Prozess gegen KZ-Sekretärin: Richter berichten vom Lager-Besuch
Itzehoe - Im Prozess gegen eine frühere Sekretärin im KZ Stutthof hat das Landgericht Itzehoe über einen Besuch von zwei Richtern in dem ehemaligen Lager bei Danzig berichtet.

Der Vorsitzende der Strafkammer, Dominik Groß, verlas am Dienstag ein Protokoll zu einer sogenannten Inaugenscheinnahme in der polnischen Gedenkstätte. Dazu wurden Fotos gezeigt.
Groß und eine Beisitzerin hatten am Freitag in Begleitung eines historischen Sachverständigen vor allem feststellen wollen, was die Angeklagte von ihrem damaligen Arbeitsplatz in der Kommandantur aus sehen konnte.
Die Angeklagte Irmgard F. (97) soll von Juni 1943 bis April 1945 für den KZ-Kommandanten Paul Werner Hoppe als Zivilangestellte gearbeitet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft der 97-Jährigen vor, damit Beihilfe zum systematischen Mord an mehr als 11.000 Gefangenen geleistet zu haben.
Ihr Verteidiger Wolf Molkentin widersprach erfolglos der Verlesung des Protokolls und der Verwertung der Erkenntnisse. Er begründete dies mit der Rolle des historischen Sachverständigen Stefan Hördler.
"Was der Sachverständige dort erklärte, ging weit über diese Rolle hinaus", sagte Molkentin, der selbst bei dem Besuch in der Gedenkstätte dabei war. Die Verteidigung hat Hördler bereits mehrfach vorgeworfen, für die Angeklagte entlastende Aspekte nicht zu erwähnen.

An dem Besuch hatten auch mehrere Vertreter der 29 Nebenkläger und der Verteidiger teilgenommen.
Aktualisiert, 14.22 Uhr
Titelfoto: Jan Dzban/PAP/dpa