Mord aus Eifersucht? Mann soll Ehefrau regelrecht hingerichtet haben

München - Erst soll es Suizid gewesen sein, dann spricht der Angeklagte von einem Gerangel, bei dem ein Schuss fiel. Die Staatsanwaltschaft aber geht von einer regelrechten Hinrichtung aus. In München ist ein Gerichtsprozess um den Tod einer Frau neu aufgerollt worden.

Der Angeklagte (64) hält sich im Gerichtssaal ein Blatt vor das Gesicht. Im Hintergrund stehen seine Anwälte.
Der Angeklagte (64) hält sich im Gerichtssaal ein Blatt vor das Gesicht. Im Hintergrund stehen seine Anwälte.  © Peter Kneffel/dpa

Der Angeklagte bestritt den Mord an seiner Ehefrau erneut. "Ich habe meine Frau nicht erschossen", sagte der 64-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht München I und brach immer wieder in Tränen aus. "Ich trage noch immer unseren Ehering."

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine Ehefrau, die sich von ihm getrennt hatte, mit einem Kopfschuss getötet zu haben. Der Tod der Frau im Jahr 2015 war lange als Suizid behandelt worden, aber nachdem Zweifel daran aufgekommen waren, erhob die Staatsanwaltschaft schließlich Jahre später doch Mordanklage gegen den Ehemann.

Am Ende eines mehr als ein Jahr andauernden Indizienprozesses hatte das Landgericht München I den Bosnier im Februar 2022 dann aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

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Auch wenn die Kammer erhebliche Zweifel an der Darstellung des Angeklagten gehabt habe, müsse gelten: "in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten", entschied das Gericht und verurteilte den Mann nur wegen illegalen Waffenbesitzes.

Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hob diesen Freispruch vom Vorwurf des Mordes jedoch auf. Darum sitzt der Angeklagte inzwischen wieder in Untersuchungshaft.

Mord oder Suizid? Neuer Prozess gegen Mann wegen Mordes an Ehefrau

Der Tod der Frau im Jahr 2015 war lange als Suizid behandelt worden, doch nachdem Zweifel daran aufgekommen waren, erhob die Staatsanwaltschaft schließlich doch Mordanklage gegen den Ehemann.
Der Tod der Frau im Jahr 2015 war lange als Suizid behandelt worden, doch nachdem Zweifel daran aufgekommen waren, erhob die Staatsanwaltschaft schließlich doch Mordanklage gegen den Ehemann.  © Peter Kneffel/dpa

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er seine Frau - Mutter der fünf gemeinsamen Kinder - nach 17 Jahren Beziehung "von Eifersucht getrieben" umbrachte, weil sie sich kurz zuvor von ihm getrennt hatte und Beziehungen zu anderen Männern eingegangen war.

In der Anklage wird ein regelrechtes Hinrichtungsszenario geschildert: Der Mann soll sie gezwungen haben, sich hinzuknien, und ihr dann die Pistole an die Schläfe gesetzt haben.

Die Beziehung des Ehepaars soll der Anklage zufolge schwierig, der Angeklagte eifersüchtig und kontrollierend gewesen sein. "Der Angeschuldigte, der die Geschädigte ganz für sich allein haben wollte, isolierte diese zunehmend von Freunden und Familie und kontrollierte jeden ihrer Schritte", sagte die Staatsanwältin.

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"Mehrfach hatte die Geschädigte versucht, der belastenden und als bedrückend empfundenen Situation zu entkommen, indem sie sich von dem Angeschuldigten trennte, war jedoch - aufgrund der gemeinsamen Kinder - immer wieder zu dem Angeschuldigten zurückgekehrt." Die Kinder des Paares waren zwischen vier und 14 Jahre alt, als ihre Mutter starb.

Neuer Prozess um getötete Frau: Ehemann bestreitet Mordvorwürfe

Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II, das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft in der Nymphenburger Straße in München.
Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II, das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft in der Nymphenburger Straße in München.  © Sven Hoppe/dpa

Der Angeklagte bestreitet das Tatszenario. Vor Gericht berichtete er von einvernehmlichen Sex-Spielen mit der Pistole und sagte schluchzend, er habe seiner aufgebrachten und verzweifelten Frau an jenem Abend im Jahr 2015 die Waffe bei einem Gerangel aus der Hand nehmen wollen.

"Dann hat sich [ein] Schuss gelöst und die ist umgefallen", sagte er. "Dann habe ich plötzlich Blut gesehen." Seine Frau habe schon vor diesem Tag mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen, sagte der 64-Jährige.

Mehr als ein Jahr dauerte der erste Prozess, für den zweiten hat das Gericht nun 13 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte damit am 6. Dezember fallen.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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