Mega-Razzia gegen Schleuserbande: Rechtsanwälte und Stadt-Mitarbeiter im Fokus!

Düsseldorf/Sankt Augustin - Bei einer großangelegten Razzia gegen eine international agierende Schleuserbande in acht Bundesländern hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf zehn Beschuldigte verhaften lassen.

Die Polizei war am Mittwoch mit mehr als 1000 Beamten in insgesamt acht Bundesländern im Einsatz.
Die Polizei war am Mittwoch mit mehr als 1000 Beamten in insgesamt acht Bundesländern im Einsatz.  © Tim Oelbermann

Im Visier sind 38 mutmaßliche Bandenmitglieder und 147 Personen, die geschleust worden sein sollen, wie die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin am Mittwoch mitteilte.

Wenn man später nachgeholte Familienangehörige hinzuzähle, gehe es um etwa 350 zumeist chinesische Staatsangehörige, sagte der Düsseldorfer Staatsanwalt Julius Sterzel der Deutschen Presse-Agentur.

Bei dem Großeinsatz durchsuchten mehr als 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft insgesamt 101 Wohn- und Geschäftsräume in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen sowie Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Die Ermittlungen der Staatsanwalt Düsseldorf liefen schon seit 2020, sagte Sterzel.

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Hauptverdächtige sind zwei 42 und 46 Jahre alte Rechtsanwälte aus dem Raum Köln. Neben dem Vorwurf der Schleusung ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts der Bestechung und Geldwäsche.

Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld gefunden und gesichert.
Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld gefunden und gesichert.  © Tim Oelbermann

Rechtsanwälte sollen wohlhabendes Klientel geschleust haben

Im Rahmen der Razzia stellten die Ermittler haufenweise Dokumente sicher.
Im Rahmen der Razzia stellten die Ermittler haufenweise Dokumente sicher.  © Gianni Gattus

Die Rechtsanwälte sollen über ihre Kanzleien reiche Ausländer angeworben haben, überwiegend aus China und dem arabischen Raum. "Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sollen die Geschleusten Beträge zwischen 30.000 und 350.000 Euro an die Kanzleien gezahlt haben", berichtete die Polizei.

Im Vergleich zu den meisten Menschen, die von Schleusern transportiert werden, habe es sich hier also um eine wohlhabende Klientel gehandelt, bestätigte Sterzel.

Die Hauptbeschuldigten stehen im Verdacht, mit den Geldern unter anderem Scheinfirmen gegründet, angebliche Wohnsitze finanziert und vermeintliche Lohnzahlungen fingiert zu haben. "Darüber hinaus sollen nicht unerhebliche Beträge der Bereicherung der Beschuldigten gedient haben."

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Die Aufenthaltserlaubnisse wurden den Ermittlern zufolge bei den nordrhein-westfälischen Ausländerämtern der Städte Kerpen und Solingen sowie der Kreise Rhein-Erft und Düren erlangt.

Zu den zehn Verhafteten gehört auch ein Mitarbeiter des Kreises Düren, der bei den Schleusungen maßgeblich beteiligt gewesen sein und dafür Bestechungsgelder erhalten haben soll.

Razzia in acht Bundesländern: Ermittler sichern etwa 210.000 Euro Bargeld

Die Beamten setzten bei den umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen auch Banknoten-Spürhunde ein.
Die Beamten setzten bei den umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen auch Banknoten-Spürhunde ein.  © Gianni Gattus

"Bislang konnten umfangreiche Beweismittel und nicht unerhebliche Vermögenswerte gesichert werden, unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld", heißt es in der Mitteilung. "Auch wurden insgesamt 269 Bankkonten gesperrt und 31 Grundstücke mit einer Sicherungshypothek belegt."

Nach Angaben der Bundespolizei sind während des Großeinsatzes Durchsuchungsbeschlüsse in etlichen Kommunen vollstreckt worden. In NRW waren dies Aachen, Bergheim, Bergisch-Gladbach, Düren, Düsseldorf, Frechen, Heimbach, Kerpen, Köln, Kreuzau, Pulheim, Ratingen, Roetgen, Siegburg und Solingen.

Zudem liefen Durchsuchungen in Berlin, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Hoppstädten-Weiersbach, Hüttlingen, Landau in der Pfalz, Mainz, München, Oberursel, Quickborn, Überlingen und Wilhelmsdorf.

Durchsuchungsobjekte waren laut Polizei neben der Kanzlei und den Wohnräumen der Hauptbeschuldigten auch die angeblichen Geschäftssitze der Scheinfirmen und vermeintliche Wohnsitze - darunter zwei Burgen in der Eifel. Die Räumlichkeiten der betroffenen Ausländerämter sind demnach ebenfalls Gegenstand der Untersuchungsmaßnahmen.

Neben mehreren Einsatzhundertschaften der Bundespolizei waren den Angaben zufolge auch Banknoten-Spürhunde an dem Großeinsatz beteiligt.

Erstmeldung von 6.35 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 15.34 Uhr.

Titelfoto: Gianni Gattus

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