Brenzlige Situationen für LVB-Mitarbeiter: "Einmal schrieb mir jemand, ich soll mich umbringen"
Leipzig - Im öffentlichen Nahverkehr und im Alltag begegnen sich täglich tausende Menschen. Damit das Aufeinandertreffen zwischen Fremden auch im stressigen Alltag möglichst wertschätzend und sicher verläuft, haben die Leipziger Verkehrsbetriebe eine Kampagne gestartet, in der Mitarbeiter zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten.
Alles in Kürze
- LVB-Mitarbeiter berichten von Beleidigungen und Bedrohungen
- Ein Mitarbeiterin wurde aufgefordert, sich umzubringen
- Die LVB startet eine Kampagne gegen Hass und Hetze
- Leipzigs Polizei unterstützt die Kampagne
- Polizeisprecher warnt vor zunehmender Polarisierung in der Stadtgesellschaft

"Ich wurde schon mehrfach beleidigt – nicht nur als LVB, sondern persönlich", sagt etwa Social-Media-Managerin Franzi. "Einmal hat mir jemand geschrieben, ich solle mich umbringen. Danach hatte ich lange Angst in der Öffentlichkeit. Wir sind keine Maschinen."
Busfahrerin Sandra wünscht sich mehr Geduld. Von sich selbst und von den Fahrgästen. Ihren schönsten Moment hinterm Steuer habe sie an Heiligabend erlebt: "Ich habe gearbeitet, bin am Hauptbahnhof langgefahren und habe von einem Fahrgast ein kleines Dankeschön bekommen. Oder wenn Kinder mal vorkommen und Hallo sagen – das tut gut."
Fahrausweisprüfer Enrico schätzt an seinem Job besonders die Kommunikation mit den Fahrgästen: "Aber wenn man bedroht wird, macht einen das traurig und auch wütend. Ich wünsche mir, dass die Menschen verstehen: Wir machen unseren Job – und sind trotzdem Menschen mit Herz.“

Leipzigs Polizei unterstützt die Kampagne

Unterstützt wird die Kampagne "Gegen Hass und Hetze" auch von der Leipziger Polizei.
In der neuen Folge des LVB-Podcasts spricht Polizeisprecher Olaf Hoppe über das Vorhaben und wie man es schafft, im Alltag Haltung zu zeigen. "Wir werben dafür, der zunehmenden Polarisierung in der Stadtgesellschaft entgegenzutreten", sagte Hoppe im Gespräch mit Moderatorin Julia Menger (43). "Dass wir mehr miteinander kommunizieren, dass wir uns zuhören, dass wir Meinungen zulassen."
Aus Hoppes Sicht sei Leipzig im Besonderen dadurch gekennzeichnet, dass "wir eine durchaus streitbare Stadt sind". Leider würden jedoch immer häufiger auf Worte auch Taten folgen.
Hinzukomme eine sinkende Bereitschaft für Zivilcourage, meint der Polizeisprecher. Das Wichtigste sei, überhaupt etwas zu unternehmen, wenn man Zeuge von Unrecht wird und nicht schweigend wegzuschauen. Dabei solle man sich jedoch nicht selbst in Gefahr bringen. Es reiche völlig aus, den Notruf zu wählen oder andere Menschen miteinzubeziehen, rät Polizeisprecher Hoppe.
Titelfoto: Bildmontage/Jan-Gerrit Vahl/LVB