Auf Verbrecherjagd am Himmel über Sachsen: TAG24 unterwegs mit "Pirol 523"

Leipzig - Sie patrouillieren nachts über Sachsen und gehören zu den effektivsten "Waffen" bei der Verbrecherjagd: Polizeihubschrauber. TAG24 hatte die Gelegenheit, eine Crew der Bundespolizei auf Luftstreife zu begleiten.

Seit 2001 ist Daniel (43) Pilot bei der Bundespolizei. Hier steht er vor dem Eurocopter H155 – dem "Pirol 523".
Seit 2001 ist Daniel (43) Pilot bei der Bundespolizei. Hier steht er vor dem Eurocopter H155 – dem "Pirol 523".  © Alexander Bischoff

Der blaue Eurocopter H155 steht am frühen Abend in Halle-Oppin. Der kleine Flughafen ist neben Bautzen und Chemnitz einer der drei Stützpunkte, den die in Berlin stationierte Hubschrauberstaffel ansteuert, wenn es zum Einsatz über Sachsen geht.

Pilot Daniel (43) checkt mit Operator "GL" (52) die Maschine. Die Klarnamen sind in der Öffentlichkeit tabu, denn zu den Aufgaben der Hubschrauber-Crews gehören auch heikle Missionen. Etwa der Transport festgenommener Terroristen oder gemeinsame Aktionen mit der GSG9.

Doch heute geht's nur zur Patrouille über Nordsachsen. Kurz vor Sonnenuntergang hebt der "Pirol 523", so das Funkrufzeichen unseres Hubschraubers, ab - zunächst Kurs Leipzig. 

Leipzig: Blitz-Sanierung in Leipziger Hotel: Nachhaltig, modern und doch erschwinglich
Leipzig Blitz-Sanierung in Leipziger Hotel: Nachhaltig, modern und doch erschwinglich

"Wir haben vor allem die Bahngleise im Blick, schauen nach verdächtigen Personen", erklärt Pilot Daniel. Neben Buntmetalldieben machen der Bahn vor allem Automaten-Sprenger zu schaffen. Bis zu zehn Kilometer weit kann die hochsensible Kameratechnik der Polizeihubschrauber blicken - die Nachtkameras bis zu einem Kilometer.

"Entdecken wir Verdächtige, führen wir die Bodenkräfte von hier aus heran“, beschreibt Daniel die Hauptaufgabe der Patrouillen. 

Der Leipziger Hauptbahnhof aus etwa 800 Metern Flughöhe aufgenommen. Die vielen Gleisanlagen sind Schwerpunkte der nächtlichen Hubschrauber-Patrouillen.
Der Leipziger Hauptbahnhof aus etwa 800 Metern Flughöhe aufgenommen. Die vielen Gleisanlagen sind Schwerpunkte der nächtlichen Hubschrauber-Patrouillen.  © Alexander Bischoff

Wer zu tief fliegt, muss mit hohen Strafen rechnen

War mit auf Patrouille: TAG24-Reporter Alexander Bischoff.
War mit auf Patrouille: TAG24-Reporter Alexander Bischoff.  © privat

Graffiti-Sprayer gehören übrigens nicht zu den vorrangigen Zielen. "Die sind meist nur 'Beifang'", erklärt der Pilot. Manchmal müsse die Crew aber sofort runter. "Wenn wir etwa Kinder in Gleisanlagen sehen, wie kürzlich bei Dresden, da bleibt keine Zeit, Bodenkräfte heranzuführen, da greifen wir direkt ein."

Über Dahlen geht es entlang der Bahngleise in etwa 800 Meter Flughöhe nach Torgau. Rund vier Stunden kann der 5-Tonner je nach Zuladung in der Luft bleiben. Mit einer Geschwindigkeit von 270 km/h sind wir in 19 Minuten an der Elbe, in die gerade die Abendsonne blutrot eintaucht.

Dass die blauen Pirole nicht nur Freunde haben, wissen die Piloten. Gerade in Leipzig häufen sich die Beschwerden über nächtlichen Fluglärm. Daniel: "Ganz ohne geht es nun mal nicht, aber unsere Devise lautet: So hoch wie möglich, so nah wie nötig - denn wir wollen ja auch von den Straftätern nicht gehört werden ...". 

Leipzig: Exklusive News! Sport-Prominenz bei Leipziger Nachtlauf am Start, Tickets immer begehrter
Leipzig Exklusive News! Sport-Prominenz bei Leipziger Nachtlauf am Start, Tickets immer begehrter

Die Piloten würden zudem via Radar streng kontrolliert. "Wer ohne Grund zu tief fliegt, riskiert ein fünfstelliges Bußgeld und den Verlust seines Luftfahrerscheins."

Zwischen Torgau und Falkenberg sind an der Bahnlinie verbrannte Bäume zu sehen. Hier tobte im August ein heftiger Waldbrand - ausgelöst von einem funkensprühenden Güterzug. Auch da waren die "Pirole" im Einsatz. "Mit unserer Wärmebildkamera können wir sehr gut versteckte Glutnester aufspüren und die Feuerwehrleute dorthin dirigieren", erklärt Daniel.

Gegen 20.15 Uhr sind wir zurück in Oppin. Auf dem Flugfeld steht schon der kleine Bruder unseres Pirols, ein H135. Vollgestopft mit Nachtsichttechnik steigt er auf und übernimmt die Nachtschicht am Himmel über Sachsen. 

So blicken die Piloten im Bundespolizei-Hubschrauber auf Sachsen. Im Blick haben sie vor allem Bahnanlagen und Grenzgebiete.
So blicken die Piloten im Bundespolizei-Hubschrauber auf Sachsen. Im Blick haben sie vor allem Bahnanlagen und Grenzgebiete.  © Alexander Bischoff

Das können die Eurocopter

Über Sachsen setzt die Bundespolizei drei Hubschrauber-Typen ein. Der Eurocopter H135 (max. Fluggewicht: 2 910 kg, Vmax: 257 km/h, Reichweite: 640 km) ist der wendige Nachtflieger. 

Im H155 (4 920 kg, 324 km/h, 830 km) können bis zu 13 Personen transportiert werden - etwa Entschärfungskommandos oder die GSG9. Auch Gefangenentransporte werden mit der Maschine durchgeführt. 

Der AS 332 "Super Puma" (9 350 kg, 278 km/h, 841 km) ist der Lastenesel, der mit speziellen Löschwasserbehältern auch bei der Waldbrandbekämpfung zum Einsatz kommt.

Titelfoto: Alexander Bischoff

Mehr zum Thema Leipzig: