Neue Theorie im Fall Maddie McCann: Haben deutsche Ermittler eine wichtige Spur nicht verfolgt?

Portugal - Der Fall Maddie McCann hält Europa in Atem. Dass der Deutsche Christian Brückner (48) etwas mit dem Verschwinden des kleinen Mädchens zu tun hat, ist für viele eine ausgemachte Sache. Doch es war womöglich ganz anders.

Die damals vierjährige Madeleine McCann verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Ferienwohnung an der portugiesischen Algarve. Das Mädchen wurde bis heute nicht gefunden.  © Montage: Luis Forra/epa/dpa, Pa/PA Media/dpa

Während deutsche und portugiesische Ermittler versuchen, Beweise gegen den Hauptverdächtigen im wohl spektakulärsten Vermisstenfall der vergangenen Jahre, Christian Brückner, zu finden, bringen portugiesische Medien plötzlich eine ganz neue Theorie ins Spiel.

Wie die Zeitung "Correio da Manha" schreibt, hätte sich bereits 2018 eine Britin an die Polizei gewandt. Ihr Bruder, ein Alkoholiker, und dessen deutsche Frau, ebenfalls eine Alkoholikerin, seien in den Fall verstrickt. Die deutsche Schwägerin soll das kleine Mädchen nahe der Ferienwohnung im Suff überfahren haben, gab die Frau zu Protokoll. In ihrer Panik hätten sie Maddies toten Körper dann ins Meer geworfen. Psychologen und Ermittler hätten die Frau für glaubwürdig gehalten.

Die Aussage decke sich mit einem anderen Hinweis, den die Polizei erhalten habe, heißt es weiter im Bericht.

Maddie McCann Maddie-Tatverdächtiger im Interview: "Halbe Welt hält mich für einen grausamen Vergewaltiger"

Eine Frau gab demnach an, dass sie nur einen Tag nach Maddies Verschwinden einen hitzigen Streit zwischen einem Paar - einem Briten und einer Deutschen - in einem Restaurant mitbekommen habe. "Warum hast du sie mitgebracht?", habe der Mann wiederholt von der Frau wissen wollen.

Anzeige

Staatsanwaltschaft sicher: Christian Brückner weiß, was mit Maddie passiert ist

Deutsche und portugiesische Ermittler suchen auf einem 50 Hektar großen Grundstück nach Spuren. Derweil beharrt Christian Brückner auf seiner Unschuld.  © PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP

Die portugiesischen Ermittler nahmen die Hinweise ernst, wandten sich an ihre deutschen Kollegen, wollten eine verdeckte Operation starten. Ein Undercover-Polizist sollte das deutsch-britische Pärchen befreunden. Die Portugal-Polizei hoffte so auf ein "informelles Geständnis".

Doch die deutsche Staatsanwaltschaft wiegelte anscheinend ab. Christian Brückner schien für sie der wahrscheinliche Täter zu sein. Die andere Spur wurde wohl nicht weiterverfolgt. Der Mann, der von seiner Schwester belastet wurde, ist inzwischen verstorben.

Christian Brückner sitzt derzeit eine siebenjährige Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin ab. Er hat sich in der Vergangenheit wiederholt an Kinder vergriffen, reichlich Ekel-Videos gehortet und Kontakt zu anderen Pädokriminellen gesucht. Brückner gilt nach wie vor als Hauptverdächtiger im Fall Maddie.

Maddie McCann Brief aus dem Gefängnis: Erschütternde Worte vom Maddie-Verdächtigen

Wenn den Ermittlern kein Durchbruch gelingt, könnte er schon in diesem Jahr das Gefängnis als freier Mann verlassen.

Mehr zum Thema Maddie McCann: