Mitarbeiter des Erzbistums Köln wollten Pornoseiten aufrufen: Woelki "enttäuscht"

Köln - Kleriker und andere Mitarbeiter des Erzbistums Köln haben nach einem Medienbericht reges Interesse an Schmuddelseiten im Netz gezeigt. Mittlerweile hat sich auch Kardinal Woelki zu dem Fall geäußert.

Vom Dienstrechner aus Pornoseiten aufzurufen, ist schon unter normalen Umständen heikel. Wenn dies aber auch noch im Erzbistum geschieht, hat es noch eine andere Dimension.
Vom Dienstrechner aus Pornoseiten aufzurufen, ist schon unter normalen Umständen heikel. Wenn dies aber auch noch im Erzbistum geschieht, hat es noch eine andere Dimension.  © Oliver Berg/dpa

Es habe "massenhafte Zugriffsversuche auf Porno-Webseiten von Dienstrechnern des Erzbistums Köln" aus gegeben, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Freitag. Unter den "Dutzenden Mitarbeitern", die sich für diese Seiten interessiert hätten, seien auch "höchstrangige Kleriker" gewesen.

Demnach gibt es eine Liste aus dem Erzbistum mit mehr als 1000 Zugriffsversuchen.

Das Erzbistum Köln bestätigte die Existenz der Liste und teilte mit, diese sei als Ergebnis einer Routineprüfung des IT-Dienstleisters entstanden. Das Erzbistum lasse regelmäßig checken, ob die Firewalls Zugriffsversuche auf risikobehaftete Seiten mit Gewaltdarstellungen, Pornografie oder Drogen abwehren könnten.

Köln: Kanalarbeiter machen irre Entdeckung: Das ist ein Kopf!
Köln Kanalarbeiter machen irre Entdeckung: Das ist ein Kopf!

Das Nutzungsverhalten einzelner Personen solle hingegen nicht kontrolliert werden. Die dokumentierten Zugriffsversuche seien durch den automatischen Web-Content-Filter erfolgreich verhindert worden.

"Es gab auf Basis der Routineprüfung keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten", so das Erzbistum.

Kölner Staatsanwaltschaft prüft Liste aus Erzbistum

Die Kölner Staatsanwaltschaft ging im Juni gegen einen Mitarbeiter des Erzbistums vor, der des Besitzes von Kinderpornografie verdächtigt wurde. Er arbeitet inzwischen nicht mehr im Generalvikariat.
Die Kölner Staatsanwaltschaft ging im Juni gegen einen Mitarbeiter des Erzbistums vor, der des Besitzes von Kinderpornografie verdächtigt wurde. Er arbeitet inzwischen nicht mehr im Generalvikariat.  © Thomas Banneyer/dpa

Generalvikar Guido Assmann betonte: "Wir haben im kirchlichen Bereich eine große Zahl engagierter und zuverlässiger Mitarbeitender und es schmerzt mich sehr, wenn durch das Verhalten Einzelner ein Schatten auf deren Arbeit fällt."

Eine Sprecherin der Kölner Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, die Liste aus dem Erzbistum liege der Behörde vor und werde geprüft. Es gebe bisher aber weder den Anfangsverdacht einer Straftat noch ein Ermittlungsverfahren.

Der Besuch von Pornoseiten ist nur dann strafbar, wenn dort zum Beispiel Minderjährige bei sexuellen Handlungen zu sehen sind.

Köln: So wollen Kölner Bäder gegen sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen vorgehen
Köln So wollen Kölner Bäder gegen sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen vorgehen

Im Juni war die Staatsanwaltschaft Köln gegen einen Mitarbeiter des Erzbistums vorgegangen, der des Besitzes von Kinderpornografie verdächtigt wurde. Er arbeitet inzwischen nicht mehr im Generalvikariat, der Zentralverwaltung des Bistums.

Kardinal Woelki hat laut Bistum keine Pornoseiten aufgerufen

Kardinal Woelki äußerte sich in einer Stellungnahme "enttäuscht" über die betreffenden Mitarbeiter.
Kardinal Woelki äußerte sich in einer Stellungnahme "enttäuscht" über die betreffenden Mitarbeiter.  © Thomas Banneyer/dpa

Am Abend stellte das Erzbistum klar, dass Kardinal Rainer Maria Woelki (67) keine Pornoseiten aufgerufen hat. "Es haben uns mehrere Anfragen der Medien erreicht, ob der Kardinal ebenfalls zu den Nutzern der inkriminierten Seiten gehört", erklärte das Bistum.

"Die hausinternen Nachforschungen haben eindeutig ergeben, dass das nicht der Fall ist."

Woelki selbst äußerte sich in einer Stellungnahme "enttäuscht" über die betreffenden Mitarbeiter. "Manch einem mag der Konsum von Pornografie als harmlos erscheinen. Ich aber stimme Papst Franziskus zu, der sie verurteilt und vor ihren Gefahren, insbesondere der Verletzung der menschlichen Würde warnt."

Als er davon erfahren habe, habe er umgehend eine Prüfung erbeten und angeordnet, nach den rechtlichen Regelungen zu verfahren, so Woelki.

"Wir haben im kirchlichen Bereich eine große Zahl engagierter und zuverlässiger Mitarbeitender. Mir ist wichtig, dass jetzt nicht alle unter Generalverdacht gestellt werden", erklärte der Kardinal.

Konsum von Pornografie ist nach katholischer Lehre eine Sünde

In der katholischen Lehre wird der Konsum von Pornos als Sünde betrachtet.
In der katholischen Lehre wird der Konsum von Pornos als Sünde betrachtet.  © Silas Stein/dpa

Der katholischen Lehre zufolge ist der Konsum von Pornografie eine Sünde. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" zitierte Papst Franziskus sogar mit den Worten: "Der Teufel kommt von dort."

Kardinal Woelki war während des kürzlich abgeschlossenen Reformprozesses Synodaler Weg als profiliertester Kritiker einer Erneuerung der Kirche in Erscheinung getreten.

Der Synodale Weg hatte unter anderem eine Lockerung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester (Zölibat) und eine Liberalisierung der katholischen Sexualmoral angestrebt.

Erstmeldung vom 18. August: 14.41 Uhr; zuletzt aktualisiert: 18.26 Uhr

Titelfoto: Bildmontage: Oliver Berg/dpa, Thomas Banneyer/dpa

Mehr zum Thema Köln: