Leipziger Hafenleiche (†25): Mordanklage gegen 20-Jährigen nach grausamem Raub

Leipzig - Rund acht Monate nach dem grausamen Fesselmord an einem Homosexuellen im alten Leipziger Hafenspeicher hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den letzten Liebhaber des Opfers erhoben. Motiv war demnach weder ein Beziehungsstreit noch sexuelles Verlangen, sondern Habgier.

Die alten Speicher im Lindenauer Hafen - im vorderen Gebäude mit dem zerstörten Dach wurde ein Mann ermordet.
Die alten Speicher im Lindenauer Hafen - im vorderen Gebäude mit dem zerstörten Dach wurde ein Mann ermordet.  © Polizei

Es war einer der härtesten Fälle, die Leipzigs Kripo im vorigen Jahr zu lösen hatte: Am 27. Juli entdeckten zwei "Lost Places"-Fotografen in einer Kellerkammer des verfallenen Speichers am Lindenauer Hafen den Leichnam von Daniel P. (25).

Der aus dem Erzgebirge stammende Mann, der sich in Leipzig als Prostituierter durchschlug, war vor seinem Tod mit Paketband gefesselt worden und vermutlich an einem Knebel im Mund erstickt.

Anfang September nahm die Mordkommission seinen letzten Lover unter Tatverdacht fest.

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Am gestrigen Montag nun informierte die Staatsanwaltschaft, dass sie Kevin R. (20) "wegen Mordes in Tateinheit mit besonders schwerem Raub mit Todesfolge" angeklagt habe.

Zwar hat das Landgericht noch nicht über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden, doch der Jugendkammer dürfte ein spannender Indizienprozess bevorstehen.

Daniel P. (25) wurde vor seinem Tod gefesselt, geknebelt und beraubt.
Daniel P. (25) wurde vor seinem Tod gefesselt, geknebelt und beraubt.  © privat

Das Sterben muss lang und grausam gewesen sein

Polizisten tragen Beweismittel aus dem alten Speicher. Jetzt wurde Mordanklage gegen einen 20-Jährigen erhoben.
Polizisten tragen Beweismittel aus dem alten Speicher. Jetzt wurde Mordanklage gegen einen 20-Jährigen erhoben.  © Silvio Bürger

Den Ermittlungen zufolge soll der damals 19-Jährige das Opfer mit der Aussicht auf ein erotisches Abenteuer an einem außergewöhnlichen Ort in die nur schwer zugängliche Kellerkammer des alten Speichers gelockt und dort gefesselt haben. Allerdings stand Kevin R. der Sinn nicht nach Sex.

Laut Anklage hatte er es einzig auf die EC-Karte von Daniel P. abgesehen.

Nach dem Raub soll er sein gefesseltes und geknebeltes Opfer hilflos in der teilweise überfluteten Kellerkammer zurückgelassen haben. Das Sterben muss lang und grausam gewesen sein.

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Die EC-Karte führte die Kripo letztlich auf die Spur des Verdächtigen. Laut Anklage hob er mehrere Hundert Euro vom Konto des Opfers ab.

Die Ankläger sehen daher gleich drei Mordmerkmale - Habgier, Heimtücke und die Ermöglichung einer Straftat (Raub). Kevin R. bestreitet die Vorwürfe.

Titelfoto: Montage: Polizei; privat, Silvio Bürger

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