Radler vom Sattel geschubst? Freitaler Stadtrat muss zahlen!

Freital - Er gehört zur Fraktion "Freitals Konservative Mitte". Aber seine innere Mitte hatte er wohl an jenem Tag eher nicht. Jörg M. (61), langjähriges Mitglied im Stadtrat von Freital, fand sich jetzt vor der Amtsrichterin in Dippoldiswalde wieder. Er soll laut Anklage einen Radfahrer vom Drahtesel gestoßen haben.

Jörg M. (61), Stadtrat von Freital, hatte am gestrigen Mittwoch einen Termin im Amtsgericht Dippoldiswalde.
Jörg M. (61), Stadtrat von Freital, hatte am gestrigen Mittwoch einen Termin im Amtsgericht Dippoldiswalde.  © Peter Schulze

"Ich fuhr die Burgker Straße in Freital hoch", berichtete Radler Gert P. (52). "Mich überholte ein Transporter, stoppte immer wieder. Als ich dann vorbeifuhr, zog er nach links, drängte mich ab."

Im Reflex habe Gert nach dem Spiegel gegriffen, der wegklappte. "Da schrie der Fahrer: 'Du Schwein hast mir den Spiegel kaputtgemacht!' Er sprang aus dem Auto und schubste mich vom Rad."

Besagter Fahrer war Jörg M., der über seine Anwältin eine andere Version vortrug: "Ich suchte das Auto eines Bekannten, musste deshalb immer wieder stoppen. Dabei hatte ich den linken Arm ins offene Fenster gestützt. Plötzlich verspürte ich einen Schlag, verriss das Lenkrad."

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In dem Moment sei der Stadtrat den Radler neben ihm gewahr geworden, dessen Personalien er haben wollte, ehe er davonfährt. Deshalb habe er das Hinterrad gepackt, beide Männer stürzten.

Die Richterin stellte das Verfahren ein

Hier an der Burgker Straße in Freital brachte der Stadtrat im August 2021 einen Radler (52) zu Fall.
Hier an der Burgker Straße in Freital brachte der Stadtrat im August 2021 einen Radler (52) zu Fall.  © Peter Schulze

Das Opfer: "Danach kamen Bekannte des Fahrers und beglückwünschten ihn. Das würde einem Radfahrer recht geschehen."

Ein Polizist, der vor Ort war, sprach von einer unübersichtlichen Lage. Demnach könnten beide Versionen stimmen.

Die Richterin stellte das Verfahren ein. Denn zur konkreten Aufklärung wären weitere Zeugen und (teure) Gutachten notwendig.

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Als Auflage muss Stadtrat Jörg M. 500 Euro Schmerzensgeld sowie die Radreparatur 223,98 Euro für Gert P. und 1500 Euro an die Justizkasse zahlen.

Titelfoto: Peter Schulze

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