Mega-Streik: Fernfahrer harren seit Tagen auf A5-Raststätte aus

Gräfenhausen - Gulaschkanone und Grillwürstchen an der Autobahnraststätte - mit einer Solidaritätsaktion unterstützen Gewerkschafter am Ostersonntag streikende osteuropäische Fernfahrer. Die Männer wollen mit dem Arbeitskampf ausstehenden Lohn erzwingen.

Auf der Autobahn-Raststätte Gräfenhausen streiken seit mehreren Tagen rund 50 Fernfahrer gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen und für eine faire Bezahlung.
Auf der Autobahn-Raststätte Gräfenhausen streiken seit mehreren Tagen rund 50 Fernfahrer gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen und für eine faire Bezahlung.  © Sebastian Gollnow/dpa

Ein Streik osteuropäischer Lastwagenfahrer, die von ihrem polnischen Auftraggeber ausstehenden Lohn fordern, hat auch Ostersonntag auf einer Autobahnraststätte in Südhessen angedauert. Dort sind rund 50 Lastwagenfahrer seit Tagen im Ausstand. Unterstützt werden sie vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität und deutschen Gewerkschaftern.

Doch auch vorbeifahrende Autofahrer zeigen den vor allem aus Georgien und Usbekistan stammenden Fahrern ihre Solidarität. So beobachtete ein dpa-Reporter, wie eine Familie den Fahrern auf der Raststätte Gräfenhausen an der A5 mehrere Kilogramm Nudeln und eine Palette Tomatensoße überreichte, frohe Ostern wünschte und winkend weiterfuhr. Auch Osterbrot und -kerzen gab es.

Weniger friedlich war es am Freitag gewesen, als der polnische Speditionsinhaber mit einer Sicherheitsfirma und einem Kamerateam anreiste und versuchte, seine Lastwagen wieder in Besitz zu nehmen. Ein Großeinsatz der Polizei verhinderte eine gewalttätige Auseinandersetzung mit den martialisch gekleideten Sicherheitsleuten. Es gab fast 20 Festnahmen.

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Mittlerweile sind der Spediteur und die Sicherheitsleute wieder auf freiem Fuß. Ihnen wird in unterschiedlicher Beteiligung schwerer Landfriedensbruch, Nötigung, Bedrohung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung vorgeworfen.

Aus der Politik gibt es Zuspruch für den riesigen Fernfahrer-Streik

Der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema ist von den Fahrern als Mediator ausgewählt worden.
Der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema ist von den Fahrern als Mediator ausgewählt worden.  © Sebastian Gollnow/dpa

Weitere Zwischenfälle soll es nicht geben: "Die Polizei ist permanent vor Ort und fährt Streife", sagte ein Vertreter der Gewerkschaft Verdi der Deutschen Presse-Agentur. Er sei mit einem Schlauch und Treibstoff gekommen, da sich mittlerweile bei mehreren Fahrern die Diesel-Vorräte dem Ende neigten und sie nachts keine Standheizung mehr laufen lassen könnten. "Die frieren in ihren Kabinen."

Zuspruch für die Fahrer gab es auch aus der Politik. "Wir als SPD-Fraktion stehen solidarisch an der Seite der LKW-Fahrer, die von Ausbeutung und miserablen Arbeitsbedingungen betroffen sind und einzig und allein für Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen streiken", sagte Günter Rudolph (67), Fraktionsvorsitzender der SPD im hessischen Landtag, am Sonntag. "Das, was am Freitag geschehen ist, darf sich ein Rechtsstaat nicht gefallen lassen."

"Solche paramilitärischen Aktionen darf es nicht geben", sagte auch der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (49, SPD), der die Streikenden am Sonntag besuchte, als am späten Sonntagnachmittag Gewerkschafter ein Grillfest für die streikenden Fahrer organisierten. "Die Stimmung ist gut. Wir sind sehr froh über so viel Unterstützung", sagte einer der Fahrer.

Fernfahrer streiken für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung

Unterdessen hatte die Petition der Fahrer an die Auftraggeber der polnischen Spedition erste Erfolge, wie Edwin Atema von der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft, der von den Streikenden zum Mediator ernannt wurde, sagte.

"Erste Unternehmen haben gesagt, dass sie die Zusammenarbeit eingestellt haben, als sie von den Arbeitsbedingungen erfuhren." Das sei zwar ein erster Erfolg, er hoffe aber, dass die Unternehmen nun ihren Einfluss geltend machten, um die Bezahlung der Fahrer durchzusetzen, sagte Atema.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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