Vermieter bot Geld fürs Ausziehen: Täuschte Leipziger Immobilienfirma Eigenbedarf vor?

Leipzig - Wer in Leipzig auf Wohnungssuche geht, hat es oft nicht leicht – jeder möchte die schönste Wohnung in bester Lage und das für möglichst wenig Geld. Dass einige Menschen, die eigentlich gar nicht ans Umziehen denken, regelrecht gezwungen werden, sich mit dem Wohnungsmarkt zu beschäftigen, zeigt nun der Beitrag "Vorgetäuschter Eigenbedarf – Mieter werden aus lukrativen Vierteln vertrieben" des MDR-Magazins "Exakt" zeigt.

Kommt die Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarfs in Haus geflattert, ist oft guter Rat teuer. (Symbolbild)
Kommt die Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarfs in Haus geflattert, ist oft guter Rat teuer. (Symbolbild)  © Christin Klose/dpa-tmn

Eine der Betroffenen ist Astrid, die seit 20 Jahren mit ihrer Tochter in Zentrumsnähe in der Messestadt lebt. Seit ihre Wohnung vor zwei Jahren verkauft wurde, hat sie nur noch Ärger mit dem neuen Vermieter Sven S., der gleichzeitig Geschäftsführer der Leipziger Immobilienfirma United Capital RE GmbH ist.

Doch nicht als dieser stellte er sich seiner Mieterin damals vor, sondern als Vermieter, der ihr die Wohnung wegen Eigenbedarfs zum vergangenen August kündigte. Seine Begründung sei gewesen, dass er selbst in einer zu kleinen Behausung lebe und daher eine repräsentative Wohnung mit Balkon suche.

Seltsam an dieser Geschichte ist laut MDR allerdings, dass das Haus, in dem Astrid lebt, auf der Webseite der Firma als Referenzobjekt für Kapitalanleger angegeben ist. Wie ist das möglich, wenn die Wohnung doch Sven S. privat gehört?

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Dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, merkte Astrid recht schnell. Was nahezu mit Telefonterror und ständigen Briefen begann, endete damit, dass das Schloss der Wohnung mehrfach zugeklebt worden war. Schlussendlich bot Sven S. seiner Mieterin sogar Geld, damit sie ihm die Wohnung früher überließ, was jedoch nicht infrage kam.

Ähnliches erlebten auch andere Mieter aus Leipzig, die lieber anonym bleiben wollen. Auch ihnen schrieb er, dass er die Wohnung selbst nutzen möchte. Und: "Wenn sie Ende August ausziehen, würde ich sie gerne auch noch finanziell dafür entschädigen", heißt es in einer E-Mail (Rechtschreibung übernommen).

Laut einem weiteren Opfer sollen diese Schikanen die Mieter einfach zum Auszug bewegen, damit schnell umgebaut und danach deutlich teurer vermietet werden könne.

Was passiert, wenn Eigenbedarf angemeldet wird, der Vermieter aber nicht selbst einzieht?

In Leipzig sind mittlerweile mehrere Menschen betroffen, dessen Vermieter behauptet, die Wohnung selbst nutzen zu wollen – ob das wirklich stimmt, ist allerdings fraglich.
In Leipzig sind mittlerweile mehrere Menschen betroffen, dessen Vermieter behauptet, die Wohnung selbst nutzen zu wollen – ob das wirklich stimmt, ist allerdings fraglich.  © 123rf/tupungato

Fakt ist: Kündigt ein Vermieter seinem Mieter wegen Eigenbedarf, zieht dann aber selbst nicht ein, kann das für ihn unangenehme Konsequenzen haben – möglicherweise steht dann sogar der Tatbestand des Betrugs im Raum. United Capital wollte sich gegenüber dem MDR nicht näher dazu äußern.

Astrid hat derweil zwei weitere fristlose Kündigungen erhalten – und das noch vor Ablauf der Kündigungsfrist. Diese Maßnahme diene "aus meiner Sicht nur dem Zwecke, mich mürbe zu machen", sagt sie.

Am kommenden Dienstag geht der Fall in die nächste Runde – neben zwei weiteren wird die Eigenbedarfsklage vor dem Leipziger Amtsgericht verhandelt.

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Was weitere Betroffene mit der Firma erlebten, welche Mittel diese noch einsetzte und warum sie gegen die Leipziger Studentenzeitung "luhze"klagen wollte, erfahrt Ihr im kompletten Beitrag in der MDR-Mediathek.

Titelfoto: 123rf/tupungato

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