1300 Beamte im Einsatz: Riesen-Razzia gegen Sachsens Drogenbanden

Leipzig - Großer Schlag gegen die Drogen-Mafia in Sachsen: Rund 1300 Polizeibeamte und Zollfahnder haben am Mittwoch eine der größten Rauschgift-Razzien der Nachwendezeit durchgeführt. Auch die GSG 9 war im Einsatz. Im Mittelpunkt standen neben berauschenden Substanzen vor allem die Vermögenswerte der Mafiosi.

Zahlreiche Mannschaftswagen der Polizei stehen am Quesitzer Rittergut bei Leipzig - hier wurde ein Autohandel durchsucht.
Zahlreiche Mannschaftswagen der Polizei stehen am Quesitzer Rittergut bei Leipzig - hier wurde ein Autohandel durchsucht.  © Ralf Seegers

In den frühen Morgenstunden sprangen an rund 50 Objekten in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin die Türen auf. Beamte von Spezialeinsatzkommandos, von Festnahmeeinheiten und selbst von der GSG 9 stürmten Wohnungen und Geschäftsräume mutmaßlicher Drogenhändler.

"Wir führen hier einen komplexen Schlag gegen Händlerstrukturen der Rauschgiftkriminalität in Sachsen durch", sagte LKA-Präsident Petric Kleine (58), der die Aktion im Leipziger Eisenbahnstraßen-Viertel verfolgte.

Im Raum Leipzig wurden 25 Objekte durchsucht, in Dresden waren es 15, weitere in Jena, Halle, Berlin und Senftenberg.

An der Mügelner Straße in Dresden stellen Fahnder Beweismaterial sicher, das von Verdächtigen aus dem Umfeld der KMN-Gang stammt.
An der Mügelner Straße in Dresden stellen Fahnder Beweismaterial sicher, das von Verdächtigen aus dem Umfeld der KMN-Gang stammt.  © xcitepress

Drogenhändler firmieren als Autohändler oder Gastronomen

Beschlagnahmt: Beamte stellen in Dresden den BMW des Verdächtigen Mustafa K. sicher.
Beschlagnahmt: Beamte stellen in Dresden den BMW des Verdächtigen Mustafa K. sicher.  © xcitepress

Seit dem Sommer hatten Sachsens Rauschgiftfahnder intensiv gegen jene Drogenhändler ermittelt, die in Sachsen den Markt für Crystal, Kokain, Heroin und Marihuana dominieren.

Ein Vielvölkergemisch aus Deutschen, Arabern, Vietnamesen, Russen, Ukrainern, Afghanen, Persern - offiziell firmieren die meisten als Import-Export-Kaufleute, Autohändler oder Gastronomen.

Doch in Hinterzimmern sollen sie den Rauschgifthandel im Freistaat gemanagt haben.

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Offenbar konnte das LKA Erkenntnisse europäischer Fahnder nutzen, denen es im Juni 2020 gelungen war, sogenannte Krypto-Smartphones krimineller Banden zu hacken.

Beamte der Bereitschaftspolizei sichern ein Haus an der Leipziger Kohlgartenstraße, während Drogenfahnder im Inneren die Wohnung von Verdächtigen durchsuchen.
Beamte der Bereitschaftspolizei sichern ein Haus an der Leipziger Kohlgartenstraße, während Drogenfahnder im Inneren die Wohnung von Verdächtigen durchsuchen.  © Silvio Bürger
Mustafa K. (25) aus dem Umfeld der KMN-Gang wurde festgenommen.
Mustafa K. (25) aus dem Umfeld der KMN-Gang wurde festgenommen.  © Peter Schulze

Ermittler beschlagnahmten eine Yacht

LKA-Präsident Petric Kleine (r.) und sein Sprecher Tom Bernhardt (M.) verfolgten die Razzia auf der Eisenbahnstraße - und verschafften dort TAG24-Redakteur Alexander Bischoff einen Überblick.
LKA-Präsident Petric Kleine (r.) und sein Sprecher Tom Bernhardt (M.) verfolgten die Razzia auf der Eisenbahnstraße - und verschafften dort TAG24-Redakteur Alexander Bischoff einen Überblick.  © Ralf Seegers

Von den 16 Haftbefehlen, die Ermittlungsrichter im Vorfeld erlassen hatten, konnten bei der Razzia elf vollstreckt werden.

Sieben Deutsche, zwei Ukrainer und zwei Iraker im Alter zwischen 25 und 41 Jahren kamen in Haft.

Darunter auch der in Dresden hinlänglich bekannte Kriminelle Mustafa K. (25) aus dem Umfeld der KMN-Gang. Sein protziger BMW wurde in Dresden-Reick von der Polizei beschlagnahmt.

Hauptschlagrichtung der gestrigen Aktion war nach Auskunft von LKA-Chef Kleine die Vermögensabschöpfung. Und da langten die Fahnder ordentlich zu: Hochwertige Autos, Luxusuhren und Hunderttausende Euro Bargeld wurden sichergestellt. In Senftenberg beschlagnahmten die Beamten eine Yacht.

Auch Drogen wurden gefunden.

UPDATE, 28. Januar, 15.30 Uhr: 180.000 Euro Bargeld und auch Waffen sichergestellt

Wie die Staatsanwaltschaften in Leipzig und Dresden und das LKA in Sachsen am Donnerstag nachberichteten, wurden während der Razzien eineinhalb Kilogramm einer betäubungsmittelverdächtigen Substanz, über ein Kilogramm Marihuana, ein Kilogramm Haschisch und etwa ein halbes Kilogramm Crystal sichergestellt - außerdem Anabolika, Kokain sowie Cannabis im Gramm-Bereich sowie diverse Utensilien, welche im Zusammenhang mit Drogenkonsum und -handel benötigt werden.

Neben den oben genannten Vermögenswerten beschlagnahmten die Beamten außerdem knapp 180.000 Euro Bargeld, IT-Technik in Form von Laptops, Notebooks, PCs, Festplatten und andere Speichermedien, Mobiltelefone und SIM-Karten, verschiedene Ausweisdokumente und diverse Unterlagen in Papierform. Dazu kommen noch Waffen und Munition, darunter eine Pistole und eine Langwaffe.

Die Ermittlungen dauern an. Die Sichtung und Auswertung dieser großen Menge an Asservaten wird geraume Zeit in Anspruch nehmen und in die weiteren Ermittlungen einfließen, so die Behörden.

Titelfoto: Montage: Ralf Seegers, xcitepress

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