Frau vor 27 Jahren getötet: Angeklagter schweigt auch in Prozess-Neuauflage

Stuttgart - Auch in der Neuauflage des Stuttgarter Prozesses um eine Bluttat vor 27 Jahren hält ein angeklagter Rentner an seinem Schweigen fest.

Der Mann war schon im Juli 2021 von einer anderen Kammer zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, die der Bundesgerichtshof allerdings aufhob. Das Gericht muss nun klären, ob es sich um Mord und Totschlag handelt.
Der Mann war schon im Juli 2021 von einer anderen Kammer zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, die der Bundesgerichtshof allerdings aufhob. Das Gericht muss nun klären, ob es sich um Mord und Totschlag handelt.  © Bernd Weissbrod/dpa

Er werde sich nicht zur Person und auch nicht zum Vorwurf äußern, 1995 in Sindelfingen (Kreis Böblingen) eine Frau an einem S-Bahnhof angegriffen und erstochen zu haben, ließ der mittlerweile 72 Jahre alte Mann am Mittwoch im Landgericht Stuttgart über seine Anwältin mitteilen.

Der Angeklagte steht dort ein weiteres Mal wegen desselben Falls vor Gericht. Er war schon im Juli 2021 von einer anderen Kammer des Gerichts zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hat das Urteil aber aufgehoben und den Fall zurückverwiesen.

An der Verantwortung des Mannes für den Tod der Frau gibt es zwar keine Zweifel. In dem reinen Indizienprozess sei das Mordmerkmal der Heimtücke aber nicht ausreichend belegt worden, hatte der BGH entschieden.

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Geklärt werden muss also erneut, ob es sich um einen Mord handelte.

Sollten die Stuttgarter Richter im zweiten Anlauf hingegen auf Totschlag entscheiden, könnte der 72-Jährige den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Denn anders als bei einem Mord kann man bei einem Totschlag nach mehr als 20 Jahren und nach deutschem Recht nicht mehr bestraft werden.

DNA-Spuren überführten den Täter

Der Mann war erst überführt worden, nachdem ihm DNA-Spuren unter den Fingernägeln des Opfers zugeordnet werden konnten. Er hatte die 35-jährige Frau auf ihrem Heimweg von der Arbeit angegriffen und umgebracht.

Eine nach der Tat gegründete Sonderkommission hatte den Mann bereits früh im Visier - doch die Ermittlungen blieben zunächst erfolglos. Erst 2018 erhärtete der DNA-Treffer den Verdacht gegen den in Norddeutschland geborenen Mann.

Titelfoto: Bernd Weissbrod/dpa

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