. seine Sicht der Dinge zur Amokfahrt weiter ausführen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa
