Türsteher-Razzia in NRW! Hunderte Polizisten und Herbert Reul auf Verbrecherjagd

Essen/Düsseldorf - Mit einer Razzia mitten im Partyleben mehrerer nordrhein-westfälischer Städte hat die Polizei am Samstagabend nach Verbindungen zwischen kriminellen Familienclans und der Türsteher-Szene gesucht.

Mehrere hunderte Polizisten durchkämmten am Samstagabend das Nachtleben in Nordrhein-Westfalen.
Mehrere hunderte Polizisten durchkämmten am Samstagabend das Nachtleben in Nordrhein-Westfalen.  © Fabian Strauch/dpa

650 Polizisten seien bei Aktionen in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums.

Es gehe darum, Informationen über ein noch relativ unbekanntes Feld der Clankriminalität zu bekommen. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (71, CDU) war bei der Razzia vor Ort.

Zuletzt sei vor allem bei Ermittlungen im Ruhrgebiet klar geworden, dass es immer wieder Bezüge zwischen bekannten Clanfamilien und Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes gebe.

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Oft existiere ein Geflecht aus Subunternehmen, Briefkastenfirmen und wechselnden Gesellschaftern. Ermittler vermuten, dass solche Konstruktionen in der Türsteher-Szene kriminellen Clans dazu dienen, Vorschriften zu umgehen und Steuern zu hinterziehen.

Letztlich gehe es um Verdienstmöglichkeiten "in größerem Umfang", sagte der Sprecher.

Herbert Reul bei Razzia anwesend

NRW-Innenminister Herbert Reul ließ sich die Maßnahmen nicht entgehen und war selbst Teil der Aktion.
NRW-Innenminister Herbert Reul ließ sich die Maßnahmen nicht entgehen und war selbst Teil der Aktion.  © Fabian Strauch/dpa

Die Hinweise hätten sich aus der Arbeit der Sicherheitskonferenz (Siko) Ruhr ergeben. Landespolizei, Ruhrgebietskommunen, Zollbehörde und Bundespolizei arbeiten dort seit vier Jahren gemeinsam an der Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet.

Bislang fehle es den Fahndern aber an präzisen Informationen, wo genau Sicherheitsunternehmen mit Clanbezug aktiv seien. Bei der Razzia sei es deshalb vor allem darum gegangen, Licht in diese Strukturen zu bringen.

Als Clankriminalität bezeichnen die Behörden Straftaten, die sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickeln.

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Meist stammen die Täter in Nordrhein-Westfalen aus türkisch-arabischstämmigen Großfamilien, zuletzt spielten der Polizei zufolge aber auch syrische Clans eine immer größere Rolle. Laut Landeskriminalamt gibt es bei jedem fünften Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität Bezüge zu Familienclans. Als eine Hochburg gilt Essen.

Allerdings ist der Begriff Clankriminalität umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Titelfoto: Fabian Strauch/dpa

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