Maddie-Tatverdächtiger im Interview: "Halbe Welt hält mich für einen grausamen Vergewaltiger"
Lissabon (Portugal) - Im September wird der Tatverdächtige im Fall der vor 18 Jahren verschwundenen Madeleine McCann ein freier Mann sein. Erneut suchen die Behörden nach Hinweisen in Portugal, wo die damals dreijährige Maddie während eines Urlaubs spurlos verschwand.
Alles in Kürze
- Maddie-Tatverdächtiger Christian B. wird im September entlassen
- Behörden suchen nach Hinweisen in Portugal
- Tatverdächtiger bestreitet Unschuld und schweigt zu Maddie
- Christian B. hat kaum menschlichen Kontakt im Gefängnis
- Er plant, unterzutauchen, wenn er entlassen wird

Derzeit seien Abwasserkanäle Gegenstand von Untersuchungen, die während der Zeit ihres Verschwindens gebaut wurden - möglicherweise wurde das Mädchen in eine Baugrube geworfen.
Der tatverdächtige Christian B. (48) sitzt noch bis September eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer damals 72-jährigen US-Amerikanerin ab.
Bis zu seiner Entlassung muss eine Anklage im Fall Maddie erhoben werden - die Ermittler haben eine knappe Frist, stichhaltige Beweise zu finden.
"Er wirkte intelligent auf mich", so Ulrich Oppold in einem Beitrag von "RTL - Punkt 8" vom heutigen Dienstag. "Er wusste genau, was er sagen wollte und vor allem, was nicht."
Seine Unschuld habe der 48-Jährige immer wieder betont. "Ich bin seit vielen Jahren für etwas in Haft, dass ich gar nicht begangen haben kann. Die halbe Welt hält mich für einen grausamen Vergewaltiger."
Im Oktober letzten Jahres wurde er in einem Prozess um drei Vergewaltigungen und zwei Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch freigesprochen. Zu Maddie wollte er sich überhaupt nicht äußern.
"Ich hatte das Gefühl, da sitzt ein Mann vor mir, der sich keinerlei Schuld bewusst ist", berichtet Oppold.
Maddie-Tatverdächtiger hat kaum menschlichen Kontakt

Bis auf den Journalisten und seine Verteidiger hat Christian B. bisher keinen Besuch empfangen. Er habe keine Freunde in oder außerhalb des Gefängnisses.
In einem Brief an Oppold berichtet er davon, dass er vor Kurzem das erste Mal von einem Insassen angegriffen wurde. Er habe eine angebrochene Rippe davongetragen.
Maximal drei bis zehn Worte spreche er am Tag, er verliere langsam seine Mimik durch den geringen menschlichen Kontakt. Die meiste Zeit verbringe er in seiner Zelle.
Der gebürtige Würzburger habe eine vorzeitige Entlassung beantragt. In der Freiheit müsse er dann untertauchen, da er "ja bekannt wie ein bunter Hund" sei.
Vor allem freue er sich auf Steak und Bier.
Titelfoto: Bildmontage: Moritz Frankenberg/dpa Pool/dpa, Luis Forra/LUSA/epa/dpa