Cyber-Killer "White Tiger": So grausam wurden Kinder zerstört
Hamburg - Der Cyber-Killer und seine Gruppierung "764" suchten gezielt nach psychisch labilen Kindern. Die Opfer wurden manipuliert, erpresst, zur Selbstzerstörung und zum Selbstmord getrieben. Am Dienstag nahm die Polizei den 20-Jährigen fest.

Schon vor knapp zwei Jahren geriet "White Tiger" auf Hinweis des FBI in das Visier der Ermittler. Und bereits die Ergebnisse der ersten Durchsuchung machten klar: Das ist kein normaler Fall.
Das LKA Hamburg fand bei dem heute 20-jährigen Deutsch-Iraner Tierleichen, Tierpräparate, geringe Mengen an Betäubungsmitteln, vor allem aber Datenträger, auf denen Material gespeichert war, das Ermittler an ihre Grenzen brachte.
Bei der Pressekonferenz am Mittwoch gaben die Ermittler Einblicke in die Vorgehensweise der Verdächtigen.
"Dieses Strafverfahren zeigt uns Abgründe fast unvorstellbarer, sexuell motivierter Gewalt auf, die nur schwer auszuhalten sind. Ich selbst habe nur einen ganz kleinen Ausschnitt dieser Gewalthandlungen gesehen, um die es hier geht. Und ich muss gestehen, dass mir ein solches Maß an Verrohung und Unmenschlichkeit noch nicht begegnet ist", so Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel (56).
Die Ermittler mussten über 120 Stunden sogenannter Screenrecords auswerten. Die Täter machten Bildschirmaufnahmen und sammelten sie wie Trophäen, wenn sie die Opfer dazu brachten, sich etwas anzutun.
"White Tiger" nahm psychisch labile Kinder ins Visier

"White Tiger" und die Gruppierung "764" sollen ihre Opfer über die sozialen Medien, Gamingplattformen, Hilfeforen für psychisch Erkrankte und Suizidforen gesucht haben. Überwiegend psychisch labile Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren, die auf der Suche nach Hilfe waren.
"Dort lauern dann die Täter, die sie in hoch manipulativer Weise emotional abhängig und gefügig machen, sie demütigen, erpressen und psychisch unter Druck setzen, um sie dazu zu bringen, vor laufender Kamera sich fürchterliche Verletzungen beizubringen, bis hin zu einem live aufgenommenen Selbstmord", sagte Schnabel.
Was die Kinder tun und sich antun, nehmen die Täter auf und drohen mit der Veröffentlichung, um sie dazu zu bringen, sich weitere Dinge anzutun.
In einem konkreten Beispiel nannte die fallführende Staatsanwältin, Maileen Shargh, den Fall einer Cyber-Vergewaltigung eines Mädchens, das auf diese Weise dazu gebracht wurde, sich ein Messer vaginal einzuführen.
Ermittler wurden psychologisch betreut
Ein weiteres Beispiel, bei dem ein Mädchen dazu gebracht wurde, sich mit einem Messer zu schneiden, soll die Verrohung der Täter demonstrieren. Nachdem sich das Mädchen Schnittwunden zugefügt hatte, brachten die Täter es dazu, mit seinem eigenen Blut ein Tic-Tac-Toe-Spiel für sie auf den Boden zu malen, und spielten gegeneinander. Einige Zuschauer waren gelangweilt und verlangten Schlimmeres.
So verwundert es nicht, dass für die mit dem Fall befasste Soko "Mantacore" Ermittler ausgewählt wurden, die sich freiwillig gemeldet haben, weil sie das Gesehene besser verarbeiten können. Während der Untersuchung der Videos wurden die Beamten von Psychologen begleitet.
Die Polizei Hamburg informiert Eltern online, wie sie Anzeichen einer Manipulation ihrer Kinder erkennen, und gibt Handlungsempfehlungen.
Titelfoto: TAG24/Tobias Bruns