Neonazis prügelten auf Linke ein - jetzt stehen die Täter vor Gericht

Görlitz - Am 20. Dezember 2024 ging ein Neonazi-Mob in Görlitz auf junge Linke los, schlug unter anderem zwei Frauen krankenhausreif. Mit dem ehemaligen Dresdner "Elblandrevolte"-Chef Finley P. (19) und den Neonazis Timmy S. (21) und Julian N. (17) landeten am Montag drei der mutmaßlichen Schläger vor dem Görlitzer Amtsgericht. Alle geben Gewalt zu, doch niemand will eine Frau geschlagen haben.

Finley P. (19) gibt Schläge zu, will aber keine Frau angefasst haben.
Finley P. (19) gibt Schläge zu, will aber keine Frau angefasst haben.  © Steffen Füssel

Dass er mittendrin war, kann Finley P. nicht leugnen: "Ich war mit dabei", sagt er. "Ich habe einer oder zwei männlichen Personen einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, habe auch eine zurückbekommen." Ob er zweimal dieselbe oder zwei unterschiedliche Personen geschlagen hat, wisse er nicht.

Zumindest auf einem Video ist zu erkennen, wie er einen Mann schlägt, der Mitangeklagte Timmy S. trat dem Attackierten daraufhin - wie er selbst zugibt - im Sprung in den Rücken.

Auch Schläge gibt Timmy S. zu, ebenso dass er Quarzhandschuhe trug, Pyrotechnik dabeihatte und eine am Boden sitzende verletzte Studentin (21) fotografiert zu haben. Angefasst haben will er aber niemanden.

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Die Studentin selbst berichtet, er habe ihr auf die Schläfe geschlagen.

Timmy S. (21) sprang einem Mann mit einem Tritt in den Rücken.
Timmy S. (21) sprang einem Mann mit einem Tritt in den Rücken.  © Steffen Füssel
Julian N. (17) gibt immerhin zu, die Politikerin berührt zu haben.
Julian N. (17) gibt immerhin zu, die Politikerin berührt zu haben.  © Steffen Füssel

Neonazis prügelten auf Linke ein - eine gezielte Falle?

Samara Schrank (21, Linke) fürchtete in der Nacht um ihr Leben, trug eine Gehirnerschütterung davon.
Samara Schrank (21, Linke) fürchtete in der Nacht um ihr Leben, trug eine Gehirnerschütterung davon.  © Paul Glaser

Lediglich Julian S., der mit einem Auto erst später zur Schlägerei hingefahren wurde, gibt zu, Lokalpolitikerin Samara Schrenk (21, Linke) "berührt" zu haben. Sie habe bei Finley P. gestanden, sei daraufhin gefallen.

Das Opfer selbst schildert es drastischer: Nach einer Pfefferspray-Attacke habe sie erfolglos versucht, in ein Büro ihrer Partei zu kommen, auch das Klingeln an einer Haustür brachte keine Sicherheit: "Dann sind zwei Personen auf mich zugekommen", sagt sie.

Bei einem sei die Vermummung verrutscht, sie habe Finley P. erkannt. "Dann wurde ich geschubst oder geschlagen. Als ich im Boden lag, wurde ich in Richtung Kopf, Rücken und Beine getreten. Ich dachte, ich sterbe. Meine nächste Erinnerung ist, dass der Krankenwagen und die Polizei kam."

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In der Stadt seien die jungen Linken gewesen, nachdem es einen Hilferuf eines Freundes gegeben hatte, der von Neonazis angepöbelt wurde. Sie gehen davon aus, dass es einige gezielte Falle war. Die Angeklagten weisen das von sich. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Fotomontage: Steffen Füssel//Paul Glaser

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