Razzia-Panne: Spezialeinheit stürmt Haus und will Bewohner festnehmen, doch der ist längst verreist

Wuppertal/Den Haag - Bei einem spektakulären Polizeieinsatz in Zusammenarbeit mit Europol ist es anscheinend zu einer teuren Panne gekommen.

Spezialeinheiten stürmten und demolierten ein Haus, obwohl sich der dort Gesuchte längst im Ausland befand. (Symbolbild)
Spezialeinheiten stürmten und demolierten ein Haus, obwohl sich der dort Gesuchte längst im Ausland befand. (Symbolbild)  © 123rf/federicofoto

Spezialeinheiten stürmten mit großem Aufwand ein Wuppertaler Wohnhaus, obwohl sich der Gesuchte, den die Ermittler festnehmen wollten, zu diesem Zeitpunkt längst auf einer Auslandsreise befand. Diese soll zuvor behördlich genehmigt worden sein, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Im Rahmen der Polizeiaktion soll es zu Detonationen und Schüssen in die Luft gekommen sein. Auch eine Verletzte habe es gegeben.

Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft bestätigte nach dpa-Angaben: "Wir haben ein eigenes Ermittlungsverfahren gegen den Mann [den verreisten Bewohner, Anm. d. Red.]. Der Haftbefehl in unserem Verfahren ist unter Auflagen außer Vollzug gesetzt und er ist mit unserer Erlaubnis in der Türkei."

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Staatsanwältin Theresa Beckmann erklärte, dass die Staatsanwaltschaft nicht über den Einsatz informiert worden wäre. "Es gab auch keine Anfrage."

Die Reise des gesuchten Mannes sei vom 7. Juni bis zum 10. Juli genehmigt gewesen. Dass er mit Ablauf nach Deutschland zurückkehren wird, erscheint nun jedoch fraglich, wodurch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gefährdet sind. "Wir sind gespannt und müssen jetzt abwarten, ob er wiederkommt", sagte Beckmann.

30.000 Euro Schaden und ein gescheitertes Ermittlungsverfahren?

"Am Haus sind mindestens 30.000 Euro Schaden entstanden", teilte Rechtsanwalt Carsten Rebber auf eine Anfrage der dpa mit. Seine Mandantin sei die Ehefrau des Beschuldigten und Eigentümerin des demolierten Gebäudes.

"Sie wurde durch Splitter verletzt und hat einen Schock erlitten. Alles nur, weil jemand nicht den Hörer in die Hand nehmen wollte. Dabei wussten die Polizisten von dem Wuppertaler Ermittlungsverfahren", warf Rebber den Beamten vor.

Die Aktion in Wuppertal ist Teil eines europaweiten Einsatzes gegen Kriminelle. So gab es in vielen Städten in mehreren Ländern Razzien und Verhaftungen. Zu den Hintergründen wollte sich Europol wegen der laufenden Ermittlungen bislang nicht äußern.

Laut einem "Bild"-Bericht wird dem verreisten Beschuldigten Umsatzsteuerhinterziehung vorgeworfen.

Titelfoto: 123rf/federicofoto

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