"Die Anwohner haben Angst": Leipzig will sich an Planverfahren für Projekt Gleisdreieck beteiligen

Leipzig - Auf dem Gelände des ehemaligen "Black Triangle" in Leipzig entsteht ein neues Kulturzentrum mit Clubs, Bars und Cafés. So zumindest die Idee der Leipziger Stadtverwaltung und Kulturschaffenden. Nun soll das Planverfahren für das Projekt starten und auch die Stadt sich daran beteiligen. Gleichzeitig gibt es noch so einige Hürden, die genommen werden müssen.

Die Planungen für ein neues Kulturzentrum auf dem Gelände des ehemaligen "Black Triangle" in Leipzig schreiten voran. Gleichzeitig kommt es zu Spannungen mit den Anwohnern. Sie fürchten, im Zuge des Vorhabens verdrängt zu werden.
Die Planungen für ein neues Kulturzentrum auf dem Gelände des ehemaligen "Black Triangle" in Leipzig schreiten voran. Gleichzeitig kommt es zu Spannungen mit den Anwohnern. Sie fürchten, im Zuge des Vorhabens verdrängt zu werden.  © Violettta Kuhn/dpa-Zentralbild/dpa

"Wir müssen noch einiges bewegen und auch den Sorgen der Anwohner entgegenkommen", erklärte Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek während der Online-Sitzung des Leipziger Stadtrates am Mittwoch und sprach damit gleich eine der größten Baustellen des Vorhabens an.

Hinter dem Projekt Gleisdreieck verbirgt sich die Idee, auf dem Gelände des ehemaligen "Black Triangle" im Leipziger Stadtteil Marienbrunn ein neues Kulturzentrum zu schaffen. Zunächst als neuer Standort für die von Schließung bedrohten Clubs "Distillery" und "TV Club" gedacht, nahm die Idee schnell Fahrt auf und wurde schließlich unter anderem um Galerien und Cafés ergänzt.

Für Freunde der Leipziger Clubkultur ist das Projekt Gleisdreieck ein spannendes Vorhaben und ein Hoffnungsschimmer angesichts einer zuletzt zunehmend von Verdrängung bedrohten Szene.

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Eben diese Sorge treibt nun die Anwohner rund um das Gebiet in Marienbrunn um.

Betroffene sollen ihre Interessen einbringen: Stadtrat hofft auf Konsens

Er hofft weiter, dass die Entwicklung des Projektes einvernehmlich erfolgt: Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (62, SPD).
Er hofft weiter, dass die Entwicklung des Projektes einvernehmlich erfolgt: Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (62, SPD).  © Caroline Seidel/dpa

"Die Anwohner haben Angst, verdrängt zu werden. Diese Sorgen müssen beachtet werden", erklärte Stadtrat Thomas Kumbernuß (Die Partei). "Es geht nicht darum, das Projekt zu behindern, aber die Fronten sind aktuell verhärtet. Dem müssen wir entgegenwirken."

Sogar von Enteignungen scheint mittlerweile die Rede gewesen zu sein, so auch am Mittwoch im Stadtrat. "Wir müssen sorgfältig abwägen, welcher Eindruck nach außen geht", betonte FDP-Stadrat Sven Morlok. "Der Eindruck soll nicht entstehen, dass Enteignungen möglich wären."

Mit dem Planverfahren soll nun unter anderem ermöglicht werden, dass alle durch das Projekt betroffenen Gruppen ihre Interessen einbringen und zu einer gemeinsamen Lösung finden können. Die Stadträte gaben Oberbürgermeister Burkhard Jung (62, SPD) am Mittwoch drei Dinge mit auf den Weg:

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  • Die Stadt soll eine Unterstützung des Projektes durch Kostenbeteiligung prüfen. 300.000 Euro sind dabei bereits für die Erstellung von Gutachten und Planungsleistungen eingeplant.
  • Kulturellen und sozio-kulturellen Einrichtungen der Stadt soll angeboten werden, das Projekt zu unterstützen, weiterzuentwickeln und zu stärken.
  • Darüber hinaus steht eine Mitgliedschaft der Stadt im Kuratorium der Leipziger Club- und Kulturstiftung im Raum.

"Wir stehen ohne Wenn und Aber zum Projekt", erklärte Oberbürgermeister Jung noch. Auch er drückte seine Hoffnung darüber aus, dass die weitere Entwicklung des Vorhabens einvernehmlich erfolgt.

AfD-Stadtrat will Gelder nicht für Techno ausgeben

Thomas Kumbernuß, Stadtrat der Partei Die Partei in Leipzig, bei einer Anti-Legida-Demo im Jahr 2015. (Archivbild)
Thomas Kumbernuß, Stadtrat der Partei Die Partei in Leipzig, bei einer Anti-Legida-Demo im Jahr 2015. (Archivbild)  © Ralf Seegers

Der Antrag wurde schließlich mit großer Mehrheit beschlossen. Lediglich neun Stadträte stimmten dagegen, zwölf weitere enthielten sich.

AfD-Stadtrat Roland Ulbrich hatte zuvor noch eine Ablehnung durch seine Fraktion angekündigt. "Ich sehe keinen Sinn darin, dass Techno durch öffentliche Gelder gefördert wird. Wer das mag, soll das gern bezahlen. Aber das ist ja auch keine Hochkultur."

Thomas Kumbernuß wies seinen Stadtratskollegen nochmals freundlich darauf hin, dass auf dem Areal "kein Technotempel" entstehen soll, "sondern auch Galerien und Cafés". Er merkte außerdem an, dass am kommenden Mittwoch (3. März) der Stadtbezirksbeirat Süd tagt und das Thema dort noch einmal aufgegriffen werde.

"Ich hoffe, dass die Anwohner dabei sind", so Kumbernuss.

Titelfoto: Violettta Kuhn/dpa-Zentralbild/dpa

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