Bodo Ramelow sympathisiert mit AfD? TV-Team zeigt, wie leicht "Deepfakes" zu erstellen sind

Leipzig - Unter einem "Deepfake" versteht man Fotos, Videos oder Audioaufnahmen, die zwar täuschend realistisch wirken, jedoch durch eine künstliche Intelligenz verändert oder verfälscht worden sind - wie zum Beispiel das vermeintliche Gespräch der ehemaligen Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (45, SPD) mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50). Solche Fälschungen sind mittlerweile sehr einfach und von jedermann herzustellen, wie die MDR-Sendung "Voss & Team" bewies.

Mit einfach zu bedienenden Programmen kann heutzutage jeder einen "Deepfake" erstellen. (Symbolbild)
Mit einfach zu bedienenden Programmen kann heutzutage jeder einen "Deepfake" erstellen. (Symbolbild)  © 123RF/andranik2018

Mithilfe von IT-Experte Nico Müller wollten die "Voss & Team"-Moderatoren "Deepfakes" von Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens erstellen und diese dann damit konfrontieren.

Unter anderem mit der künstlichen Intelligenz bearbeitet wurde Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Die Linke). "'Fake News' und 'Deepfakes' sind ein großes Problem, vor allem in der Politik. Sie sind mittlerweile sehr einfach nachzustellen und in den Medien bereits präsent", so Müller.

Um nun etwa Bodo Ramelow ein paar falsche Worte in den Mund zu legen, müssen nur einige wenige Schritte beachtet werden: Nachdem ein Video der Person in hoher Auflösung gefunden wurde, wird die künstliche Intelligenz mithilfe eines für jedermann erhältlichen Programms mit ausgewählten Audiosequenzen daraus gefüttert.

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Danach kann ein beliebiger Text manuell eingetippt werden, der dann in der Tonlage und dem Sprachrhythmus der zu verfälschenden Person wiedergegeben wird. Auch das dazugehörige Video samt Sprechbewegungen wird von der KI anschließend angepasst.

Bodo Ramelow: "Mein einziges Kapital bleibt meine Authentizität!"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Die Linke) wurden durch eine künstliche Intelligenz ganz andere Worte in den Mund gelegt.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Die Linke) wurden durch eine künstliche Intelligenz ganz andere Worte in den Mund gelegt.  © Martin Schutt/dpa

In dem Beispiel von "Voss & Team" lässt der thüringische Ministerpräsident dann verlauten: "Ich würde eine Zusammenarbeit mit AfD nicht ausschließen, denn die AfD besteht nicht nur aus Björn Höcke, sondern auch aus bürgerlichen Kräften die sich an demokratische Werte halten".

"Also vom Ton hätte ich das auf jeden Fall sein können. Die Mundbewegungen stimmen nicht ganz überein. Aber in einem Radiospot würde ich euch das so abnehmen, ich kann mich sogar daran erinnern, einzelne Textfragmente so gesagt zu haben", so Ramelow, als er die Aufnahmen zu Gesicht bekommt.

In seinem politischen Alltag hat der MP immer wieder mit diesem Phänomen zu tun, etwa mit Bildmontagen. "Da ist mir schon schummrig geworden. Das einzige Kapital, was mir dann als Politiker bleibt, ist meine Authentizität - dass man mir glaubt, dass ich so etwas nicht sagen würde", schätzte der 67-Jährige ein.

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Wie IT-Experte Nico Müller weiß, wird die KI künftig nur noch besser werden, etwa, wenn sie mit mehr Datensätzen wie weiteren Videos und Bildern gefüttert wird. "Da braucht es dann technische Modelle und Programme, die solche 'Deepfakes' künftig erkennen", weiß der Experte.

Die ganze Folge von "Voss & Team" seht Ihr in der MDR-Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/andranik2018, Martin Schutt/dpa

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