Razzia beim MEK! Mit geklauter Munition auf Kollegen geschossen

Leipzig - Der nächste Skandal erschüttert Sachsens Polizei. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen 25 Beamte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) Leipzig sowie gegen eine Polizeiärztin wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt und Diebstahls mit Waffen. Hintergrund ist ein gewaltsames Aufnahmeritual in die Elitetruppe.

Das MEK bei einem Einsatz 2019 in Bautzen.
Das MEK bei einem Einsatz 2019 in Bautzen.  © Lausitznews/Toni Lehder

Böses Erwachen für 23 Verdächtige am Mittwoch im neuen MEK-Skandal. Ermittler durchsuchten Wohnungen und Büros der Kollegen. Gleichzeitig wurde der Leipziger MEK-Führer Thomas W. (54) seines Kommandos enthoben. Ihm und seinem Stellvertreter wurde zudem die Ausübung der Dienstgeschäfte verboten.

Was war geschehen? Am 3. Dezember 2020 hatten die Elitepolizisten, die vor allem für heikle Observationen und Notzugriffe herangezogen werden, in Leipzig eine bizarre Weihnachtsfeier zelebriert. Bei dieser sollen zwei neue MEK-Angehörige zum Abschluss ihrer Probezeit einer speziellen Aufnahmeprozedur unterzogen worden sein.

Der Vorwurf: Einem der "Frischlinge" sei dabei mit einer so genannten Blauwaffe - einer Glock FX, die für Zielübungszwecke Farbpatronen verschießt - aus Nahdistanz auf den unbedeckten Oberkörper geschossen worden.

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Der schmerzhaften Mutprobe soll auch die neue Polizeiärztin Dorit H. beigewohnt haben, die im Anschluss die Hämatome des Neulings behandelte.

Beamte des MEK werden zumeist zu Observationen herangezogen, bei denen es zum Notzugriff kommen kann. Wenn sie mit Farbmunition üben, müssen sie spezielle Schutzkleidung tragen.
Beamte des MEK werden zumeist zu Observationen herangezogen, bei denen es zum Notzugriff kommen kann. Wenn sie mit Farbmunition üben, müssen sie spezielle Schutzkleidung tragen.  © Bodo Marks/dpa
Mit solch einer Blauwaffe trainieren Spezialeinheiten der Polizei den Ernstfall. Die verschossenen Farbprojektile zeigen an, wo am Körper der Gegner getroffen wurde.
Mit solch einer Blauwaffe trainieren Spezialeinheiten der Polizei den Ernstfall. Die verschossenen Farbprojektile zeigen an, wo am Körper der Gegner getroffen wurde.  © Arne Dedert/dpa

Wurden Ermittlungen mit Rücksicht auf alten Landespolizeichef ausgebremst?

Hat Ärger mit ihren Spezialkräften: LKA-Präsidentin Sonja Penzel (51).
Hat Ärger mit ihren Spezialkräften: LKA-Präsidentin Sonja Penzel (51).  © Thomas Türpe

Die Farbmunition sollen die MEK-Beamten zuvor aus der eigenen Waffenkammer gestohlen haben. Im Zuge der Ermittlungen im Munitionsskandal des Dresdner MEK sei man auf die neuen Straftaten gestoßen, hieß es aus dem Landeskriminalamt.

"Trotz der schwerwiegenden Vorbelastungen aus dem Munitionsskandal, welcher unser Haus und seine Mitarbeiter hart be- und getroffen hat, verstehen es einzelne Kollegen in verantwortlichen Stellungen leider noch immer nicht, dass Gesetzestreue und ein hohes Maß an Anstand die Grundlage für ein Bild von Ritterlichkeit sind", ging LKA-Präsidentin Sonja Penzel (51) mit den Chefs der Spezialeinheiten hart ins Gericht.

Brisant: Der jetzt abgesetzte Kommandoführer Thomas W. gilt als hochdekorierter Elitepolizist. Er gehörte jahrelang zur Führung des SEK, war dessen Taktik-Ausbilder und ein enger Freund des am 31. März in den Ruhestand gegangenen Landespolizeipräsidenten Horst Kretzschmar (62).

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Insider vermuten, dass der Skandal vom LKA deshalb erst nach Kretzschmars Verabschiedung öffentlich gemacht wurde.

Titelfoto: Bildmontage: Bodo Marks/dpa, Arne Dedert/dpa

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