Mehr als 800 Missbrauchsfälle: Fußballtrainer zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt

München - Im Prozess um Hunderte sexuelle Übergriffe auf junge Fußballspieler ist ein Ex-Trainer wegen der vielen Vorfälle sowie 153 Vergewaltigungen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagte Fußballtrainer (47) sitzt zum Prozessauftakt im Gerichtssaal.
Der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagte Fußballtrainer (47) sitzt zum Prozessauftakt im Gerichtssaal.  © Lennart Preiss/dpa

Die Staatsanwaltschaft forderte zuvor acht Jahre Haft und anschließende Sicherungsverwahrung.

Er sei "ein gefährlicher Serientäter", sagte die Staatsanwältin am Donnerstag vor dem Landgericht München I in ihrem Plädoyer. Der 47-Jährige, der die Taten zu Beginn des Prozesses eingeräumt hatte, erinnere sie "an einen Sektenführer".

Er sei ein "klassischer, begabter und machthungriger Menschenfänger". Es bestehe möglicherweise auch die Gefahr, dass seine eigenen Söhne eines Tages seine Opfer werden.

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Mehr als 800 Missbrauchsfälle hat die Staatsanwaltschaft ihm in ihrer Anklage vorgeworfen, 30 Opfer soll es geben. In mehr als 200 Fällen wurde er auch wegen Vergewaltigung angeklagt, in vier Fällen wegen Kindesmissbrauchs, weil das Opfer aus Sicht der Staatsanwaltschaft jünger als 14 Jahre alt war. Dazu kommen Vorwürfe sexueller Übergriffe.

Das Gericht sprach "von absoluten Grenzfällen" bei den Taten, die sich beispielsweise im Trainingslager abgespielt hätten - weit entfernt von den Eltern der Jugendlichen.

"Machthungriger Menschenfänger": Anklage fordert Haft und Sicherungsverwahrung

Der Mehrfach-Täter wurde zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der Mehrfach-Täter wurde zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.  © Britta Schultejans/dpa

Er nahm laut Staatsanwaltschaft nach einem immer gleich ablaufenden Muster auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus, sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene der Durchblutung der Muskulatur.

Der Angeklagte habe das Vertrauen, das die jungen Fußballer ihm entgegenbrachten, und seine Stellung in dem Verein missbraucht, sei "methodisch und planvoll und perfide" vorgegangen, habe ein "perfides System" geschaffen, hieß der Vorwurf.

"Er hat sich Opfer herangezüchtet zum Missbrauch", sagte die Staatsanwältin und sprach von "tiefgreifender Manipulation". "Es ist menschenverachtend."

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Die Verteidigung des Mannes betonte dagegen, "dass eine Gefährlichkeit schlicht nicht mehr besteht". Das Umfeld habe es dem Angeklagten leicht gemacht. Der Anwalt forderte sieben Jahre Haft und keine Sicherungsverwahrung. Diese wäre "kontraproduktiv". Der Angeklagte habe sich gewünscht, "dass in dem Verfahren irgendwie rauskommt, dass er nicht nur ein schlechter Mensch ist".

Das Gericht wertete die Taten als sexuelle Übergriffe, nicht als Missbrauch Schutzbefohlener.

Erstmeldung: 13.15 Uhr. Letzte Aktualisierung: 16.37 Uhr.

Titelfoto: Lennart Preiss/dpa

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