Das Corona-Kinderbuch, das China wegen eines Satzes zensieren ließ

Leipzig/Hamburg - Der Leipziger Antiquar und Galerist Martin Koenitz (53) hat eines der letzten Exemplare des Kinderbuchs "Ein Corona-Regenbogen für Anna und Moritz" ergattert.

Antiquar und Galerist Martin Koenitz (53) mit dem "Skandalbuch".
Antiquar und Galerist Martin Koenitz (53) mit dem "Skandalbuch".  © Ralf Seegers

Die Originalausgabe des Kinderbuchs war 2020 im Hamburger Carlsen-Verlag erschienen. Der ließ die Restauflage auf Intervention von China einstampfen.

"Ich bin fassungslos und hätte eigentlich erwartet, dass sich der Verlag vor sein Produkt und die Autoren stellt, statt gegenüber China einzuknicken", sagt Koenitz.

Offiziellen chinesischen Stellen war ein Satz in dem an sich harmlosen Corona-Aufklärungsbuch für Kinder aufgestoßen: "Das Virus stammt aus China und hat sich von dort aus auf der ganzen Welt ausgebreitet."

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Die nächste Auflage wird ohne den umstrittenen Satz erscheinen, kündigte der Verlag an.

Aber wieso das Ganze? Dem Bayerischen Rundfunk erklärte ein Carlsen-Sprecher nach Angaben von buchreport.de: "Da uns die Formulierung zur Herkunft des Virus mit Blick auf die Zielsetzung des Buches von untergeordneter Relevanz erscheint, haben wir uns entschieden, den Satz aus dem Buch zu streichen.“

Diesen Satz will China nicht mehr lesen: Der Verlag reagierte mit Selbstzensur.
Diesen Satz will China nicht mehr lesen: Der Verlag reagierte mit Selbstzensur.  © Ralf Seegers

Für Martin Koenitz ist das Zensur, die ihn empfindlich an DDR-Zeiten erinnert. Sein Exemplar soll nun an einen Sammler zensierter Bücher gehen.

Titelfoto: Bildmontage / Ralf Seegers

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