Tausende Vermisstenfälle beschäftigen Polizei in Sachsen-Anhalt
Von Dörthe Hein
Magdeburg - Pro Jahr beschäftigen deutlich mehr als 2000 Vermisstenfälle die Polizei in Sachsen-Anhalt.
Die Zahlen bewegen sich auf relativ konstantem Niveau, wie ein Sprecher des Landeskriminalamts in Magdeburg auf Nachfrage sagte.
Dauerausreißer wie beispielsweise orientierungslose Personen oder auch Jugendliche würden mitunter vielfach im Jahr als vermisst gemeldet.
Im vergangenen Jahr suchte die Polizei den Angaben zufolge nach 2400 Menschen, davon rund 1400 Männer. 2023 hatte die Vermisstenzahl ebenfalls bei 2400 gelegen, 2022 bei 2330. Vor der Corona-Zeit lagen die jährlichen Fallzahlen etwas höher bei rund 2680 (2019) und 2870 (2018).
Als vermisst gilt eine Person, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen hat und unbekannt ist, wo sie sich aufhält. Zudem muss eine Gefahr für Leben oder körperliche Unversehrtheit angenommen werden. Das gilt etwa, wenn jemand Opfer einer Straftat geworden oder ein Unglücksfall passiert sein könnte, sowie bei Hilflosigkeit oder Selbsttötungsabsicht.
"Alle drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, da jeder Erwachsene, der im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte ist, das Recht hat, seinen Aufenthaltsort frei zu wählen, auch ohne dies seinen Angehörigen oder Freunden mitzuteilen", erklärte der LKA-Sprecher.
Wie viele Vermisstenfälle gibt es aktuell?
Zum Stichtag 1. Dezember 2025 waren im Land laut dem LKA 111 Personen vermisst, deren Verschwinden seit Jahresbeginn gemeldet wurde. Davon wurden 74 Personen länger als 30 Tage vermisst. Von den 111 Menschen an dem Tag war etwa jeder zweite ein Jugendlicher im Alter von 14 bis 18 Jahren.
15 Vermisste waren jünger, 32 im Alter von 18 bis 60 Jahren. Zudem wurden 6 Menschen vermisst, die über 60 Jahren alt waren. Es handelt sich um eine Momentaufnahme, weil es stetig neue Vermisstenmeldungen gibt und auch immer vermisste Menschen gefunden werden oder sich melden.
Bundesweite Erfahrungen haben dem LKA-Sprecher zufolge gezeigt, dass sich etwa 50 Prozent der Vermisstenfälle innerhalb der ersten Woche erledigen. Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, machen nur noch einen Anteil von etwa 3 Prozent an den gesamten Vermisstenfällen aus.
Viele Fälle klären sich am selben Tag, das gelte vor allem für die Vermisstenfälle Minderjähriger zwischen 14 und 18. Es seien im Wesentlichen Dauerausreißer. Auch Senioren, die beispielsweise aus einem Heim als vermisst gemeldet werden, würden meist innerhalb kürzester Zeit wieder aufgegriffen. 87 Personen sind in Sachsen-Anhalt länger als fünf Jahre vermisst gemeldet.
Titelfoto: Robert Michael/dpa

