Heftige Vorwürfe gegen Kölner Uni-Professor: Ex-Mitarbeiterinnen berichten von teils schweren Übergriffen

Köln – Machtmissbrauch, Erniedrigung und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz sind leider oftmals keine Seltenheit. An der Uni Köln erheben Mitarbeiterinnen seit Monaten schwere Vorwürfe gegen einen Universitätsprofessor. Die Uni untersucht den Fall, der Anwalt des Mannes weist die Anschuldigungen zurück. Die betroffenen Frauen? Längst nicht mehr an der Uni.

An der Uni Köln haben sich in den vergangenen Jahren viele Mitarbeiterinnen über ihren ehemaligen Chef beschwert. (Archivbild)
An der Uni Köln haben sich in den vergangenen Jahren viele Mitarbeiterinnen über ihren ehemaligen Chef beschwert. (Archivbild)  © Oliver Berg/dpa

Das Nachrichtenmagazin Spiegel sprach mit ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Uni, die allesamt von den übergriffigen Handlungen ihres einstigen Vorgesetzten berichteten.

So war eine von ihnen zum Beispiel "die Ankleideberaterin" ihres Chefs. Er habe sich Pakete ins Büro kommen lassen, sie habe die neue Garderobe bewerten sollen. Oftmals habe sich der Mann, welcher etwa Mitte vierzig sein soll, "bis auf die Unterhose" vor ihr entblößt. Chat-Nachrichten sollen diese Art von "Austausch" belegen. Oftmals habe der Professor die "Modenschau" so geplant, dass niemand mehr im Büro gewesen sei. "Das kriegt ja keiner mit, wir sind ja alleine auf der Etage bei uns", soll es in einer der Nachrichten stehen.

Mittlerweile schämt sich die Frau, nicht eher etwas gesagt zu haben. In dem Moment habe sie jedoch mitgemacht und es damals sogar als Ehre empfunden, "dass er mir so vertraut".

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Die gleiche Mitarbeiterin sollte den Professor außerdem etwa 20 Mal in ein Striplokal begleiten.

Laut Spiegel liegen die Anschuldigungen der Universität seit Jahren vor.

Anwalt des Professors dementiert Vorwürfe

Der Anwalt des Universitätsprofessors dementiert die Anschuldigungen. (Archivbild)
Der Anwalt des Universitätsprofessors dementiert die Anschuldigungen. (Archivbild)  © Oliver Berg/dpa

Schilderungen der Frauen zufolge soll ihr Ex-Chef ein Mann gewesen sein, der sich nicht im Griff gehabt haben soll. "Allgegenwärtige sexuelle Andeutungen" und "rassistische Äußerungen" seien an der Tagesordnung gewesen.

Seine Doktorandinnen habe er wie Dienerinnen behandelt, die Atmosphäre sei "durch Paranoia und Angst geprägt" gewesen.

Eine andere Mitarbeiterin berichtet von einer Weihnachtsfeier, auf der ihr der ehemalige Vorgesetzte auf einem Sofa sehr nah gekommen sein soll. Zuvor habe er die Tür seines Büros verschlossen. Auf dem Sofa soll er gegen ihren Willen ein Foto von ihr gemacht und sie auf die Wange geküsst haben, sagt die Frau.

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Der Anwalt des Professors, der weiterhin an der Uni Köln arbeitet, dementiert die Vorwürfe. Sein Mandant habe die Tür aus Gründen der Vertraulichkeit geschlossen, einen Kuss habe es nicht gegeben.

Die Uni soll sich bereits seit 2019 mit den Fällen beschäftigen. Die Frauen berichten jedoch, dass ihre Ängste damals nicht ernst genommen worden seien.

Uni Köln äußert sich

In einer Stellungnahme vom frühen Montagmorgen heißt es seitens der Uni: "Die dort [im Spiegel, Anm. d. Red.] beschriebenen Vorwürfe sind uns bekannt. Die Angelegenheit ist noch nicht endgültig abgeschlossen."

Aus Rechtsgründen dürfe man sich jedoch nicht zu dem konkreten Fall äußern. Grundsätzlich nehme man Beschwerden jedoch ernst, Vorwürfe jeglicher Art würden "im Rahmen strukturierter Abläufe" untersucht. Das könne dazu führen, dass "in solchen Angelegenheiten" keine Details nach Außen getragen würden.

"So kann bei Beschwerdeführer*innen der Eindruck von mangelnder Beteiligung und Transparenz entstehen. Dies bedauern wir sehr. Es ist Folge des geltenden Rechtsrahmens", lautet der Schlusssatz der Stellungnahme.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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