Ärger über Vernachlässigung in Leipzigs Osten: Erstrahlt Gutspark bald wieder in altem Glanz?

Von Anke Brod

Leipzig - Flanierte das weltberühmte Musikerpärchen Robert und Clara Schumann vor mehr als 180 Jahren im Gutspark Zweinaunhof durch gepflegtes Grün, kommt die historische Anlage im Leipziger Stadtteil Mölkau heute gärtnerisch eher grobmotorisch versorgt daher. Doch wann steht nun endlich das Entwicklungskonzept zum Aufpeppen?

Früher wurde der Gutspark gehegt und gepflegt, doch seit den 90er Jahren ist hier nicht mehr viel passiert.
Früher wurde der Gutspark gehegt und gepflegt, doch seit den 90er Jahren ist hier nicht mehr viel passiert.  © Anke Brod

Seit geraumer Zeit beobachten Anwohner und Spaziergänger, dass dieses Fleckchen Erde samt Wäldchen nicht so sorgfältig wie einst gehegt wird. "Gewollte Renaturierung oder bald Pflege im Sinne des Erbauers?", fragen sich die Menschen im Ort und wünschen sich von der Stadt Leipzig Klarheit.

Am 18. Februar hatte die Leipziger Ratsversammlung über einen Tagesordnungspunkt zum Thema Gutspark Zweinaundorf beraten. Darin wurde vorgeschlagen, die Anlage noch dieses Jahr zu vermessen.

In der Folge sollten 2022 denkmalpflegerische Ziele als Basis für ein späteres Entwicklungskonzept unter Bürgerbeteiligung erarbeitet werden.

Leipzig: Nach rechtskräftiger Verurteilung: Lina E. wieder in Haft
Leipzig Nach rechtskräftiger Verurteilung: Lina E. wieder in Haft

Jenen Verwaltungsstandpunkt hatte auch AfD-Stadtrat Marius Beyer (22) inhaltlich übernommen. Er brachte demnach im November 2020 den Erstantrag zur Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für den Gutspark auf den Weg.

Anders als zunächst von TAG24 unwissentlich dargestellt, wurde der Verwaltungsstandpunkt laut Verlaufsprotokoll von der Ratsmehrheit abgelehnt.

Das Missverständnis über einen vermeintlich zunächst positiven Beschluss resultiert nach einem Hinweis von Stadtrat Marius Beyer an die Redaktion angeblich aus einem Fehler im digitalen Ratsinformationssystem der Stadt Leipzig (Allris).

Enttäuschung über negativen Ratsbeschluss

Der Gutspark Zweinaundorf ist denkmalgeschützt.
Der Gutspark Zweinaundorf ist denkmalgeschützt.  © Anke Brod

"Dieses Votum ist ein Schlag ins Gesicht vieler Mölkauer und Zweinaundorfer Bürger, welche sich ehrenamtlich für die Verbesserung der Lebensqualität in ihrem Wohnort einsetzen", äußerte sich Stadtrat Beyer gegenüber TAG24 zur negativen Ratsabstimmung.

Eine Anfrage von TAG24 an die Stadt Leipzig zum Status Quo wurde indes zur Antwort auf Montag vertagt.

Zur Geschichte: Der Gutspark Zweinaundorf ist als Kulturdenkmal nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz vom 3. März 1993 geschützt. Die Anlage gehört zum heutigen Stadtgut Mölkau, einst Rittergut Zweinaundorf und ist 1324 erstmals urkundlich erwähnt worden.

Leipzig: Moderator wird wohl neuer Funkhaus-Chef beim MDR
Leipzig Moderator wird wohl neuer Funkhaus-Chef beim MDR

In den Jahren 1730 bis 1760 erhielt das herrschaftliche Gehölz unter dem Gutsherrn Dr. Thomas Wagner das Antlitz eines Englischen Gartens. Die Völkerschlacht bescherte später große Schäden. So ließ der damalige Besitzer Kammerrat David Anger das Gut samt Herrenhaus letztlich neu aufbauen.

Nach der Wende ging es 1991 an die Stadt Leipzig über. Zur Errichtung eines Ökologischen Stadtgutes wurden die Gebäude aufwendig saniert und 1998 eröffnet.

2002 übernahm ein Privateigentümer Gut Mölkau, der Park ansich verblieb in öffentlicher Hand.

Mölkauer "Drecksecken" ohne Pflege

Die Anwohner ärgern sich über den Verfall des einst so gepflegten Gutsparks.
Die Anwohner ärgern sich über den Verfall des einst so gepflegten Gutsparks.  © Anke Brod

Anwohnerin Sandra Alexis Kliemke berichtete im TAG24-Gespräch: "Ich bin 1989 geboren und in der Engelsdorfer Straße aufgewachsen unweit des Gutsparks. Anfangs war es super gepflegt und sogar sehr schön und wie ein Bauernhof geführt. Meine Mutter war damals an Rekonstruktionen des gesamten Guts beteiligt."

Selbst beruflich im Garten- und Landschaftsbau unterwegs, schilderte Kliemke weiter: "Ende der 90er Jahre wurde dann immer weniger getan, die Tiere entweder verkauft oder geschlachtet. Es wurde nix mehr gepflegt oder instand gesetzt. Es ist so traurig, dem Verfall zusehen zu müssen."

Ihre Kritik: "Es gibt in Mölkau und auch in Zweinaundorf so viele Drecksecken, die Pflege bräuchten. Aber keiner fühlt sich verantwortlich, also verwildert es weiter..."

Nicht nur diese Mölkauerin wünscht sich: "Ich wäre sehr froh darüber, wenn dort wieder Betrieb herrschte und es wieder wie damals im Stil eines Bauernhofes mit vielen Tieren und Läden schön gepflegt und hergerichtet würde."

Auch im Wald müsse mitunter einiges getan werden, fuhr sie fort und betonte: "Gerade die Östliche Rietzschke müsste vom Zuckelhäuser Ring an durchweg bis zur Mündung saniert, entschlammt und neu befestigt werden."

Wer dabei helfen möchte, dass ein altehrwürdiges Stück Park- und Kulturlandschaft wieder interessant und nutzbar gemacht wird, kann sich auf der Webseite der Stadt Leipzig an der Online-Petition beteiligen. Das Ziel: Den "Gutspark Zweinaundorf in alter Pracht erstrahlen lassen und bürgernah weiterentwickeln".

Titelfoto: Bildmontage / Anke Brod

Mehr zum Thema Leipzig: