Von Dirk Godder
Neu-Delhi (Indien) - Bewohner eines Dorfs im Nordosten Indiens haben nach Medienberichten eine Frau aus der Nachbarschaft wegen angeblicher Hexerei sowie vier andere Mitglieder ihrer Familie mit Benzin übergossen und verbrannt.
Die sterblichen Überreste seien in einen Tümpel geworfen und später von den Behörden gefunden worden, berichteten der Sender NDTV und weitere indische Medien unter Berufung auf die Polizei des Bezirks Purnia im Bundesstaat Bihar. Demnach sollen etwa 50 Personen beteiligt gewesen sein. Zwei von ihnen seien bislang festgenommen worden. NDTV sprach von einem Fall "mittelalterlicher Monstrosität".
Der 16-jährige Sohn der beschuldigten Frau konnte den Berichten zufolge vor den Angriffen der Menge fliehen. Er habe bei der Polizei Anzeige erstattet. Seinen Aussagen zufolge drangen die Angreifer nachts in das Haus seiner Eltern ein, schlugen mit Bambusstöcken auf die Bewohner ein und zerrten sie nach draußen, wo sie die Familie in Brand gesteckt hätten. Seine Mutter hätten sie als "Hexe" bezeichnet.
Zu möglichen Tatmotiven sagten Polizisten laut Medien, ein Dorfbewohner habe der Frau vorgeworfen, schwarze Magie praktiziert und für den Tod eines Sohns und die Erkrankung eines weiteren seiner Kinder verantwortlich zu sein.
Andere Dorfbewohner seien gegen die Frau aufgehetzt worden.
Frauen wegen angeblicher Hexerei umgebracht
Nach Berichten des von der Zeitung "The Hindu" veröffentlichten Magazins "Frontline" ist Hexenverfolgung in Teilen Indiens noch immer ein weitverbreitetes Phänomen. Zwischen dem Jahr 2000 und Ende 2024 seien mehr als 2500 Fälle registriert worden, in denen Frauen Opfer solcher Verfolgungen geworden sein sollen.
Die meisten Opfer kämen aus den unteren Kasten der Gesellschaft. In mehreren Bundesstaaten gibt es Gesetze gegen Hexenjagd.