Zwickau - Vor dem Zwickauer Landgericht hat ein erschütternder Prozess gegen ein Elternpaar und die Halbschwester eines Mädchens aus Treuen (Vogtland) begonnen. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Misshandlung von Schutzbefohlenen, Körperverletzung und Verletzung der Fürsorgepflicht.
Auf der Anklagebank sitzen Ramona und Rudi M., die Eltern von Marie (heute 18). Ihre Halbschwester Sarah S. arbeitet in Klingenthal. Nun steht auch sie vor Gericht.
Nach Überzeugung der Anklage soll eines der drei Familienmitglieder dem Mädchen 2020 über mehrere Monate im Alter von 13 Jahren mindestens 25 Tabletten eines Rheuma-Medikaments verabreicht haben. Heimlich, pulverisiert, unters Essen gemischt.
Was als vermeintliche "Behandlung" gedacht war, entwickelte sich zum Albtraum: Das Kind sei dadurch so krank geworden, dass es fast starb. Erst als Marie so schwach war, dass sie kaum noch laufen konnte, habe Halbschwester Sarah den Notarzt gerufen.
Im Krankenhaus stellten die Ärzte fest: Das Kind befand sich bereits an der Schwelle zur Sterbephase. Nur durch eine Notbehandlung konnte es gerettet werden.
Richter Burmeister stellt Bewährungsstrafen in Aussicht
Noch bevor die Staatsanwältin Barbara Gremm (62) am Montag die Anklage verlesen konnte, stoppte der Vorsitzende Richter, Jörg Burmeister (52), den ersten Prozesstag. Der Vater, Rudi M., fehlte krankheitsbedingt.
Sein Verteidiger Oliver Hopp erklärte: "Er lebt inzwischen in einem Pflegeheim, leidet an schwerer COPD und ist nur zwei Stunden verhandlungsfähig." Er brauche ein Sauerstoffgerät.
Inzwischen steht der Prozess vor einer Wendung, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Das Opfer soll wohl bereit sein, die Anschuldigungen zurückzunehmen.
Nach einem kurzen "Hinterzimmergespräch" stellte Burmeister den Angeklagten Bewährungsstrafen in Aussicht, falls sie ein Geständnis ablegen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.